VORTRAG FÜR DEN STRASSBURGER RAT (1536)
205
ments halb aller in dem gstanden, das, so D. Luther vnd die seinen gesagt, das brot seye
der leib christi wesentlich f oder im brot seye der leib christi leyplich, die anderen 23
besorget haben, man bringe mit solchen worten den mißverstandt in die leut, als ob der
leib vnd das blut christi zu brot vnd wein wurde oder reumlich ins brot vnd wein
eingeschlossen. Wann dan dise solche wort D. Luthers vnd der seinen widerfochten
haben, so haben D. Luther vnd die seinen meinen wollen, dise wollen nichts dan brot
vnd wein vnd nit auch den leib vnd das blut des herren im abentmal haben. Nun hatt
aber got die gnad vor der zeit gegeben, das der merer teyl einander seiner meinung also
verstendiget haben, das wyr wol gesehen, das D. Luther vnd die seinen nicht anders
leren wollen, dan das vns im h. abentmal nit allein brot vnd wein, sonder warhafftig
auch | 127a | der leib vnd das blut des herren da gegeben vnd empfange wurdt on
einige naturliche vermischung mit dem brot oder reumliche einschliessung vnd nit zur
bauch speiß, sonder zur speiß ins ewig leben. So wollen wir auch nit nur brot vnd wein
im abentmal haben, sonder auch vnd furnamlich den herren selbe 24 ; das zeugen vnsere
biecher hievon außgangen 25 , so horet irs auch ia also von vns. Also hatt sich auch des h.
tauffs halb gleyche lere in den kirchen befunden, Das nemlich, nach dem vnser lieber
herr ie 26 vnsere kinder auch vffnimmet vnd sie segnet 27 vnd widergepuret 28 , das man
ynen auch solle das sacrament seines sagens vnd der widergepurt, den tauff, mitteylen,
das der auch an inen ein gantzer vnd warer tauff seye, das ist, wie S. Paulus sagt, ein
bald der widergeburt 29 , das sie ietz got zu gnaden annymmet, reiniget 30 sie der erbsun-
den vnd wurcket in inen ein newe creatur 31 vnd einen gotsaligen menschen Vnd das
man derhalben ia den kindern den tauff mit aller andacht 32 mitteylen solle, ob sie wol
got sunst auch kan salig machen. Dergleychen hatt sich auch gleycher verstandt
gefunden der gmeinsame 33 vnd kirchen zucht halb, das der ia kein rechter Christ sein
kan noch da fur zu halten seye, der sich mit der gmein gotes nit gentzlich begebe zur
gmeinschafft der lere vnd vernemung 34 der sacrament vnd des gepets, vnd das darumb
der catechismus 35 , das ist vnderricht der hauptstucken christlicher lere, in gemeyn vnd
f) korr. aus: vesentlich [?].
23. Die Eidgenossen und Oberdeutschen.
24. Vgl. 1 Kor 11,29 ( non dijudicans corpus Domini).
25. Erneut bezieht sich B. auch hier wohl vornehmlich auf seinen Bericht auß der heyligen
geschrift (1534); BDS 5, S. 242ff. und die Defensio adversus axioma catholicum (1534); Bibl.
Nr. 45. Vgl. oben S. 67, Anm. 42 u. ö.
26. Im Sinne eines bestätigenden Ja.
27. Vgl. Mk 10,13 ff.
28. Vgl. Jo 3,3 ff.
29. Vgl. Tit 3,5.
30. Vgl. Eph 5,26.
31. Vgl. 2Kor 5,17.
32. Aufmerksamkeit, Sorgfalt.
33. Gemeinschaft und Leben in der Gemeinde.
34. Empfang.
35. B.s erster Katechismus, die »Kurtze schrifftliche erklarung« erschien 1534. Er wurde, wie
im Vorwort gesagt wird, nicht anstatt der anderen, schon existierenden Straßburger Katechis-
men eingeführt. Vgl. die Einleitung in BDS 6, 3, S. zzf. s. oben S. 159, Z. 9f.
