DOKUMENTE ZUR SYNODE IV
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anderer hette, das mankl solichs wolte den gesandten visitatoren getrewlich an-
zeygen. Zu diser predige solte auch jederman, alten vnnd jungen, gepotten werden.
Vff solichs solten dan die kirchenpfleger den Schuldheyssen, das gericht vnnd
pfarrer besonders befragen vnnd, so jemand von der gemeyn etwas mangels an-
5 zuzeygen hette, verhören, auch etwan wo sich des vrsach zu triege, be | 71 a | fragen
vnnd dan inn besserung vnnd nach dem das hie als christlich verordnet, alles an-
richten, so fil jnen das möglich. Was jnen aber zu schwer sein wolte, hierin für die
gemeyne kirchenpfleger vnnd dann, wo es die notdurfft erforderete, für unsere
g.h. bringen.
10 Zum anderen, es solten auch die zwen kirchenpfleger, also zu visitatoren[?]
hinauß gesandt, die rechnung hören der kirchen geschworen, sehen wie solich gut
geprauchet wirt vnnd auch verschaffen, das es christlich, das ist vff die armen ge-
wendet werde vnnd so man zuvor auß solichem gut hat sovil kosten haben müssen,
mit meß vnnd gesangbücheren, darnach kirchen zierd, kertzen vnnd der gleichen,
15 das auch zu allen pfarren etliche notwendige bücher kauffet wurden, demnach die
pfarrer den merenteyl schmal versehen seind vnnd solichs selb nit vermogen. Vor
allem solte ein iede pfar ein latinische vnnd deütsche bibel haben, historiam eccle-
siasticam, Commentaria in vetus testamentum Pellicanj66, Postillam Lutheri jn
epistolam ad Gal., Petri, in Deuteronomium vnnd etliche Propheten. Jtem was
20 von D. Occolampadio vnnd hie über die schrifft auß gangen67, alsm über den
Esaiam, Jeremiam, die dry letsten kleynen propheten, vbern Danielem, Job, Hosea,
Abacuc, Zephaniam, den psalter, die iiij Euangelia. Vber die epistel zun Romeren,
Ephesios vnnd was sunst mag nützlich vnnd jeder pfar zu kauffen treglich sein.
Soliche Visitation vnnd heymsuchen der kirchen haben die alten, ehe der abfal
25 so grob eingerissen, mit grossem ernst gehalten, dauon noch inn etlichen stifften
das uberbliben, das man heyßt den sendt bereiten68 vnd derhalb haben auch alleo
Euangelische stend, die etwas landtschafft haben, solich Visitation wider an die
hand genommen vnnd schaffen damit nit geringe frucht.
Zum drittenn ist aller pfarrer vff dem land einhellige klag, das jnn | 71 b | allen
30 flecken ein großep verlassung69 seye, das wort Gottes zu hören, welche verlassung
an merenteyl orten durch die eingefüret, erhalten vnnd gemehret wurt, die solichs
billich vor anderen solten verhüten. Dan vff die Sontag pflegen eben fil die zeit,
so man prediget, vff den kirchhofen, vnder den lauben, ann anderen pletzen, inn
wurtsheuseren vnnd sunst zu stohn vnd sitzen, da selbet schwetzen, etwan auch
35 spylen, zechen vnnd ander vnordlich wesen füren. Es seind auch die, so man
k) gestr.: der selbige. - l) add. B. - m) gestr.: dann,
n) add. B. - o) add. B. - p) add. B.
66. Konrad Pellikan (Pellicanus, 1478-1556), ließ 1532-39 in Zürich seine »Commentaria
Bibliorum« drucken (7 Bände). Ehemals Franziskaner, war er reformatorisch geworden und ab
1523 Professor in Basel, dann ab 1526 in Zürich.
67. S. Anm. 60.61, S. 40.
68. Den Synodus, d.h. das geistliche Gericht, abhalten.
69. Vernachlässigung, Unterlassung.
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anderer hette, das mankl solichs wolte den gesandten visitatoren getrewlich an-
zeygen. Zu diser predige solte auch jederman, alten vnnd jungen, gepotten werden.
