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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Stupperich, Robert [Bearb.]; Kroon, Marijn de [Bearb.]; Rudolph, Hartmut [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,1): Wittenberger Konkordie (1536) — Gütersloh, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.29831#0208
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VORTRAG FÜR DEN STRASSBURGER RAT (I 5 3 6)

züerhalten, vnd durch die so geferlichen spaltungen, kelte vnd hinlessigkeit9 deren, die
doch dem h. Euangelio anzuhangen gesehen sein wollen, hatt es vnsere Obern, als
Fursten vnd andere10, sampt den predigern fur nutzlich angesehen, auch ein mal ein
solche versamlung zuhalten; in deren hatt nun got sein gnad gegeben, das dise predi-
ger, die des orts zusamen komen sind, vnsere lieben bruder, sich in allen articulen 5
christlicher lere, wie wir die zü beiden theilen vor k[aiserlicher] M[ajestät] zu Aug-
spurg bekenneten11 vnd irs12 täglich hie horen13, gentzlich einhellig gefunden haben.
Vnd als vor diser zeit von h. sacramenten vnd bevor ab14 vom h. sacrament des obent-
mals als etwas15 mehr mißverstandt in kirchen vnd auch schwere zwytracht vnd erger-
nussend entstanden vnd sich leider etliche iar erhalten16 vnd aber der liebe gott nun 10
etliche iar einen solichen vnradt fein gemilteret vnd zu besserem verstandt bracht hatt,
haben die prediger in diser versamlung irer kirchen gemeine haltung vnd lere beson-
ders einander erkläret, vnd hatt gott gegeben, | 126 b | das man sich zu beden theylen
gleiches verstandts vnd lere gefunden hatt, Dase nemlich im h. abentmal, so das gehal-
ten werde nach dem befelch vnd der einsatzung Christi, vns da nit allein brot vnd wein, 15
lere zeichen, sonder der ware leib vnd das ware blüt warlich gegeben wurt vnd empfan-
gen wol nit zur bauchspeiß, auch nit mit dem brot naturlich vereinbaret17 oder reum-
lich eingeschlossen, aber doch warhafftigklich vnd zur speiß des ewigen lebens18 Vnd
das die warheit des heiligen sacraments, wie auch des worts gotes vnd des tauffes, an
keines menschen würde oder onwürde standen, sonder im wort vnd befelch des herren, 20
vff den wir vor allem sehen sollen. Der gabe den iungeren das brot vnd sprach aber:
nemet, esset, das ist mein leibXQ>\ do sicht ia ein ieder, das er mit dem brot auch seinen leib,
vnd den er fur vns gegeben20, mit dem brot nemen vnd essen heisset. So sagt der heilig
paulus: das brot, das wir brechen, ist die gmeinschafft des leibs christi, der kelch, bej' dem wir
dancksagen, ist die gmeinschafft des blüts christüx. Doch so niessen ynen22 das gericht die 2;
alle, die zum tisch des herren gohn on ware büß vnd recht lebendigen glauben. Dan
lieben freund, vnder den verstendigen diser sachen ist warlich der spann diß sacra-
d) gestr.: ens [?]. — e) korr. aus: das.
9. Fahrlässigkeit, Nachlässigkeit.
10. Mit »anderen Obrigkeiten« meint B. städtische Magistrate.
11. B. nennt die Confessio Augustana und die Tetrapolitana zusammen, obwohl die letztere
nicht vor dem Kaiser verlesen wurde. Vgl. oben S. 199, Anm. 74.
12. Ihr (die Ratsherren) es.
13. Vielleicht in der Bedeutung von befolgen; vgl. Grimm 4, 2, Sp. 1811.
14. Vor allem.
15. Wie etwas, einigermaßen, ein wenig; oder vielleicht im Sinne von etwa(n) temporal:
einmal, ehemals, als zur Hervorhebung der Zeitbestimmung; Grimm 1, Sp. 257.
16. Im Sinne der unio naturalis.
17. Als Anfang der Auseinandersetzungen über das Abendmahl versteht B. das Auftreten
Karlstadts in Straßburg 15 24.
18. Vgl. Jo 6,27.
19. Mt 26,26 par.
20. Vgl. Lk 22,19.
21. 1 Kor 10,16.
22. Sich selbst; vgl. 1 Kor 11,29.
 
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