AUSGLEICHSVERHANDLUNGEN
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Auß dem wol zusehen, das sie gestalt brots vnnd weins für brot vnnd
wein nach weyß etlicher alten leerer genomen haben6, hwie auch brot
vnnd weinn species et formae, das ist, leipliche gestalten vnnd fürbildun-
gen seind deren ding, die der herr imm abentmal zusagt vnnd darbeütet,
5 nemlich seins heiligen leibs vnnd bluts, die ein speiß vnnd dranck sein
der gleübigen seelenh7 Dieser artickel würdti inn der Apologj mit eim
spruch Cyrillj erkläret vnnd befestiget, der inn vnnser Apologi auch ein-
bracht8, | vnnd der warheyt, die wir jnn vnserer Confession dieses f.19v
artickels halb nach inhalt vnnd vermöge götlicher schrifft bekennet
10 haben, gleich vnnd gemess9.
Weyters haben wir inn dem teyl der fürsten Confession, inn dem die
lehre erzelet würdt, nichs mögen finden, das auch der worten halb eim
christen zubekennen könde beschwerlich sein, sonder alles ist vnnsers
glaubens vnnd verstendtnüs der götlichen schrifft eben vnnd gemess,
15 Stymmet auch aller ding mit vnnser Confessionn.
Im anderen theil aber der Confession, da sie, was by jnenn geänderet,
fürgebenn, würdt gemeldet, wie sie niemand zu des herren abentmal
lassen, der nicht gebeicht habe, examiniert vnnd absoluiert sye10, Jtem
das sie by der mess vnnd sunst die gewonlichen ceremonien nicht
20 mercklich geändert haben, brauchen noch ordnung der lectionen inn der
mess, das lateinisch gesang vnnd der gleichenn11, welches wol zu Wit-
temberg vnnd etlichen anderen orten, aber doch auch nit zu aller zeyt,
also gehalten wurdt; an vilen ortenn aber, auch jnn Sachsen, würt es nit
also gehalten, wie dan zu Nürnberg die beycht oder das anzeygen, eh
h)-h) S: unterstrichen. - i) S: folgt gestr.: auch.
6. In Johannes Oekolampads »Dialogus, quid de eucharistia veteres tum Graeci tum
Latini senserint« von 1530 findet sich keine Stelle in dem angegebenen Sinn. Bei
Philipp Melanchthon läßt sich in den »Sententiae veterum aliquot scriptorum de
Coena Domini« vom gleichen Jahr lediglich feststellen, daß eine Aussage über die
species panis et sanguinis im Gegensatz zu Bucers Mitteilung die Veränderung der
species betont (CR Mel 23, Sp.743f.).
7. Vgl. dazu uns. Ausg. Bd.3, S. 131f.
8. Cyrill von Alexandrien wurde zwar sowohl in der Apologie der Augustana als
auch in der Apologie der Confessio Tetrapolitana zitiert (vgl. BS, S. 248 und uns.
Ausg., Bd. 3, S. 289f.) Melanchthon und B. bezogen sich aber auf verschiedene Stellen
seiner Werke.
9. Zur Abendmahlslehre B.s im Frühjahr 1532 vgl. auch sein »Bekantnüs auff dem
tag zu Schweinfurt« Pollet I, S. 69-79.
10. Vgl. BS, S. 97.
11. Im 26 Art. der Confessio Augustana heißt es, daß von den Unterzeichnern des
Bekenntnisses »viel Ceremonien und Tradition gehalten (werden), als Ordnung der
Messe und andere Gesäng, Feste etc.« (BS, S.106). Im 24. Art. war aber schon mit-
geteilt worden, »daß an etlichen Orten teutsch Gesänge, das Volk damit zu lehren und
zu üben, neben lateinischen Gesang gesungen werden« (ebd. S.91 f.).
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Auß dem wol zusehen, das sie gestalt brots vnnd weins für brot vnnd
wein nach weyß etlicher alten leerer genomen haben6, hwie auch brot
vnnd weinn species et formae, das ist, leipliche gestalten vnnd fürbildun-
gen seind deren ding, die der herr imm abentmal zusagt vnnd darbeütet,
5 nemlich seins heiligen leibs vnnd bluts, die ein speiß vnnd dranck sein
der gleübigen seelenh7 Dieser artickel würdti inn der Apologj mit eim
spruch Cyrillj erkläret vnnd befestiget, der inn vnnser Apologi auch ein-
bracht8, | vnnd der warheyt, die wir jnn vnserer Confession dieses f.19v
artickels halb nach inhalt vnnd vermöge götlicher schrifft bekennet
10 haben, gleich vnnd gemess9.
Weyters haben wir inn dem teyl der fürsten Confession, inn dem die
lehre erzelet würdt, nichs mögen finden, das auch der worten halb eim
christen zubekennen könde beschwerlich sein, sonder alles ist vnnsers
glaubens vnnd verstendtnüs der götlichen schrifft eben vnnd gemess,
15 Stymmet auch aller ding mit vnnser Confessionn.
Im anderen theil aber der Confession, da sie, was by jnenn geänderet,
fürgebenn, würdt gemeldet, wie sie niemand zu des herren abentmal
lassen, der nicht gebeicht habe, examiniert vnnd absoluiert sye10, Jtem
das sie by der mess vnnd sunst die gewonlichen ceremonien nicht
20 mercklich geändert haben, brauchen noch ordnung der lectionen inn der
mess, das lateinisch gesang vnnd der gleichenn11, welches wol zu Wit-
temberg vnnd etlichen anderen orten, aber doch auch nit zu aller zeyt,
also gehalten wurdt; an vilen ortenn aber, auch jnn Sachsen, würt es nit
also gehalten, wie dan zu Nürnberg die beycht oder das anzeygen, eh
h)-h) S: unterstrichen. - i) S: folgt gestr.: auch.
6. In Johannes Oekolampads »Dialogus, quid de eucharistia veteres tum Graeci tum
Latini senserint« von 1530 findet sich keine Stelle in dem angegebenen Sinn. Bei
Philipp Melanchthon läßt sich in den »Sententiae veterum aliquot scriptorum de
Coena Domini« vom gleichen Jahr lediglich feststellen, daß eine Aussage über die
species panis et sanguinis im Gegensatz zu Bucers Mitteilung die Veränderung der
species betont (CR Mel 23, Sp.743f.).
7. Vgl. dazu uns. Ausg. Bd.3, S. 131f.
8. Cyrill von Alexandrien wurde zwar sowohl in der Apologie der Augustana als
auch in der Apologie der Confessio Tetrapolitana zitiert (vgl. BS, S. 248 und uns.
Ausg., Bd. 3, S. 289f.) Melanchthon und B. bezogen sich aber auf verschiedene Stellen
seiner Werke.
9. Zur Abendmahlslehre B.s im Frühjahr 1532 vgl. auch sein »Bekantnüs auff dem
tag zu Schweinfurt« Pollet I, S. 69-79.
10. Vgl. BS, S. 97.
11. Im 26 Art. der Confessio Augustana heißt es, daß von den Unterzeichnern des
Bekenntnisses »viel Ceremonien und Tradition gehalten (werden), als Ordnung der
Messe und andere Gesäng, Feste etc.« (BS, S.106). Im 24. Art. war aber schon mit-
geteilt worden, »daß an etlichen Orten teutsch Gesänge, das Volk damit zu lehren und
zu üben, neben lateinischen Gesang gesungen werden« (ebd. S.91 f.).