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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Stupperich, Robert [Bearb.]; Kroon, Marijn de [Bearb.]; Rudolph, Hartmut [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,1): Wittenberger Konkordie (1536) — Gütersloh, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.29831#0258
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254

ZWISCHEN FROMMEN VERSTENDIGEN LÜTEN (1536)

des herren verleügnet, wölche das wörtlin »liplich« nach gemeinem bruch mit im161
bringt, wie offenbar am tag ist.

Der dritt artickel.
Zum anderen halten sie, das die insetzung dises Sacraments, durch christum
geschehen, krefftig sye inn der christenheit vnd das es nit ligt an würdigkeit 5
oder vnwürdigkeit des dieners, so das Sacrament reichet oder des, der es
entpfahet. Darumb, wie S. Paulus sagt, das auch die vnwürdigen dis Sacra-
ment niessen, also halten sie, das auch den vnwürdigen waarhafftig dargerei-
chet werde der lib vnd das blut christi vnd die vnwürdigen waarhafft das selb
entpfahen, so man des herren insetzung vnd befelh helt162. 10
Dry stuck hat diser Artickel. Das ist ist, Das die warheit des Sacraments nit hanget
an vnser, der fürsteher oder gemeinde, frommkeit, sunder an der warheit Gottes
| 57b | vnd christi, der da redet vnd sprichet: Diss ist min libui etc. Darumb ist vnd
würt im also syn, ob schon beyde, der diener vnd annemmer, vnwürdig weren. Dann
vnser grund ist gewiss allein im worte Gottes vnd nit im menschen noch inn den 15
gaben164 Gottes. Doch ist daby gesagt, das die insetzung des sacraments krefftig sye
inn der christenheit, das ist, inn der kilchen vnd gemeinde Gottes, desshalb sie165, die
gar vngläubigen, so gar vsserthalb der kilchen, nit belanget, die wir sunst etwan
gottloss pflegen zü nennen. Dann das Sacrament allein für die kilch vnd iünger ingeset-
zet ist, beide, würdige vnd vnwürdige, vnd wille aber der herr, das es allein würdigk- 20
lich genossen werde. 1. Cor 11 [27—29].
Das ander. Das auch den vnwürdigen waarhafftig der lib vnd das blüt christi darge-
reichet werde vnd das sie, die vnwürdigen, solichs warhafftig entpfahen, das ist vss
dem h. Paulo 1 Cor 11 auch offenbar. Die Corinthier waren glaubig vnd habend
geglaubet den worten vnd insatzung christi, aber sie haben nit vnderscheiden den lib 2;
christi, noch sich selbs geprüffet, dwil sie mit solicher vnordnung das Nachtmal
gehalten, als ob sie sunst ein mal zyt hetten vnd nit ein spise da were zü erquickung der
sünder ingesetzet. Wer nun nit büss würcket vnd einen rechten vnd lebendigen glau-
ben hat, das christus sye vmb sinent willen gestorben166, der selbig niesset es vnwürdig,
wie im iiij artickel. 30
Niemat kan da wider sin, wie wol sie, eigentlich zü reden, den lib christi nit essen, so
entpfahen sie in aber167. Also schribet der h. Augustinus: Wann der herr spricht,
Welcher isset min lib vnd trincket min blut, der blibt inn mir vnd ich inn ihm168, zeiget er an, was
da sige nit allein sacramentlich, sunder waarhafftig den lib christi essen vnd sin blüt
trincken, dann das selb ist in christo bliben, vff das christus auch inn ihm blibet. Glich 35
161. Sich.
162. s. oben S. 123, Z. i2ff.
163. Mt 26,26 par.
164. D. h. die Gaben als äußerliche Sachen, losgelöst vom Wort Gottes.
165. Die Einsetzung des Sakraments.
166. Vgl. Ro 5,8.
167. Die Unterscheidung auch oben S. 191, Z. 7 ff.
168. Jo 6,56-
 
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