2 16 DECLARATIO ARTICULORUM GERMANICA (1536)
müssen. Der herr verlühe 94 genad, das wir im heren wol vereinigt vnd von jm, vnserem
haupt 95 , nimmer abgerissen werden. Amen.
| 36b | Was Oecolampadius hat widerfochten
vnd warumb der strit gewesen,
zeiget er an mit disen worten 5
jm letstenn Dialogo fol. e. i.
Natfhanael]: Es ist noch nit kündtlich, warinn ir wider ein ander sin. Oeco [lampad]:
Ettlich wöllen erhalten, das das brot der lib Christi selbs sige, also das ein ieder, er sig
glaubig oder Gotloß, des solichs esse, das er esse nit allein brot vnd das Sacrament,
sunder auch liplichen esse den lib christi vnd solichen jnn den mund vnd magen sende. 10
Disem widersprechen wir vnd sagen, das das element keins wegs sige zü sollicher ehren
erhaben, das die aller heiligest creatur inn ein einigs vnd natürlich wesen mit jm verei-
niget sig. Oder das es also jnn ihm werde behalten, das durch es als durch ein rore oder
dieche 96 die gnad ingossen werde, Welche der h. geist den gläubigen mitteilet; Vnd das
durch sin anregen oder verfürhen 97 die Gotlosen auch anrüren oder essen vnd der i 5
gnaden teilhafftig werden. Bißhär Oecolampadius.
Nün will Luther dise ding, so er, Oecolampadius, vnderstöht 98 zu widerfechten, nit
sagen, als 99 er sich jn den letsten bücheren erkleret hat 100 . Drumb so ist der zanck hin.
Er 101 hat auch innhalt diser Artickel hell geschriben jm gedachten büch vnd sunst
auch. 20
Siner epistel eine vom Sacrament haben wir vch auch vber schicket 102 , darjnn die
ware gegenwertigkeit vnd übergabe Christi eigentlich 103 gesetzet würt, Welche 104 der
Luther begerte zuerhalten. Deßhalb er auch kein vrsach wider uns hat. Dem almechti-
gen syg lob in ewigkeit, der vns waare einigkeit vnd friedfertige gemüter verlühen
wölle. Amen. 25
94. Verleihe.
95. Vgl. Eph 4,15.
96. Rohr (per medium cannalem); vgl. unten S. 329, Anm. 114 und oben S. 145, Z. 23.
97. Verlocken, verführen (contactu uel gustu eius; Dial. eib).
98. Wagt.
99. Wie.
100. Vgl. bes. Vom Abendmahl Christi, Bekenntnis; WA 26, S. 241—509. Luther, Studien-
ausgabe 4, S. 25—257.
101. Oekolampad, wie aus dem Folgenden (gedachten büch = Dialogus) hervorgeht.
102. Hier meint B. wahrscheinlich dasselbe Schreiben Oekolampads an Nikolaus Prugner, das
er auch in den Retractationes (September 1536) heranzieht. s. unten S. 331, Anm. 124. Wann B.
eine Abschrift dieses Briefes an Nikolaus Prugner den Baslern hat zukommen lassen, ist unklar.
103. Nach eigentlichem, tiefstem Sinn.
104. D. h. die wahre Gegenwärtigkeit Christi im Abendmahl, zu der die Eidgenossen sich den
Forderungen Luthers entsprechend bekennen sollten.
müssen. Der herr verlühe 94 genad, das wir im heren wol vereinigt vnd von jm, vnserem
haupt 95 , nimmer abgerissen werden. Amen.
| 36b | Was Oecolampadius hat widerfochten
vnd warumb der strit gewesen,
zeiget er an mit disen worten 5
jm letstenn Dialogo fol. e. i.
Natfhanael]: Es ist noch nit kündtlich, warinn ir wider ein ander sin. Oeco [lampad]:
Ettlich wöllen erhalten, das das brot der lib Christi selbs sige, also das ein ieder, er sig
glaubig oder Gotloß, des solichs esse, das er esse nit allein brot vnd das Sacrament,
sunder auch liplichen esse den lib christi vnd solichen jnn den mund vnd magen sende. 10
Disem widersprechen wir vnd sagen, das das element keins wegs sige zü sollicher ehren
erhaben, das die aller heiligest creatur inn ein einigs vnd natürlich wesen mit jm verei-
niget sig. Oder das es also jnn ihm werde behalten, das durch es als durch ein rore oder
dieche 96 die gnad ingossen werde, Welche der h. geist den gläubigen mitteilet; Vnd das
durch sin anregen oder verfürhen 97 die Gotlosen auch anrüren oder essen vnd der i 5
gnaden teilhafftig werden. Bißhär Oecolampadius.
Nün will Luther dise ding, so er, Oecolampadius, vnderstöht 98 zu widerfechten, nit
sagen, als 99 er sich jn den letsten bücheren erkleret hat 100 . Drumb so ist der zanck hin.
Er 101 hat auch innhalt diser Artickel hell geschriben jm gedachten büch vnd sunst
auch. 20
Siner epistel eine vom Sacrament haben wir vch auch vber schicket 102 , darjnn die
ware gegenwertigkeit vnd übergabe Christi eigentlich 103 gesetzet würt, Welche 104 der
Luther begerte zuerhalten. Deßhalb er auch kein vrsach wider uns hat. Dem almechti-
gen syg lob in ewigkeit, der vns waare einigkeit vnd friedfertige gemüter verlühen
wölle. Amen. 25
94. Verleihe.
95. Vgl. Eph 4,15.
96. Rohr (per medium cannalem); vgl. unten S. 329, Anm. 114 und oben S. 145, Z. 23.
97. Verlocken, verführen (contactu uel gustu eius; Dial. eib).
98. Wagt.
99. Wie.
100. Vgl. bes. Vom Abendmahl Christi, Bekenntnis; WA 26, S. 241—509. Luther, Studien-
ausgabe 4, S. 25—257.
101. Oekolampad, wie aus dem Folgenden (gedachten büch = Dialogus) hervorgeht.
102. Hier meint B. wahrscheinlich dasselbe Schreiben Oekolampads an Nikolaus Prugner, das
er auch in den Retractationes (September 1536) heranzieht. s. unten S. 331, Anm. 124. Wann B.
eine Abschrift dieses Briefes an Nikolaus Prugner den Baslern hat zukommen lassen, ist unklar.
103. Nach eigentlichem, tiefstem Sinn.
104. D. h. die wahre Gegenwärtigkeit Christi im Abendmahl, zu der die Eidgenossen sich den
Forderungen Luthers entsprechend bekennen sollten.