Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 4): Zur auswärtigen Wirksamkeit: 1528 - 1533 — Gütersloh, 1975

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29141#0465

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
VOM MANGEL DER RELIGION

461

Stat. Wie auch warlich ir ambt das höchst vnnd notwendigst ist, Haltenn
ob Christlichenn gesetzenn, der Religion vnnd zuchtenn. Darumb were
gut, das sie schweren mustenn, disen Göttlichenn befelch mit den aller-
höchstenn trewenn zuuerichten, also das sie meineydig vnnd eerlos sein,
ir leib vnd gut verfallen92 haben soltenw, wo sie erfundenn, ir ampt
geferlicher weis93 gegen ieman nachgelassenn oder ieman in seiner
missethat vergeholfennx94 habenn.
Solchen ernst mit disen Zuchtherrenn solle nieman seltzam95 oder
zugros zusein achtenn. Dan solche Zuchtherrenn ie vnd ie96 vnd in
allen rechtgeschaffenenn politien97 gewesenn vnd noch sind.
Man sihet wol, was ein iede Stat fur fleis vnd ernst ankheret, das die
gemeine gefell98 recht ein-|gesamlet, behaltenn99 vnnd angelegt werdenn,
Das die Stat mit Bewenny vnd feyhlem marckt100 versehenn vnnd vor
den feinden bewarett werdenn. Nub ligt aber ongleichlich101 mer an
Christlicher religion vnnd zucht, dann an allen zeitlichemz gut, bewena,
narung vnd schutz vor den leiblichenn feinden immer gelegenn sein mag.
So staht das Gottes wort da: Verflucht sey, der das werck Gottes in straff
des argenn vahrlessig verrichtet [Jer 48,10].
So ist auch offenbar, wo nit ein trewer vnnd gantz ernstlicher fleis in
diser sachenb furgewendet wirt, das alles vergebens vnnd ein lautter102
gespött vnnd hon der Götlichen M[aieste]t. sein wirt. Das weyss man.
Nun sicht man, was ernst Gott gebrauchet in straffenn. Darumbc wol
den obrenn, die seinem zorn mit den ordenlichenn straffen furkhomen103.
Ferner aber wirt auch von nötten sein, der kleyder vnnd köstlicheit104
halbenn, ird zechenn gesetz105 zwmachen vnnd zubestimmen, was man
iedes mal an iedem ort fur malzeytenn, vnderzechen106 vnnd schlaf-
truncken nemen vnd geben solle, vnd nit druber. |
w) angefügt: solten. - x) korr.aus: vberhopfenn. - y) Bawen B. - z) zeichtli-
chen B. - a) bawen B. - b) korr.aus: sach. - c) eingefügt: Darumb. - d) in B.
92. Verlustig gehen, verlieren durch Einziehung.
93. In böser Absicht.
94. Durchgeholfen (dazu geholfen, ohne Strafe durchzukommen).
95. Schwierig.
96. Von jeher.
97. Geordneten Stadt- oder Staatswesen.
98. Einkünfte (Steuern).
99. Erhalten.
100. Mit Wehrbauten und gutgehenden Handelsgeschäften (mit festen Gebäuden
und offenem, preisgünstigem Markt).
101. Unvergleichlich.
102. Reines.
103. Vorbeugen, zuvorkommen.
104. Üppigkeit, Luxus.
105. Verordnung, die den Verzehr und Ausschank in den Wirtshäusern begrenzt.
106. Dämmerschoppen.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften