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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0125
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BERICHT AUSS DER HEYLIGEN GESCHRIFT

121

geli die schuldt, das doch die krafft Gottes ist, sälig zu machen alle, die dran
glauben, das der liebe Gott, uns von disem zorn zu retten, zusendet. Also gieng
es aber auch bey den alten, wie wir das bey dem Tertulliano und Eusebio lesen:
was leydens und unfals Gott uber die welt, vonwegen das sy sein heyliges Evangeli
verachteten und verfolgeten, in allen schanden und lasteren ymer zunomen10,
schicket, gaben sy alles dem heyligen Evangeli und denen, die im glaubten, zu11,
wüteten dann desto meer wider soliche mit allerlei pein und marter, dadurch sy
dann den zorn Gottes nur ymer weiter anbrennen machten.
So dann nun leyder zu disen unsern zeitten dises jamers sich | [5] | fil zufil sehen
lasset und uns Gott schwerers täglich trewet12 an hymmel, erden und leuten, bey
welchen doch alles so jämerlich zerspalten und zerruttet ist, und sich so offen-
barlich zu entlicher zerstörung richtet, wille warlich gepuren allen, die Gott
kennen, die täglich umb heiligung seines namens und erweytterung seines reichs
betten, sich mit höchstem ernst dahin zu richten, das das arm völcklin, so Christ-
lichen namen tregt, und in diser so gar zerrutten zeit ist wie schäfflin on einen
hirten, zu unserm Herren Jesu Christo, dem Ertzhirten und bischoff unserer
seelen13, versandet werde, nit versaume die zeit seiner heimsuchung, höre seines
heylands wort, die doch wort sind des ewigen lebens, ergebe sich in sein gemeyn,
an seinen leib, dadurch ime dann allein mag geholffen werden, und es entgohn
dem unträglichen zorn Gottes, der sich uber die ungleubige welt so scheinbar und
erschrecklich herfurer thut. Es ist nur ein Gott, ein Christus, ein Evangelium, ein
glaub und ein christlich sälig leben, dohin müssen wir kommen, einerley gesinnet
sein und reden und under uns keine spaltung haben, solle uns geholffen werden.
Ich wille inen, spricht Gott durch den propheten Jeremiam, als er der welt das heyl
verheysset, geben ein hertz und einen weg, das sy mich vor augen haben alle tag, domit ynen
und yren kinderen noch inen wol seye, Jere. 32 [39].
Fil schreyen, sy wissen nit, wie sy dran seyen, die gelerten seyen selb der sachen
nit eins, wie sy dann den rechten weg treffen sollen. Ist aber warlich nichts. Der
Herr hatt sein heiligs Evangeli befolhen zu predigen allen creaturen, und nit ver-
gebens, so dancket er dem vatter, das er die geheymnuß seines reichs den klein-
verstendigen eroffnet, und sagt: Wer nur den willen seines vatters thun wölle, der
werd erkennen von seiner lere, ob die auß Gott seye, oder er von im selb rede14.
Darumb, wer | [ 6] | in disem so hellen liecht, das uns Gott zu diser zeit hat lossen
uffgohn, den weg des Herren nit weißt, der will in nit wissen.
Doch damit niemandt sich zu entschuldigen15’ habe, gepuret den obren, die
Christum, unseren Herren, auch anrüffen und doher erkennen müssen, das sy iren
gwalt von im, unserm Herren, dem dann der vatter allen gwalt in hymel und erden
geben, haben und gesetzet sind uber seine schäfflin und werck seiner hende, die sy
10. Zunahmen.
11. Gaben ... zu = lasteten an.
12. Drohen.
13. Vgl. 1 Petr 2,25.
14. Vgl. Jo 7,17.
15. Sich von Schuld freisprechen.
 
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