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ments halb aller in dem gstanden, das, so D. Luther vnd die seinen gesagt, das brot seye
der leib christi wesentlich f oder im brot seye der leib christi leyplich, die anderen 23
besorget haben, man bringe mit solchen worten den mißverstandt in die leut, als ob der
leib vnd das blut christi zu brot vnd wein wurde oder reumlich ins brot vnd wein
eingeschlossen. Wann dan dise solche wort D. Luthers vnd der seinen widerfochten
haben, so haben D. Luther vnd die seinen meinen wollen, dise wollen nichts dan brot
vnd wein vnd nit auch den leib vnd das blut des herren im abentmal haben. Nun hatt
aber got die gnad vor der zeit gegeben, das der merer teyl einander seiner meinung also
verstendiget haben, das wyr wol gesehen, das D. Luther vnd die seinen nicht anders
leren wollen, dan das vns im h. abentmal nit allein brot vnd wein, sonder warhafftig
auch | 127a | der leib vnd das blut des herren da gegeben vnd empfange wurdt on
einige naturliche vermischung mit dem brot oder reumliche einschliessung vnd nit zur
bauch speiß, sonder zur speiß ins ewig leben. So wollen wir auch nit nur brot vnd wein
im abentmal haben, sonder auch vnd furnamlich den herren selbe 24 ; das zeugen vnsere
biecher hievon außgangen 25 , so horet irs auch ia also von vns. Also hatt sich auch des h.
tauffs halb gleyche lere in den kirchen befunden, Das nemlich, nach dem vnser lieber
herr ie 26 vnsere kinder auch vffnimmet vnd sie segnet 27 vnd widergepuret 28 , das man
ynen auch solle das sacrament seines sagens vnd der widergepurt, den tauff, mitteylen,
das der auch an inen ein gantzer vnd warer tauff seye, das ist, wie S. Paulus sagt, ein
bald der widergeburt 29 , das sie ietz got zu gnaden annymmet, reiniget 30 sie der erbsun-
den vnd wurcket in inen ein newe creatur 31 vnd einen gotsaligen menschen Vnd das
man derhalben ia den kindern den tauff mit aller andacht 32 mitteylen solle, ob sie wol
got sunst auch kan salig machen. Dergleychen hatt sich auch gleycher verstandt
gefunden der gmeinsame 33 vnd kirchen zucht halb, das der ia kein rechter Christ sein
kan noch da fur zu halten seye, der sich mit der gmein gotes nit gentzlich begebe zur
gmeinschafft der lere vnd vernemung 34 der sacrament vnd des gepets, vnd das darumb
der catechismus 35 , das ist vnderricht der hauptstucken christlicher lere, in gemeyn vnd
f) korr. aus: vesentlich [?].
23. Die Eidgenossen und Oberdeutschen.
24. Vgl. 1 Kor 11,29 ( non dijudicans corpus Domini).
25. Erneut bezieht sich B. auch hier wohl vornehmlich auf seinen Bericht auß der heyligen
geschrift (1534); BDS 5, S. 242ff. und die Defensio adversus axioma catholicum (1534); Bibl.
Nr. 45. Vgl. oben S. 67, Anm. 42 u. ö.
26. Im Sinne eines bestätigenden Ja.
27. Vgl. Mk 10,13 ff.
28. Vgl. Jo 3,3 ff.
29. Vgl. Tit 3,5.
30. Vgl. Eph 5,26.
31. Vgl. 2Kor 5,17.
32. Aufmerksamkeit, Sorgfalt.
33. Gemeinschaft und Leben in der Gemeinde.
34. Empfang.
35. B.s erster Katechismus, die »Kurtze schrifftliche erklarung« erschien 1534. Er wurde, wie
im Vorwort gesagt wird, nicht anstatt der anderen, schon existierenden Straßburger Katechis-
men eingeführt. Vgl. die Einleitung in BDS 6, 3, S. zzf. s. oben S. 159, Z. 9f.