DUBIOSUM
523
nit der kunfftigen seligen rüg23, derhalben fasten, weynen vnd wachen
dem woren gepett der glaubigen allweg inn der geschrifft zugeordent
wurdtc24 Vnd deshalben gedengkt die geschrift nienen25 mit einem wort,
das die abgestorbnen heiligen ettwas betten, sonder so sie inen ruwg26
5 zuschreibt, zeigt sie gnung an, das nit bett27 dann betten aus mangel
vnd vnrug ist.
Vnd dawider ist nit, das Paulus von Christo schreibt, er vertrett vns28;
dis meynet er gar nit, das er fur vnns bitte, den er selb sagt zu den
Aposteln: | ich sag nit, das ich den vatter fur vch betten werde, dann der vatter 132 a
10 liebet vch selbs [Jo 16,26.27], sunder das er erschinet fur vns vor gott als
der ein ewige erlosung erfunden, Heb. 9.[12] vnd mit eim einigen opfer die
geheiligten gar vollendet hat, Heb. 10.[14]. Von gott redt oft die geschrifft
als von eim Menschen, vmb blodigkeit willen vnsers Verstands. Gott
hat von ewigkeit, ehr der welt grundt, die seynen erwelet, vnd das durch
15 Christum, Eph.i.[4], das also sein leyden vnd vertrettung bezalung,
genungthoung ist, ein mal bescheen, aber durch die gott allen gnad be-
wyßen hat, so ye geweßen, auch ehr dan er gelitten hat, vnd bewyßen
wurt allen, so yemer werden vnd zu kynderen gottes verordent syndt.
Es fichtet auch nit hiewider, das vom gepett der heiligen am v.vnnd
20 viii.Apocalips.[5,8;8,3.4] geleßen wirt, dann diß buch [spricht] an ge-
melten orten nit vom gebett der abgestorbnen, sonder der hiewonenden
heiligen.
Es bestadt auch nit das Argument29, die heiligen bitten fur vns hie,
dorumb so bitten sie auch dort fur vns, sy weynen hie mit den weynen-
25 den30, trauren mit den traurenden, solten sie das darumb auch dort thun,
wo were dann ir ruw vnnd selige freyd?
Zum andern, ob glich mocht byprocht31 werden, das die abgestorbe-
nen heiligen fur vnns betteten, so were dennoch wider die schrifft, sie als
furbitter anzurueffen, dann es nit kundt gescheen, dan vß Mißglaub des,
c) gestr.: ist.
23. Ruhe.
24. Vgl.Mt 17,21; Apg14,23; IKor7,5; Eph6,18; Kol4,2.
25. Nirgends.
26. Vgl. Anm. 23.
27. Gebet nichts als ... ist.
28. Ro8,34.
29. Bürger II: »Das er [scil.Hutz] aber weitter gesagt hatt, die heiligen seien vnser
mittler vnd fursprechen, dan die lieb bleib in in vnd weich nitt ab durch das sterben,
darauf sagen wir: der spruch Paulj [1 Kor 13,8], so er spricht, die lieb hör nitt auff, sol
verstanden werden von der lieb der menschen, die auff erden wandlen, dero lieb hört
nitt auff, seim nechsten guets Zuthun, Er redt aber nichts von der lieb der abgestorben,
das wirt sich erfunden, so man den text wol ansicht.«Vgl. S. 529 und S. 534 mit Anm. 98.
30. Ro12,15.
31. Beigebracht.
523
nit der kunfftigen seligen rüg23, derhalben fasten, weynen vnd wachen
dem woren gepett der glaubigen allweg inn der geschrifft zugeordent
wurdtc24 Vnd deshalben gedengkt die geschrift nienen25 mit einem wort,
das die abgestorbnen heiligen ettwas betten, sonder so sie inen ruwg26
5 zuschreibt, zeigt sie gnung an, das nit bett27 dann betten aus mangel
vnd vnrug ist.
Vnd dawider ist nit, das Paulus von Christo schreibt, er vertrett vns28;
dis meynet er gar nit, das er fur vnns bitte, den er selb sagt zu den
Aposteln: | ich sag nit, das ich den vatter fur vch betten werde, dann der vatter 132 a
10 liebet vch selbs [Jo 16,26.27], sunder das er erschinet fur vns vor gott als
der ein ewige erlosung erfunden, Heb. 9.[12] vnd mit eim einigen opfer die
geheiligten gar vollendet hat, Heb. 10.[14]. Von gott redt oft die geschrifft
als von eim Menschen, vmb blodigkeit willen vnsers Verstands. Gott
hat von ewigkeit, ehr der welt grundt, die seynen erwelet, vnd das durch
15 Christum, Eph.i.[4], das also sein leyden vnd vertrettung bezalung,
genungthoung ist, ein mal bescheen, aber durch die gott allen gnad be-
wyßen hat, so ye geweßen, auch ehr dan er gelitten hat, vnd bewyßen
wurt allen, so yemer werden vnd zu kynderen gottes verordent syndt.
Es fichtet auch nit hiewider, das vom gepett der heiligen am v.vnnd
20 viii.Apocalips.[5,8;8,3.4] geleßen wirt, dann diß buch [spricht] an ge-
melten orten nit vom gebett der abgestorbnen, sonder der hiewonenden
heiligen.
Es bestadt auch nit das Argument29, die heiligen bitten fur vns hie,
dorumb so bitten sie auch dort fur vns, sy weynen hie mit den weynen-
25 den30, trauren mit den traurenden, solten sie das darumb auch dort thun,
wo were dann ir ruw vnnd selige freyd?
Zum andern, ob glich mocht byprocht31 werden, das die abgestorbe-
nen heiligen fur vnns betteten, so were dennoch wider die schrifft, sie als
furbitter anzurueffen, dann es nit kundt gescheen, dan vß Mißglaub des,
c) gestr.: ist.
23. Ruhe.
24. Vgl.Mt 17,21; Apg14,23; IKor7,5; Eph6,18; Kol4,2.
25. Nirgends.
26. Vgl. Anm. 23.
27. Gebet nichts als ... ist.
28. Ro8,34.
29. Bürger II: »Das er [scil.Hutz] aber weitter gesagt hatt, die heiligen seien vnser
mittler vnd fursprechen, dan die lieb bleib in in vnd weich nitt ab durch das sterben,
darauf sagen wir: der spruch Paulj [1 Kor 13,8], so er spricht, die lieb hör nitt auff, sol
verstanden werden von der lieb der menschen, die auff erden wandlen, dero lieb hört
nitt auff, seim nechsten guets Zuthun, Er redt aber nichts von der lieb der abgestorben,
das wirt sich erfunden, so man den text wol ansicht.«Vgl. S. 529 und S. 534 mit Anm. 98.
30. Ro12,15.
31. Beigebracht.