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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Stupperich, Robert [Oth.]; Kroon, Marijn de [Oth.]; Rudolph, Hartmut [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,1): Wittenberger Konkordie (1536) — Gütersloh, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.29831#0029
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EINLEITUNG

25

die Verständigungsaktion gehemmt werden könnte 62 , schrieb aber auch an Bucer am
3. Februar 1535, daß die Verhandlungen mit Luther nun in Gang kämen 63 . Bucer hatte
auf seiner Rückreise von Kassel bereits am 2. Januar 1535 seine Freude über den
Fortgang des Konkordienwerkes zum Ausdruck gebracht und den oberdeutschen
Predigern das Ergebnis seines Treffens mit Melanchthon mitgeteilt 64 .
Von Kassel eilte er nach Straßburg, um seine Freunde zu unterrichten, und ent-
sandte als seinen Vertreter Capito nach Zürich; am 28. Januar war Bullinger ins Bild
gesetzt. Aber die Schweizer waren voller Mißtrauen sowohl Bucer als auch der Kasse-
ler Formel gegenüber. Doch auch in Württemberg, das dieser Anfang Februar durch-
reiste, stieß er auf Bedenken gegen seine Einigungsbestrebungen. Selbst Bucers
Freunde, wie Simon Grynaeus und Thomas Blarer, blieben der neuen Formel gegen-
über unbeweglich 65 . Wenn die Oberdeutschen das Angebot ablehnten, dann war das
Unternehmen vergeblich gewesen.

y. Der Aussöhnungspro^eß der Stadt Augshurg mit Luther
Anfang Februar reiste Bucer nach Augsburg. Dieser Stadt kam in den Konkordienbe-
mühungen eine besondere Bedeutung zu. Luther hatte mehrfach scharfe Kritik an den
dortigen kirchlichen Verhältnissen geübt und stand den Predigern mit Argwohn
gegenüber. Entsprechend stark war der Widerstand des Kurfürsten, die Stadt in den
Schmalkaldischen Bund aufzunehmen. Nicht ohne Grund hatten Melanchthon und
Bucer Augsburg in der Kasseler Formel namentlich genannt und von der Zusage der
Prediger berichtet, gemäß der Augsburger Konfession lehren zu wollen 66 .
Daß es darüberhinaus einer gesonderten Erklärung durch die Augsburger Prediger
selbst bedürfe, um das kursächsische Mißtrauen abzubauen, scheint schon im Kasseler
Gespräch mit dem Landgrafen erörtert worden zu sein 67 . Eine Beschränkung auf das
Abendmahlsverständnis scheint angesichts des tiefgreifenden Streites zwischen den
lutherisch und zwinglisch gesonnenen, zu einem Teil auch Schwenckfeld zuneigenden

62. Melanchthon am 1. Februar 1535 an Philipp von Hessen; CR Mel 2, Nr. 1248, Sp. 835 ff.;
vgl. auch WA 38, S. 301; WA Br 12, S. 170, Anm. 10.
63. CR Mel 2, Nr. 1252, Sp. 841h
64. Anlage zum Schreiben von Thomas Gaßner an Vadian (s. oben, Anm. 57).
65. Anlaß für das B. entgegenschlagende Mißtrauen und Unbehagen boten weniger die
geschilderten Konkordienverhandlungen als vielmehr das Bekanntwerden der Consilia Mel-
anchthons, Bucers und Hedios für Franz I.; vgl. Pollet 2, S. 488—527; K. J. Seidel, a.a.O., S. i6ff.
88 ff. Dies löste Anfang 1535 einen Sturm der Kritik in Oberdeutschland und der Schweiz aus,
besonders aber in Konstanz. B. Moeller (Johannes Zwick und die Reformation in Konstanz.
Gütersloh 1961. S. 173) spricht von der »großen Wende in der Konstanzer Stellung zu Bucer und
zum Abendmahlsstreit«. B. habe »in den Augen der Konstanzer auf einmal seine Unschuld
verloren«.
66. Vgl. unten S. 74, Z. 15-17. Die Anerkennung der CA war 1532 in Schweinfurt erfolgt.
Vgl. dazu Köhler 2, S. 289 h
67. Vgl. den Hinweis hierauf in B.s Schreiben vom 2. Januar 1535 an die oberdeutschen
Prediger (s. oben, Anm. 57); vgl. auch Köhler 2, S. 386f.
 
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