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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0226
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

kirch also angenummen. Solle man drumb dieselbigen diener und kirchen zeihen,
sy haben von dem wort Gottes gethon? Item den Sontag haben die kirchen für-
genomen zu feyren497, das mit einem wort von keinem Apostel oder sust in der
schrifft verordnet ist; soll diß hinzugethon sein?
Also, wie unser lieber herr und bruder Hermannus Buschius498 Eweren Predi-
gern recht fürgeworffen hatt, den weybern gibt die kirch auch das Sacrament des
leybs und bluts Christi | u 3 a | und hatt des weder wort nach exempel, die sollichs
außtrucken, dann mit den jüngern, die menner waren, hats der Herr gehalten und
zu halten befolhen. So hats Paulus und freylich also auch andere Apostel den
kirchen fürgeben, wie sy es vom Herren entpfangen hatten. Noch schleusset Ewer
Prediger, H. Bernhart499 recht, dieweil diß Sacrament den gleübigen gepüret und
in Christo weder man noch weib sey, sonder eyn newe creatur, so hebe man fug,
diß sacrament den weyberen auch zu geben.
Wie wenn aber einer sagte: Ey, man muß eyn außtruckten befelh Gottes haben,
es ist sust nichts dan unglaub und greüwel vor Gott, was man thut? Nun hat der
Herr nit gesagt, gebt diß Sacrament allen gleübigen, sonder: Yr, yr jünger, das
waren menner, thut mirs zu gedechtnüß. Ich weiß wol, das in Christo alles eynes
ist, das vermag aber dennoch nicht, das die weiber in der kirchen reden solten,
also söllen sy auch diß Sacrament nit entpfahen, wir haben kein wort Gottes
drumb. Was solte da herr Bernhart antwurten? Must er nit sagen, wir haben wol
kein außtrucket wort Gottes, das do lautet: Die weiber söllen auch des tischs
Christi gemeinschafft haben, wir haben aber, das diß Sacrament die gemeinschafft
des leibs und bluts Christi sey, so sind die weiber auch glider Christi, auß dem
schliessen wir, das diß Sacrament den weyberen auch gehöret, ob es der Herr
schon mit namen nit bestymmet hatt. So dann diser sagte, das sind spitzfindige
argument und menschlich gutduncken, ich begere eyn außtruckten befelh darumb.
Die schrifft hatt jünger, die menner waren; mit den zwelffen, stoht geschriben,
hab er zu Tisch gesessen, da ist keins weibs gedacht. So hats sant Paulus den
Corinthern diß dargeben, wie ers entpfangen hatt, darumb würt ers auch keinem
weib gemein gemacht haben. | u 3 b |
Was solte doch herr Bernhart eynem solichen anders antwurten mögen dann:
Wir haben auß der art diß Sacraments, das es allen denen zugehöret, den Christus
zugehöret, der gehöret den gleübigen weibern auch zu. Wiltu damit nit genug
haben, so sage ich wie sant Paulus: Wer zancken will, wir haben die gewonheit nit noch
die kirchen Gottes [I Kor 11,16]. Wer eyn Prophet oder geistlich ist, urteyle und
erkenne, das diß Gottes befelh ist, wol nit von ym selb mit namen außtrucket, aber
warlich in dem, das er außtrucket hatt, begriffen. Wirt also mit uns bekennen
müssen, das man nit muß in allen dingen eyn besonderen außtrucketen befelh des
Herren haben.
497. Sonntagsfeier; vgl.Mt 28,1; Apg20,7 und Harnack, A. I, S.317.461.
498. Zu Herrn. Buschius und zur Disputation in Münster vom 7.-8.August 1533 vgl.
SMTG I, S.94ff.
499. Gemeint ist B. Rothmann; vgl. ebd., S.163.

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