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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0197
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BERICHT AUSS DER HEYLIGEN GESCHRIFT

193

dise herrliche thatt und lere Christi, da jetz von gehandlet, das so gar tröstlich
Evangeli, allweg gelesen würde und also der kirchen mit worten und Sacramenten
fürgehalten, das Christus, unser Herr, ist kommen, auch under den unsprechenden
kindern sich den heyland des menschlichen geschlechts zu beweysen und also
allenthalb zu suchen und sällig zu machen, das verloren ist, wie er das auch selb
der kinden halb geredt hatt. Matth. 18 [10f.].
Wir haben nun hievon eben vil wort geprauchet, es will aber auch seer vil daran
gelegen sein, das diß Evangeli, dise bekentnüß und glaub yn der kirchen Gotes
steyff und unwanckelbar bleybe und bestande, das nemlich der Herr auch eyn
heyland der kinder seye, auch sy newgepere, in seinen tod begrabe und zum
ewigen leben ufferwecke, welchs alles die kirch durch den Tauff solle bezügen, und
das dem umbkeren unsers gantzen glaubens und heyls, alß ob dasselbige an unser
vernunfft und an unseren wercken hafftete, in dem heytig378 und Christlich be-
gegnet werde. Dann da füret der Teüffel warlich nit, das er uns hierein wider
füret379. Diß alles wöllen, lieben Brüder, Ewere Prediger uns zugut haben, dan
uns warlich hie treybet die eer Christi, wöllen sy auch nit verdencken, das sy
wölten also den glauben umbkeren und die säligkeit uff unsere werck setzen oder
auch verleücknen, das unser Herr Jesus auch der kinder heyland ist: Allein dieweil
sich solchs auß irer meinung ettwas erzöget380 und sehen lasset und der Satan
| 04a| tausentlistig ist, offt durch die es gar nit darfür halten, dise warheit filfeltig
verhinderet und seine lugen uffredet, haben wir diß also müssen ettwas weitt-
leüffig anzeigen, ewere liebe ingemein hie vor yrthum zu verwarnen und bey ge-
faster warheit, so die kirch Christi hierin je und je gehalten und noch haltet, zu
befestigen. Gott der Herr weißt, das wir hierin nichts dan heyligung seines
namens und meerung seins reichs suchen.
Antwort uff die ursachen, durch die Ewere Prediger den Kindertauff
verwerffen, und erstlich die, so sie auß dem ziehen, das, als sy fürgeben,
der Tauff nur denen gehöre, die dem Teüffel künnen absagen und
Christum bekennen.
Caput. XII.
Zum ersten füren sie eyn soliche rede: Erstlich angesehen, das der Tauff ein auß-
wendig gezeugnüsse sein soll, damit die, so geteüffet werden, bezeugen, das sye
den alten Adam und aller welt gentzlich verleügenen, den sünden sterben und
begraben werden und Christo allein leben wöllen, Rom. 6 [3]. Wisset ir nit, das die
ir getauft sein in Christum Jesum, in seinen tod geteufft sein ? So mag der Tauff den
unverstendigen und unmündigen kindlin nit gepüren, wan dieweil sy noch gut
oder böses erkennen, Deut. 1 [39], so können sy diß auch nit versagen381.

378. Sic! Muß heißen: »heylig«.
379. Übersetzung: »Denn da hat der Teufel nichts, was er da gegen uns ausspielt(e).«
380. Zum Teil ergibt.
381. Abschwören.
 
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