Vff solichs solten dan die kirchenpfleger den Schuldheyssen, das gericht vnnd
pfarrer besonders befragen vnnd, so jemand von der gemeyn etwas mangels an-
5 zuzeygen hette, verhören, auch etwan wo sich des vrsach zu triege, be | 71 a | fragen
vnnd dan inn besserung vnnd nach dem das hie als christlich verordnet, alles an-
richten, so fil jnen das möglich. Was jnen aber zu schwer sein wolte, hierin für die
gemeyne kirchenpfleger vnnd dann, wo es die notdurfft erforderete, für unsere
g.h. bringen.
10 Zum anderen, es solten auch die zwen kirchenpfleger, also zu visitatoren[?]
hinauß gesandt, die rechnung hören der kirchen geschworen, sehen wie solich gut
geprauchet wirt vnnd auch verschaffen, das es christlich, das ist vff die armen ge-
wendet werde vnnd so man zuvor auß solichem gut hat sovil kosten haben müssen,
mit meß vnnd gesangbücheren, darnach kirchen zierd, kertzen vnnd der gleichen,
15 das auch zu allen pfarren etliche notwendige bücher kauffet wurden, demnach die
pfarrer den merenteyl schmal versehen seind vnnd solichs selb nit vermogen. Vor
allem solte ein iede pfar ein latinische vnnd deütsche bibel haben, historiam eccle-
siasticam, Commentaria in vetus testamentum Pellicanj66, Postillam Lutheri jn
epistolam ad Gal., Petri, in Deuteronomium vnnd etliche Propheten. Jtem was
20 von D. Occolampadio vnnd hie über die schrifft auß gangen67, alsm über den
Esaiam, Jeremiam, die dry letsten kleynen propheten, vbern Danielem, Job, Hosea,
Abacuc, Zephaniam, den psalter, die iiij Euangelia. Vber die epistel zun Romeren,
Ephesios vnnd was sunst mag nützlich vnnd jeder pfar zu kauffen treglich sein.
Soliche Visitation vnnd heymsuchen der kirchen haben die alten, ehe der abfal
25 so grob eingerissen, mit grossem ernst gehalten, dauon noch inn etlichen stifften
das uberbliben, das man heyßt den sendt bereiten68 vnd derhalb haben auch alleo
Euangelische stend, die etwas landtschafft haben, solich Visitation wider an die
hand genommen vnnd schaffen damit nit geringe frucht.
Zum drittenn ist aller pfarrer vff dem land einhellige klag, das jnn | 71 b | allen
30 flecken ein großep verlassung69 seye, das wort Gottes zu hören, welche verlassung
an merenteyl orten durch die eingefüret, erhalten vnnd gemehret wurt, die solichs
billich vor anderen solten verhüten. Dan vff die Sontag pflegen eben fil die zeit,
so man prediget, vff den kirchhofen, vnder den lauben, ann anderen pletzen, inn
wurtsheuseren vnnd sunst zu stohn vnd sitzen, da selbet schwetzen, etwan auch
35 spylen, zechen vnnd ander vnordlich wesen füren. Es seind auch die, so man
k) gestr.: der selbige. - l) add. B. - m) gestr.: dann,
n) add. B. - o) add. B. - p) add. B.
66. Konrad Pellikan (Pellicanus, 1478-1556), ließ 1532-39 in Zürich seine »Commentaria
Bibliorum« drucken (7 Bände). Ehemals Franziskaner, war er reformatorisch geworden und ab
1523 Professor in Basel, dann ab 1526 in Zürich.
67. S. Anm. 60.61, S. 40.
68. Den Synodus, d.h. das geistliche Gericht, abhalten.
69. Vernachlässigung, Unterlassung.