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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 4): Zur auswärtigen Wirksamkeit: 1528 - 1533 — Gütersloh, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.29141#0532

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ZUR AUSWÄRTIGEN WIRKSAMKEIT 1528-1533

[15-18]; daselbst arguirt Paulus wider die, die das gesaz Mosche als not-
wendig zur Seligkeit furgaben, auch den Christen. Vnd ist diß der Innhalt
seins arguments: Eins Menschen Testament, zusag oder bundt thut man
nichts hinzu, noch vil weniger soll man gottes testament, das ist ver-
heyssung vnnd bundt, ettwas hinzu thon. Der hat nun verheyssen den
segen allen kyndern abrahe, das ist allen gleubigen durch synen somen53
Christum, vnd hat nüt hinzu gesezt, wann sy sich beschnyden lassen vnd
136a das gesaz Mosche halten. Darumb soll | kein Mensch dasselbig hinzu
sezen, sonder frey bekennen, wer an Christum glaube vnd also vom
rechten somen Abrahe sye, das der den segen habe vnd selig sy, ob er
glich nymmer beschnitten wurde vnd andere geseze Mosche, so nit dem
glauben vnd lieb anhangen, hielte. Diß ist S. Paulus argument. Also nun
hat der herr verheissen, was wir in synen namen bitten, das werde der
vatter vns geben54 vnd hat der furbitt do weder Marie noch der heiligen
gedocht. Dorumb soll auch kein mensch die hinzu sezen vnd Christus
Testament vnd Zusag wollen vncreftig machen vnd vngnungsam. Diß
haben wir wollen von den zweyn spruchen, 5.Mosche am 12.vnd
Galat. 3., von testament anzeigen; das aber diß der recht naturlich ver-
standt sye, beruhen wir vnns vff die angezogne ort selb.
Den spruch 2. Mosche 20.[5] betreffen, so die burger anzogen haben55:
Ich bin dyn gott, ein yferer, sagen wir, das er recht vnd wol anzogen ist vnd
auch stragks wider die ehr erbiethung Marie vnd der heiligen ist, wie sie
gemeynlich bißher gepredigt vnnd gehalten ist, dan man luter nebengött
vnnd abgotter auß inen gemacht hat; was ists anders dan Mariam fur
gott gesezt, do man ir singt56: »sy gegruesset, ein kunigin der Barm-
herzigkeit, vnser leben, suesse vnd hoffnung«. Item: »in aller not komm
vnns zu hilff, Maria«. Derglichen findt man auch von anderen heiligen,
das man im offentlichen kirchen gesang den heiligen zugeben hat, das
136b allein gott gepuret. Nun heyst das Gott | fur got halten, das man alle
hilff vnd trost by im allein such. So man dann nun by Maria vnd den
heiligen hilff vnd trost zu seel vnd leyb gesuchet, hat man ware abgotter
vß inen gemacht vnd ist solich ir eererbietung stragks in angezognen
53. Samen.
54. Jo 15,16.
55. Bürger II: »Das er [scil.Hutz] aber sagt, der spruch im andern Buch Moisy am
20 capittel [2 Mos 20,5], so gott spricht: ich bin dein gott ain eyferender gott, Red allein
wider die frembden götter, verbiet aber die Eerbietung Marie vnd der heiligen nitt,
das laß wir zu, wir wöllen Mariam vnd die heiligen in gott Eeren vnd gott in inen,
wöllen aber nitt abgött auß inen machen, das dan geschech, wa wir vnser hertz vnd
Zuuersicht in sy stelten, das wil vnd mag gott nitt erleiden, wie durch Esaiam gesagt
ist am 28 capittel [20]: das Bett ist eng, also das der ander hinnab feit, vnnd der Mantel
schmal, mag sy nitt beid bedecken ...«
56. Das Salve regina; vgl. dazu L. Eisenhofer: Grundriß der Liturgik des Römischen
Ritus. 5.Aufl., bearb. von J.Lechner. 1950. S.327.

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