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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0146
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142

IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

zeugnüß uber sie143. Also hat im144 auch Paulus all wegen gethon, wann in ein
oberkeit nit wolt gedulden, ist er davon zogen, wie wir das an jetz gemelten orten
der geschichten lesen. Zu Philippi zohe er hin auch auff freuntliche bit der ober-
keit. Schlecht145, der Christ weißt, das aller gewalt von Gott ist, dem widersetzet
er sich nimmer, er habe dann von Got des besonderen befelch, dann so ergibt er
sich auch dem creutz, wie alle Propheten, der Herr selbs und die Apostel gethon
haben.
146Derhalb werden sich die recht von Gott Gesandten prediger also herfürthun:
Nochdem sy nun by inen selb gewiß sind, das inen Gott sein heyligs wort vor
anderen mitgeteylet hatt, und sehen, das es vilen an dem noch manglet und die
schäfflin Gottes irrgehn, befinden auch, das sy Gott treibet, die empfangene war-
heit dem armen irrenden völcklin außzuspenden, iren Herren Jesum offentlich zu
bekennen und seine eer gegen den lugen und verfürungen des Satans zu redten,
so werden sy doch nit gleich herauswischen, den nächsten auff ein kantzel | d 3 b |
stohn wider allen gmeinen brauch und ordnung oder sunst ein rottung und unruw
anrichten, dann Got ein Got des fridens und der ordnung ist147, sonder werden
sich fleissig umbsehen, wie sy, unverletzet gemeiner preüch und ordnung und
vor allem der ordenlichen oberkeit nit zuwider, platz und gelegenheit bekom-
men, ir ampt auff das fügelichst anzutretten, finden sy die, als sy die gewißlich an
denen orten finden werden, do Got will, das sy predigen söllen, werden sy mit
aller gehorsamkeit und uffsehen des H.geysts irem ampt nachkommen und die
außspendung Götlicher geheimnüs angreiffen. Wo sie aber dise gelegenheit nit
funden und bevorab, do148 in die ordenliche oberkeit zu predigen verpeutet, sy
irer statt verweiset und dergleichen ernst wider sy furnimmet, do werden sy kein
zweifel haben, Got wölle nit, das sy an disem ort predigen, werden mit den
Apostlen den staub von füssen schutlen und anderen platz suchen.
149Also sehen wir, das der liebe Got zu disen zeiten, do er uns sein heiligs
Evangelion etwas reiner wider wolte mitteilen, die sachen angeschicket hat, das
die gemeinen ordnungen am wenigsten zerruttet worden sind. Der Bapst und die
Bischoffen hattens dahin bracht, das meinigklich meinet, inen gepüret allein, das
predigampt zu bestellen. Dobey hat sie der grösser gewalt noch bißher schirmen
wöllen. Gott aber hats also geschicket, das fast alle erste prediger eben die ge-
wesen sind, welche dise genante geystlichen uff iren hohen schulen durch ire
weihen und andere ordnung zum predigampt tauglich erkennet haben, ja, so sy
Got mit seinem H. Evangeli erleuchtet und dasselbige zu predigen getriben hatt,
seind sy auch schon nach aller gemeiner ordnung im dienst und ampt der predig
oder lerens gewesen.
143. Vgl.Mt 10,14.
144. Für sich.
145. Schlicht, kurzum.
146. Wie die rechten prediger sich zumpredigampt dargeben. [Marg.].
147. Vgl. I Kor 14,33.
148. Und bevorab, do: und besonders da, wo.
149. Wie disen zeiten die prediger des Evangeli in ir ampt kommen. [Marg.].
 
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