RETRACTATIONES DEUTSCH (1537)
3°7
| 218 a | Die außlegung der einsatzung des h. Abentmals
anderwert 12 gehandlet vnd verbesseret, das ist,
Retractatio.
Es hatt mich fur gut angesehen, diß ort vom heiligen abentmal des herren gantz ander-
5 wert zuhandlen vnd außzulegen. Dann in dem, so ich hieuor zu erklärung dises orts
geschriben 13 , ist allerley, darauß ich mochte geachtet werden, diser sach vom h. Sacra-
ment nit genug gethan vnd mich auch nit der gepur nach bewisen haben gegen den
ienigen, denen doch wir alle, die christum anbetten, gar vil ehr vnd beuorhabens 14
schuldig sind.
10 Durch vnser vndanckbarkeit gegen der so herlichen vnd grossen gaben gottes, die er
vns mit offenbarung des h. Euangelij zu diser vnser zeit geschencket hatt, Auch durch
vnser farlessigkeit im gantzen handel vnd geschefft christi, vnsers Heylandts, haben
wir leyder verdienet, das gott dem Satan verhenget 15 hatt, seer ein vngestimmen zanck
vnd streitt von dem so h. Sacrament des tischs Christi zu erwecken vnder den dienern
! 5 christi an dem heiligen Euangeli, das vns wider erschinen ist.
Die ergernuß des zancks vom h. abentmal Sacrament haben wir alle durch vnser vndanckbar-
keit vnd farlessigkeit gegen dem h. Euangelio verdienet, dann wir das selbig offt mehr zum zanck
vnd streit wider andere, dan das wir vns vnserem herren christo recht begeben hetten vnd in ein
war gotselig leben getretten weren.
20 In 16 disen zanck vnd streitt bin ich auch gezogen worden, als ich mich, weiß nit auß
was eyfer 17 , vnderstunde, ettliche leut zu vertadigen, die andere, wie ichs erkennete,
etwas zu hart antasteten 18 , vnd wolte auch verhieten, | 218 b | das dem gemeinen volck
nit dargeben vnd eingebildet wurde, als ob das brott mit dem leib christis solte ein
naturlich wesen vnd substantz bekommen h oder das der leib christi* 1 reumlich vnd
2; begrifflich ins brott eingeschlossen werden oder auch das die eussere handlung in
sacramenten solte auß ir selb heilsam sein, wie man ioch 19 glaubete 20 .
g) gestr.: oder das der leib christi.
h) — h) add. am Rand.
12. Anderwart (Adv.) = ein zweites Mal; Fischer 1, Sp. 188.
i}. Vgl. Evangelienkommentar 1530 (Bibl. Nr. 28), S. 188b—191 b.
14. Sonderlicher, bevorzugter Hochachtung gegen Luther und die Wittenberger; Fischer x,
Sp. 987 ( 3 c).
15. Zugestanden.
x6. Wie Bucerus in den ^anck kommen. [Marg.].
17. B. will in den Abendmahlsstreit eingegriffen haben, um ungerecht Angegriffene zu
verteidigen und primitiven Ansichten entgegenzuwirken. In der Confessio testamentaria (1541)
heißt es: caeco quodam errore atque latente ambitione; AST 39, Nr. 23 b, S. 758.
18. Angriffen.
19. Auch immer.
20. Tragender Hintergrund dieser Beschwerden, die immer wieder zum Ausdruck kommen,
ist die große Zurückhaltung der oberdeutschen und schweizerischen Theologen, das Göttliche
mit den Externa und dem Leiblich-Irdischen losgelöst vom Giauben zu verbinden.
3°7
| 218 a | Die außlegung der einsatzung des h. Abentmals
anderwert 12 gehandlet vnd verbesseret, das ist,
Retractatio.
Es hatt mich fur gut angesehen, diß ort vom heiligen abentmal des herren gantz ander-
5 wert zuhandlen vnd außzulegen. Dann in dem, so ich hieuor zu erklärung dises orts
geschriben 13 , ist allerley, darauß ich mochte geachtet werden, diser sach vom h. Sacra-
ment nit genug gethan vnd mich auch nit der gepur nach bewisen haben gegen den
ienigen, denen doch wir alle, die christum anbetten, gar vil ehr vnd beuorhabens 14
schuldig sind.
10 Durch vnser vndanckbarkeit gegen der so herlichen vnd grossen gaben gottes, die er
vns mit offenbarung des h. Euangelij zu diser vnser zeit geschencket hatt, Auch durch
vnser farlessigkeit im gantzen handel vnd geschefft christi, vnsers Heylandts, haben
wir leyder verdienet, das gott dem Satan verhenget 15 hatt, seer ein vngestimmen zanck
vnd streitt von dem so h. Sacrament des tischs Christi zu erwecken vnder den dienern
! 5 christi an dem heiligen Euangeli, das vns wider erschinen ist.
Die ergernuß des zancks vom h. abentmal Sacrament haben wir alle durch vnser vndanckbar-
keit vnd farlessigkeit gegen dem h. Euangelio verdienet, dann wir das selbig offt mehr zum zanck
vnd streit wider andere, dan das wir vns vnserem herren christo recht begeben hetten vnd in ein
war gotselig leben getretten weren.
20 In 16 disen zanck vnd streitt bin ich auch gezogen worden, als ich mich, weiß nit auß
was eyfer 17 , vnderstunde, ettliche leut zu vertadigen, die andere, wie ichs erkennete,
etwas zu hart antasteten 18 , vnd wolte auch verhieten, | 218 b | das dem gemeinen volck
nit dargeben vnd eingebildet wurde, als ob das brott mit dem leib christis solte ein
naturlich wesen vnd substantz bekommen h oder das der leib christi* 1 reumlich vnd
2; begrifflich ins brott eingeschlossen werden oder auch das die eussere handlung in
sacramenten solte auß ir selb heilsam sein, wie man ioch 19 glaubete 20 .
g) gestr.: oder das der leib christi.
h) — h) add. am Rand.
12. Anderwart (Adv.) = ein zweites Mal; Fischer 1, Sp. 188.
i}. Vgl. