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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0329
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FURBEREYTUNG ZUM CONCILIO

325

ders die schlüssel zugesagt und auch freylich geben481, besonders zu im gesagt:
Petre, ich hab für dich gebetten, das dein glaub nit abneme[Lk 22,32]. Item: weyd meine
schefflin [ Jo 21,16].
Goth.: Ist war; hat er aber nit auch besonders zu im gesagt: Hebt dich hinder
sich, du Satan [Mt 4,10]? Item: ehe der han hinnacht482einmal kreet, wirstu mich drey-
stet483 verleugnet haben [Mt 26,34], wellet ir euch des für die Bäpst auch annemmen?
Gotp.: Diß ist nur auff S. Peters person geredt, die vorigen sprüch gohn aber
auff sein ampt, in dem die Bäpst seine nachkommen und erben seind.
Goth.: Habt ir des rechts in disem erb auch ein schein484?
Gotp.: Wir haben die prescription der langen zeyt, die verjarung485.
Goth.: Wider Christum und seine kirch prescribieret kein zeyt, hilfft kein
verjaren.
Gotp.: Diß ist aber nit wider Christum oder seine kirch, weils der Herr also
verordnet hat.
Goth.: Wie köndt irs wissen, das der Herr also verordnet habe? Wo habt ir des
kuntschafft?
Gotp.: Alle lieben, heyligen vätter zeugens.
Goth.: Wölche?
Gotp.: Sie allesament: Origenes, Cyprianus, Chrysostomus, Cyrillus, Hierony-
mus, Au-| K 1 b | gustinus, Bernhardus.
Goth.: Du hast sie noch nit alle umb die sach gefraget. Aber der warheyt solle
man allweg stat geben. Ich bekenne486, das bey den lieben, alten vätteren die
Römisch kirch für die fürnemest, die den stul Petri habe und deren Bischofen sant
Peters nachkommen seind, fast allweg gehalten worden ist. Cyprianus, der
heylig marterer, nennet sie die »fürneme kirch«, Epistola tertia, libro primo487.
Ein »muter und wurtzel der allgemeinen kirchen«, libro quarto, epistola octava488.
Sant Hieronymus schreibt dem Bapst Damaso umb rath und sagt, er wolte den
stul Petri und den glauben, der durch den Apostolischen mund Pauli gelobt ist,
raths fragen, gibt im also den glauben zu, den der Heylig Paulus an den Römeren
in seiner epistel an sy gelobt hat489, nennet auch Damasum Sant Peters nach-
kommen490. Du wöllest mir aber jngedenck sein, mein Gotprächt, das die kirch
Christi seind die rechten glaubigen, und das aller Apostolen, Bäpst und Bischofen
dienst dazu geordnet ist, darinnen staht, das glaub und liebe erbawen werde, das

481. Vgl.Mt 16,18f.
482. Heute nacht.
483. Dreimal.
484. Das heißt: Erbschein.
485. Verjährung: praescriptio - »die Umwandlung eines nur tatsächlichen Zustandes in einen
rechtlichen durch Ablauf einer bestimmten Zeit«. Aus dem römischen wurde sie auch in das
kanonische Recht übernommen. Siehe hierzu: LThK 10, SP.707-708.
486. Gestehe ein.
487. Ecclesia principalis; CSEL 3,2, S.683 (Ep. 59); B. zitiert nach der Ausgabe des Erasmus.
488. Ecclesiae catholicae radix et matrix; CSEL3,2, S.607 (Ep.48).
489. Ro 1,8.
490. Vgl.Epist. 15,1f.; CSEL 54, S.62-63.
 
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