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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0149
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BERICHT AUSS DER HEYLIGEN GESCHRIFT

145

kunde, | e 1 b | setzeten, noch haben sy sie gesetzet. Also ließ Paulus Timotheum
in Epheso, befalch im, das leereampt tauglichen darzu und geschickten zu be-
fehlen, niemand bald die hend uffzulegen. Und Tito befalch er, die kirchen in
Creta also zu versehen164. Und wiewol die Apostel in iren wahlen die gemeine
oberkeiten nit geprauchet, als sy dann der zeit wider das Evangeli waren, so haben
sy aber auch nit allgemeine lerer fur gantze stette und communen eingesetzt, die
an offnen plätzen, dohin ein gantz gemein sich versamlet, geprediget hetten, wie
es by uns ist, sonder nur fur ire heufflin und die sich ires ampts besonders an iren
orten in besonderen heuseren gepraucheten. Sunst, alß die Apostel sich aller zeit-
lichen ordnungen gemäß gehalten haben, were inen nichts liebers gewesen, dann
der oberkeit will und hilff, so sy sich hiezu hetten prauchen lassen, in bestellung
solicher wichtiger gemeiner ämpter zu geprauchen. Auß disem allem achten wir,
wie die Sache bey unß jetz derzeit staht, das dermassen möchte fruchtbar gehan-
delt werden.
165Erstlich, das jede kirche durch zuthun und hilff der oberkeiten etliche
dapffere, verstendige, gotsälige menner hette, welche sampt den dieneren des
worts der kirchen haußhaltung verwalteten, und was deren besserlich sein möchte,
hulffen versehen, anrichten und darob halten166. Dann schlecht als wir gemeinen
haben, so groß und dazu so onerübet in geistlichen sachen, daran es offt keinen
mer fälet dann eben denen, die sich die allerbesten zu sein vermeinen, so were es
bey uns Gott versuchet, so man mit der gantzen gemein alles handlen wolte. Das
wir aber zu sölichem versehen und regieren der kirchen gern verstendige, erübte
leyen mit den predigern verordnet hetten, ist die ursach. Man solle je sehen, was
Got jedem zu thun gegeben.167So wurts warlich der buchstab und schrifft168
übung on weiter erfarnüs | e 2 a | menschlichs thuns auch nit alles außrichten, das
man den predigern die kirchen in allem allein befelhen solte. Wol gubernieren169
ist auch ein gabe des heyligen geysts, 1. Corinth. 12 [4ff.], die sich offt gar vil herr-
licher lasset sehen bey denen, die wir leyen nennen, dann bey uns allein schul-
gelerten. Welches man auch zwar täglich erferet, das wir, wie etwan auch die
Philosophi thäten, wo man uns machen lasset, offt mehr zerrutten und verstören,
dann radt schaffen, auch eben dann, wenn wir meinen, die sachen am allerbesten
anzurichten. Die gaben seind nit einerley, hirtenampt, gubernierampt ist ein
anders, dann das ampt, gschrifft außzulegen und leren. Derhalben, dieweil in
regierung der kirchen aus verstandt des worts alles gehandlet werden solle,
müssen vor allem da sein, die in demselbigen erübet seyen. Und so dann auch gar
fleissig darauff zusehen, was jeder mensch tragen kan, wie jeder zu fieren seye, in
dem aller eusserlichen umbestend wol ist warzunemen, in welchem erfarne, ver-
nünfftige, weyse leyen gemeinigklich mehr vermögen dann wir, so allein uß den
164. Vgl.Tit 1,5.
165. Wie eltisten der kirchen orden. [Marg.].
166. Über das Amt der Ältesten vgl. Seeberg, R. I, S. 194.197.450.
167. Der buchstab on erfarnüß nutzet nit vil. [Marg.].
168. Vgl. Augustin: De spiritu et littera; CSEL 60.
169. Lenken, regieren (= kybernein)
 
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