DUBIOSUM
521
gott allein durch den verdienst christi, durch den er vnns allein gnedig
ist vnnd zu kynderen annympt vnnd, wie Paulus zun Ephesiern [1,5.6]
sagt, im selb angenem macht. Solicher verdienst mag weder Marie,
syner wurdigen muter, noch einicher creatur nit zugeben werden.
5 Christus ist allein, der alles widerpringt im hymel vnnd erde, Eph. I.[10].
Dorumb pryset in Paulus ein einigen mitler zwischen gott vnd dem
menschen, wie nur ein einiger gott ist; dann do er i. Thimoth. 2.[5]
schribt: ein gott vnnd ein mitler zwischen gott vnnd den menschen, brucht er im
griechischen das wortlin slq, das des orts7 souil thut als einig, das er
10 Christum ein einigen mittler prysen wil, wie gott ein einiger gott ist.
Dorumb meldet nit allein die geschrifft von keynem anderen mitler,
sonder pryset Christum den einigen vnd ist also nit allein on geschrifft,
sonder wider die geschrifft, so man diesen Titel yemands anders zugibt;
erlößer, heylandt, Christus heißt eben das, das mitler zwischen vnns vnd
15 gott; dorumb lestert der Christum schwerlich vnnd schmeht syn muter,
der ir auch disen titel geben wil. Diß beweren auch die schrifften8 von
den burgern anzogen, wie yeglichem, so die warheit fassen kan, leicht
zuuerston ist. Sy synd | auch in irem rechten naturlichen verstandt an-
zogen, das ein yeder Christ erkhennen muß, der sy mit einfeltigem herzen
20 an denen orten, danen her sy genomen syndt, lyset, des wollen wir vnns
vff die selbigen ort beruefft haben.
Allein das thun wir hiezu, das wir wider Peter huzen bekennen, das
sagen Mariam vnsere furbitterin syn9, auch wider die geschrifft ist vnd
nit nur von der geschrifft nit außtrugklich gemeldet10, dann solichs also
25 verstanden wirdt, das sy vnns by gott vnnd [sic!] verzyehung der sundeb,
abwendung vnglugks vnd bescherung glucks erwerbe, anders hat man
das wortlin bißher nit gepredigt. Darumb auch nit zuachten ist, das es
der huz anders verston wolle, dann er sich ye also erzeigt, als der den alten
Irthung11 vertheydigen wolle. Nun bewysen vnns aber die angezognen
30 vnd andere schrifften, das den gloubigen Christus erworben hab, das der
vatter sy so lieb hat, das er, Christus selb, nit mehr fur sy bitten derffe,
Joh. 17.; sy haben das ewig leben, der vatter wurt sy zu dem sun nemen,
vnd was vns guts vom vatter geben vnd boßes abgewendet wurt, ist alles
b) Davor gestrichen: synde.
7. An dieser Stelle.
8. Vgl. S. 526.
9. Latinismus: dem Akkusativ mit Infinitiv nachgebildet.
10. Bürger II: »Das er aber sagt, es sey nitt wider die geschrifft, das Maria vnser
fürbitterin sey, darauf sagen wir, dieweil es kain grundt in der geschrifft hatt, solt
gnantter Petter nestler E.W. befelch nach solchs nitt geprediget haben, Er solt je
nichts dan die klar lautter geschrifft bredigen.«
11. Irrtum.
130b
521
gott allein durch den verdienst christi, durch den er vnns allein gnedig
ist vnnd zu kynderen annympt vnnd, wie Paulus zun Ephesiern [1,5.6]
sagt, im selb angenem macht. Solicher verdienst mag weder Marie,
syner wurdigen muter, noch einicher creatur nit zugeben werden.
5 Christus ist allein, der alles widerpringt im hymel vnnd erde, Eph. I.[10].
Dorumb pryset in Paulus ein einigen mitler zwischen gott vnd dem
menschen, wie nur ein einiger gott ist; dann do er i. Thimoth. 2.[5]
schribt: ein gott vnnd ein mitler zwischen gott vnnd den menschen, brucht er im
griechischen das wortlin slq, das des orts7 souil thut als einig, das er
10 Christum ein einigen mittler prysen wil, wie gott ein einiger gott ist.
Dorumb meldet nit allein die geschrifft von keynem anderen mitler,
sonder pryset Christum den einigen vnd ist also nit allein on geschrifft,
sonder wider die geschrifft, so man diesen Titel yemands anders zugibt;
erlößer, heylandt, Christus heißt eben das, das mitler zwischen vnns vnd
15 gott; dorumb lestert der Christum schwerlich vnnd schmeht syn muter,
der ir auch disen titel geben wil. Diß beweren auch die schrifften8 von
den burgern anzogen, wie yeglichem, so die warheit fassen kan, leicht
zuuerston ist. Sy synd | auch in irem rechten naturlichen verstandt an-
zogen, das ein yeder Christ erkhennen muß, der sy mit einfeltigem herzen
20 an denen orten, danen her sy genomen syndt, lyset, des wollen wir vnns
vff die selbigen ort beruefft haben.
Allein das thun wir hiezu, das wir wider Peter huzen bekennen, das
sagen Mariam vnsere furbitterin syn9, auch wider die geschrifft ist vnd
nit nur von der geschrifft nit außtrugklich gemeldet10, dann solichs also
25 verstanden wirdt, das sy vnns by gott vnnd [sic!] verzyehung der sundeb,
abwendung vnglugks vnd bescherung glucks erwerbe, anders hat man
das wortlin bißher nit gepredigt. Darumb auch nit zuachten ist, das es
der huz anders verston wolle, dann er sich ye also erzeigt, als der den alten
Irthung11 vertheydigen wolle. Nun bewysen vnns aber die angezognen
30 vnd andere schrifften, das den gloubigen Christus erworben hab, das der
vatter sy so lieb hat, das er, Christus selb, nit mehr fur sy bitten derffe,
Joh. 17.; sy haben das ewig leben, der vatter wurt sy zu dem sun nemen,
vnd was vns guts vom vatter geben vnd boßes abgewendet wurt, ist alles
b) Davor gestrichen: synde.
7. An dieser Stelle.
8. Vgl. S. 526.
9. Latinismus: dem Akkusativ mit Infinitiv nachgebildet.
10. Bürger II: »Das er aber sagt, es sey nitt wider die geschrifft, das Maria vnser
fürbitterin sey, darauf sagen wir, dieweil es kain grundt in der geschrifft hatt, solt
gnantter Petter nestler E.W. befelch nach solchs nitt geprediget haben, Er solt je
nichts dan die klar lautter geschrifft bredigen.«
11. Irrtum.
130b