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ZUR AUSWÄRTIGEN WIRKSAMKEIT 1528-1533
Soweit Luther das alles lehre, müsse man ihm zustimmen. In Frank-
furt habe man Luthers Schriften stets neben denen der Kirchenväter
geehrt; letztes Richtmaß müsse aber die hl. Schrift bleiben. - Dann geht
Bucer auf die Gefahren der Sektenbildung ein; in der Abendmahlsfrage
beruft er sich vor allem auf Johannes 6. Kirchenväterzitate aus Melanch-
thons Schrift an Myconius sollen seine Ansicht stützen.
Dazu kommt noch ein Canon des Nicaenischen Konzils. -
Das Abendmahl sei eine geistliche, himmlische Speise der Seelen, so
daß nicht das äußere Anfassen und Essen entscheidend sei; keine We-
sensverwandlung und räumliche Angrenzung finde statt; Christus sei
nur »sakramentlich« gegenwärtig, nicht mit gewöhnlicher Speise zu
vergleichen, denn er werde beim Genuß der Elemente nicht in seiner
Natur beeinträchtigt. Nur der Glaube fasse diese Speise, nicht Sinne und
Vernunft. Zu diesem Bekenntnis der alten Kirche stünden auch die
Frankfurter Prediger.
Der Vorwurf des Aufruhrs wird mit dem Hinweis darauf zurückge-
wiesen, daß der Rat in Frankfurt den Predigern Schutz gewähre.
Von der Beichte habe man keineswegs abgeraten, auch Luthers Kate-
chismus nicht abgelehnt, man habe auch nicht gleichmacherisch ver-
schiedene Ämter und Dienste am Leibe Christi geleugnet, Ordnung und
Gehorsam ausdrücklich gefordert. Der Vergleich mit Münzer sei völlig
aus der Luft gegriffen. Schmeichler in Luthers Umgebung hätten diesen
Unfrieden gestiftet. Man wolle aber in jeder Form zu Einigkeit und
Frieden beitragen und alles meiden, was Unwillen erregen könne; im
Unwesentlichen nachzugeben, erfordere die Liebe Christi. Nur was der
Herr selbst befohlen, sei zu halten. Noch einmal wird zum Schluß die
unio sacramentalis gelehrt, die natürliche Einheit zwischen den sakra-
mentalen Elementen und dem Fleisch und Blut Christi zurückgewiesen.
Nur im Glauben empfange man Leib und Blut Christi. Wolle Luther
trotz dieser Übereinstimmungen mit seiner Lehre die Prediger in Frank-
furt nicht als Brüder im Glauben annehmen, dann müsse man alles in
Gottes Hand legen; das Bemühen um Einheit aber müsse fortgesetzt
werden. Da es um Gottes Wahrheit gehe, sei falscher Friede durch bloßes
Nachgeben abzulehnen.
C. Gedanklicher Zusammenhang von »Bericht«, Epistola
und »Entschuldigung«
Das lateinisch gehaltene Schreiben Bucers ad fratres Francofordienses
faßt die Hauptgedanken des »Berichtes« thesenhaft zusammen, wenn
auch in der Frage der unio sacramentalis Modifikationen in der Formu-
lierung auffallen. Die »Entschuldigung« dagegen zieht sich ganz auf den
ZUR AUSWÄRTIGEN WIRKSAMKEIT 1528-1533
Soweit Luther das alles lehre, müsse man ihm zustimmen. In Frank-
furt habe man Luthers Schriften stets neben denen der Kirchenväter
geehrt; letztes Richtmaß müsse aber die hl. Schrift bleiben. - Dann geht
Bucer auf die Gefahren der Sektenbildung ein; in der Abendmahlsfrage
beruft er sich vor allem auf Johannes 6. Kirchenväterzitate aus Melanch-
thons Schrift an Myconius sollen seine Ansicht stützen.
Dazu kommt noch ein Canon des Nicaenischen Konzils. -
Das Abendmahl sei eine geistliche, himmlische Speise der Seelen, so
daß nicht das äußere Anfassen und Essen entscheidend sei; keine We-
sensverwandlung und räumliche Angrenzung finde statt; Christus sei
nur »sakramentlich« gegenwärtig, nicht mit gewöhnlicher Speise zu
vergleichen, denn er werde beim Genuß der Elemente nicht in seiner
Natur beeinträchtigt. Nur der Glaube fasse diese Speise, nicht Sinne und
Vernunft. Zu diesem Bekenntnis der alten Kirche stünden auch die
Frankfurter Prediger.
Der Vorwurf des Aufruhrs wird mit dem Hinweis darauf zurückge-
wiesen, daß der Rat in Frankfurt den Predigern Schutz gewähre.
Von der Beichte habe man keineswegs abgeraten, auch Luthers Kate-
chismus nicht abgelehnt, man habe auch nicht gleichmacherisch ver-
schiedene Ämter und Dienste am Leibe Christi geleugnet, Ordnung und
Gehorsam ausdrücklich gefordert. Der Vergleich mit Münzer sei völlig
aus der Luft gegriffen. Schmeichler in Luthers Umgebung hätten diesen
Unfrieden gestiftet. Man wolle aber in jeder Form zu Einigkeit und
Frieden beitragen und alles meiden, was Unwillen erregen könne; im
Unwesentlichen nachzugeben, erfordere die Liebe Christi. Nur was der
Herr selbst befohlen, sei zu halten. Noch einmal wird zum Schluß die
unio sacramentalis gelehrt, die natürliche Einheit zwischen den sakra-
mentalen Elementen und dem Fleisch und Blut Christi zurückgewiesen.
Nur im Glauben empfange man Leib und Blut Christi. Wolle Luther
trotz dieser Übereinstimmungen mit seiner Lehre die Prediger in Frank-
furt nicht als Brüder im Glauben annehmen, dann müsse man alles in
Gottes Hand legen; das Bemühen um Einheit aber müsse fortgesetzt
werden. Da es um Gottes Wahrheit gehe, sei falscher Friede durch bloßes
Nachgeben abzulehnen.
C. Gedanklicher Zusammenhang von »Bericht«, Epistola
und »Entschuldigung«
Das lateinisch gehaltene Schreiben Bucers ad fratres Francofordienses
faßt die Hauptgedanken des »Berichtes« thesenhaft zusammen, wenn
auch in der Frage der unio sacramentalis Modifikationen in der Formu-
lierung auffallen. Die »Entschuldigung« dagegen zieht sich ganz auf den