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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Stupperich, Robert [Bearb.]; Kroon, Marijn de [Bearb.]; Rudolph, Hartmut [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,1): Wittenberger Konkordie (1536) — Gütersloh, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.29831#0032
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28

EINLEITUNG

wurde erstmals in einer Formel das Problem der manducatio impiorum berührt und
sogleich in jener Weise behandelt, wie sie in Wittenberg im darauffolgenden Jahr die
Konkordie ermöglichte79.
Capito, der in diesen Tagen an Brenz schrieb80, war voller Zuversicht. Von Tag zu
Tag wachse seine Hoffnung »motus ecclesiasticos componendos [esse]«. Unter den
Evangelischen müsse eine andere Haltung aufkommen. Gegenseitige Verdächtigun-
gen («odiosa suspicio«) und Mißtrauen seien abzubauen. Wieviel hätten sie selbst
verschuldet! Den Streithähnen, die er »proletarii« nennt und die keinen anderen
Gesprächsstoff hätten, als über das Sakrament zu streiten, sollte entgegengetreten
werden. In den oberdeutschen Reichsstädten lebte man nun allgemein in der Hoff-
nung, daß die eingeleiteten Konkordienverhandiungen zum Erfolg führen würden. In
diesem Sinne berichteten sie an Luther. Auf diese Berichte hat Luther stets erfreut
geantwortet: nach Augsburg, nach Ulm, nach Straßburg und nach Eßlingen. Der sonst
so vorsichtige Reformator war der Meinung, die Vorbereitungen seien so weit gedie-
hen, daß man zu einem Treffen zusammenkommen könne81.

4. Luthers Vorschlag eines Predigerkonvents, j. Oktoher ijjj
Ein bedeutsamer Schritt war getan, als Luther am 5. Oktober 1535 an die oberdeut-
schen Städte schrieb, er schlage eine mündliche Verhandlung vor82. Am 25. März 1536
nannte er in einem Brief an Bucer83 den Sonntag Cantate (14. Mai 1536) als Termin für
die Zusammenkunft. Der Kurfürst hatte Eisenach als Treffpunkt gewählt84.
Von Augsburg aus wandte sich Bucer am 14. April noch einmal an die Prediger von
Memmingen, Isny, Kempten, Lindau, Biberach und Konstanz, um sie zur Teilnahme
an dem geplanten Konvent mit den Wittenbergern zu bewegen. Er wandte sich dabei
unmittelbar an die Memminger, mit der Bitte, seinen Brief und auch Luthers Einla-
dung abzuschreiben und an die genannten Städte weiterzuleiten, in der Hoffnung, bald
eine Antwort zu erhalten85. Seinem Brief legte Bucer ein Memorandum bei, in dem er
Sinn und Notwendigkeit kirchlicher Sammlung erörterte, ein letzter Versuch, die
zurückhaltende Skepsis der Prediger derartigen Konventen gegenüber zu durchbre-
chen (Dokument Nr. 9).
79. B. hatte das Problem in seiner »Defensio adversus axioma catholicum« (Bibl. Nr. 45)
bereits eingehend erörtert; vgl. Köhler 2, S. 329. — Ein Fragment der Eßlinger Artikel findet sich
in Zürich, Staatsarchiv, E II 337, Bl. ii7b-ii9a und 88b-89a; vgl. Köhler 2, S. 405 £.407.409;
dort werden die Artikel allerdings unzutreffend bestimmt.
80. Th. Pressel, a.a.O., S. 154.
81. WA Br 7, Nr. 225 3 f. (Augsburg), S. 289ff.29if.; a.a.O., Nr. 2258 (Ulm), S. 296; a.a.O.,
Nr. 2251 (Straßburg), S. 286h; a.a.O., Nr. 2259 (Eßlingen), S. 297h
82. Luthers Vorschlag ging dahin, daß die Verständigung von den Predigern ausgehen sollte.
Die Obrigkeit sollte freilich davon in Kenntnis gesetzt werden. Sollte er dabei sein, so müßte die
Tagung in Hessen oder in Coburg stattfinden; WABr 7, Nr. 2251, S. 286f.
83. WABr 7, Nr. 3001, S. 378h
84. Ebenda.
85. Konstanz, Stadtarchiv, Reformationsakten 10, Nr. 18, Bl. 68a—72b.
 
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