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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0176
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

schen, so irethalb arg und on liebe sind, gibt, ire liebe und wolthätigkeit biß uff
die kinder irer geliebten zu erstrecken, ja er selb erstrecket sy also in menschen,
wievil mehr wurt er das in im selb thun gegen seinen geliebten, der doch die lieb
selb ist, auch seiner liebe von keinem anderen, sonder allein auß im selb ursach
nymmet. Wir lieben, das wir zuvor gut sein und lieblich befinden, er machet gut
und lieblich, was er liebet.
299Daher ists dann, das Gott in allen seinen zusagen, do er besondere liebe und
gnad zugesagt, dieselbige auch den kinderen der seinen versprichet. Ich will, sagt
er, dein und deines somens Gott sein, Gen. 17 [7], das ist heyland an leib und seel.
Dann dise zusag in ir hat das ewige leben, derhalb auß solicher rede, das der herr
gesagt, er sey der Got Abraham, Isaac und Jacob, schleusset Christus, das dise
heyligen ewig leben und wider werden von todten erstohn, welches schliessen nit
bestehn möchte, wann dises: Ich bin ir Got, das nit in sich hette: Ich bin ir heyland
an seel und leib, in zeit und in ewigkeit. | k 3 a |
Nun so wir dan, die Christum erkennen, ware kinder Abrahe sind, Gal. 3 [7],
hat uns Gott diß auch verheissen, nit allein unser, sonder auch unser kinder Got,
das ist ewiger heiland, zu sein, wol nit aller, die nach dem fleisch von uns geboren
werden, wie Ismahel vom Abraham, damit sein freye wahl bestande, aber viler, die
nach der verheissung geboren werden, und mehr dann von allen anderen. Nit alle
Hebreer hat er mit seinem geyst begabet, jedoch hat er auch aus keinem anderen
volck mehr angenommen. Dis eusserliche predigen götlicher gnaden ist immer
bey inen gewesen wie jetzund bey uns. Nun ists je gewiß, das der Herr sein wort
nit vergebens außsendet. Auß solichem grund hatt dan auch der H. Paulus der
glaubigen kinder heylig geheissen, so nur eins von eltern Christen ist, 1. Cor. 7 [14].
300Es ist uns auch auff die geheimnüß der wahl nit zu sähen, sonder auff die
gemeine zusage Gottes, wie wir auch thun, so wir fur jederman betten, ob wir wol
wissen, das etliche in heyligen geyst und zum tod sünden301, fur die nit zu bitten
ist, doch solang uns söliche nit bekandt seind, lassen wir das gebett fur jederman
gehn, Gott dem Herren doch das recht seiner wahl alweg vorbehalten. Es geht ja
im gebett vor allem: Dein nam werde heylig302. Darumb: was wir bitten, betten wir,
so ferr das zu heyligung götlichs namens diene.
Wie wir dann nun die zusag Gottes haben, er wölle unser kinder Got, das ist
heyland, sein und sy halten als seine bundtsgenossen, welchs er thut, so er sy
seinem sun, unserem Herren, schencket, also sollen wir Gottes namen uber unsere
kinder anrieffen und inen umb dise gemeinschaft götlichs bundts betten, so wir
dan dasselbige uff Gottes zusagen thun, doch zu heyligung seines namens sollen
wirs je mit glauben thun. Glauben wir dann, das wir erlangen, was wir bitten als
doch zu heyli | k 3 b | gung Götliches namens, müssen wir warlich unsere kinder
auch als die Götlichs bundts verwandt sind halten und glider Christi erkennen,
299. Got verspricht seine genad alweg auch der seinen kinder. [Marg.].
300. wie wir fur jederman betten. [Marg.].
301. Vgl. Mt 12,31.
302. Mt6,9.

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