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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0297
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FURBEREYTUNG ZUM CONCILIO

293

Gotp.: Der Teuffel.
Goth.: So seind sie, höre ich, wol nit kinder des reichs?
Gotp.: So wils auß den worten des Herren folgen. Es werden doch kinder des
reichs in die eusseren finsternüs verstossen, Mat. 8 [12].
Goth.: Dise sind kinder der reichs genennet, das inen das reich erstlich ver-
heissen und anbotten ist. 181aBleibet also, das die waren kinder des reichs und die
ware kirch Christi allein die sein, die sein leib, seine glider, fleisch von seinem fleisch,
gebein von seinem gebein, sein heyliger tempel, |D 4 b | in denen der heylig geyst
wonet, die er treibet, sein haus, seul und grundfeste der warheyt[ 1 Tim 3,15], sein
einige, liebe gesponns182 seind, die er zum hertzlichsten liebet, für die er sich gegeben
hat, die er heyliget, als er sy gereiniget hat durchs wasserbad im wort, auff das er sie im dar-
stelle herrlich, ein kirch, die weder mackel noch runtzel oder etwas der dingen habe, sonder sey
heylig und unstrefflich. Diß seind die tittel der rechten, waren kirchen Christi, die das
rechte, ware reich Gottes ist; du erkennest zwar183 dise ort der schrifft?
Gotp.: Ich kan und wille auch hie wider nit reden. 183aIch weiß wol, das nit
ein yeder, der da spricht zu unserem heylandt »Herr, herr«, wirdt in sein reich
kommen184, wer dann dasselbige auch nit wie ein kindlin annimmet, gantz und gar
auff in ergeben mit verleugung aller seiner vernunfft, willen, krafft und thun, der
komet nit hinein. Er sagt: 184aWer mir will nachfolgen, verleuckne sich selb und neme sein
creutz auff sich. Und: wo ewer gerechtigkeyt nit mehr sein wirdt dann der Phariseer und
schrifftgelerten, werdt ir nit ins himmelreich kommen. So schreibet Paulus: Wisset ir
nicht, das die ungerechten das reich Gottes nit ererben ? Laßt euch nit verfüren, weder die
hurer, noch die ehebrecher, noch die weychling, noch die knabenschender, noch die diebe,
noch die geitzigen, noch die trunckenen, noch die lesterer, noch die reuber werden das reich
Gottes ererben[1 Kor 6,9f.]; und welliche solliche sein, so sie brüder, das ist
Christen, genant werden, sollen wir nit mit inen essen, 1.Cor. 5 [11].
Goth.: Wol, mein Gotprächt, so du dann nu solt mit allen christgleubigen
höchste gemeinschafft haben als mit deinen glideren am leyb Christi, der unser
aller haupt ist, und solt aber mit denen, so du yetz selb auß dem Paulo erzelet hast,
und mit allen denen, die der heylsamen lere des Evangeli nit gehorchen185, gar
keinegemeinschafft haben, dann wer unordenlich wandlet, den söllen |E1a| die
brüder straffen und ermanen, und wo er sie entlich nit hören wille, meyden. Der
Herr sagt ye selb: Wer die kirch nit höret, sey dir als ein Heyd und Public an [Mt 18,17].
So folget, das solliche ye die kirch nit seindl, noch auch von der kirchen, wie sie

l) eind.
181a. Roma.12[4f.]. 1.Corin. 12[12.27]. Ephe.5[25-27.30]. 1 Corin. 3[9]; 6[19]. Roma. 8 [9.11].
[Marg.].
182. Braut.
183. Erkennst doch ... an?
183a. Matth, 7 [21]. [Marg.].
184. Matth. 9 [Marg.]. - Gemeint ist wohl Mt 19,14; wörtliches Zitat aber Mk 10, 15 = Mt 18,3.
184a. Matth.16 [24]. Matth.5 20[].[Marg.].
185. Vgl. 1 Tim 1,10.
 
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