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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0356
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352IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN
Juden on glauben und dencken nach besserung ires lebens hielten. Besihe nur das erst
capittel Jesaie[11-15], bedencke, wie sich der Herr zu Hierüsalem hielte, da man
zu fürdernus der opffer wechsel- und keuffbenck, aber auß begird des gewinnes,
uffgerichtet hat745.
Gotp.: Ja, so woltestu mir entlauffen und nit antwort geben, das ir noch so vil
guter breuch heyliger zucht, ja, auch sacrament, abgethon und euch von uns
gesunderet haben, als ob wir alle kein teyl an Christo, unserem Herren, hetten.
Goth.: Ich will dir nit entlauffen, ich acht aber, zu anderer zeyt wolten wir
fruchtbarer handlen. Es ist nun ser spat, so bin ich, die warheyt zu sagen, auch
recht beschweret, so ich mirs in der rede zu hertzen füre, das die der herde Christi
enige746hirten und Christid stathalter gehalten werden, soliche grewel, dadurch
doch alles christenthumbe gantz umbkeret wirdt, so gewaltig verfechten.
Gotp.: Du bist zu hefftig, mein Gothertz. Es seind noch vil frommer leut allet-
halb und ware chri-| O 1 b | sten, wie du doch selb im anfang bekennet hast, die
wirt der Herr ansehen und uns noch zu guter reformation helffen, unangesehen,
wer darwider fichtet, oder wafür sich die leut außgeben. Lieber antworte mir nur
noch uff ein stücklin oder drey und zum kürtzisten.
746aIr haben gelübde der keuscheit und klosterlebens zerstöret. Solle man nun
Got nit halten, was man im zusaget und gelobet?
Goth.: Ja, man solle im zum trewlichsten halten, was man im gelobet hat, so
ferr747 aber und ers haben willf. Wann du mir woltest verheissen748, mein hauß
zu verbrennen, soltestu mirs gar nicht halten.
Gotp.: Ey, solte nun die keuscheyt und zucht des leibs mit fasten und anderem,
wie das die klosterleut üben, Got nit gefallen?
Goth.: Keuscheit und andere zucht gefallet Got, so fer sie warhafft und zu er-
breitung749 des reichs Gottes werden fürgenommen; da man aber durch abstohn
von der eh, fasten und andere zucht wille Got vil ab verdienen, im750 selber
leben, so wir nur trachten solten, was dem nechsten besserlich seye, ist nichts
werdt und ein grewel vor Got. Dazu hat jeder sein gab, 1.Cor. 7[7], und will Got,
ein yeden derselbigen nach sein leben anrichten, hat mans höher angefangen und
wille nit von statten gohn, solle man wissen, das niemand Got zu geloben hat,
auch Got nit will gehalten haben, das nit einem yeden zum fürderlichsten ist, im,
Got, unserem vatter, nach seiner berüffung zu dienen. Wer auch Got von hertzen
suchet, der wirdt wol sehen, in was stand und wesen er Got zum besten gefalle
und seinem nechsten zum nützlichsten diene, die kinder Gottes seind, die füret der
d) Christus. - e) christethumb. - f) wtll.
745. Vgl.Mt 21,12f.
746. Alleinige.
746 a. Vom kloster gelübden. [Marg.].
747. Sofern.
748. Zusagen.
749. Ausbreitung.
750. Sich.

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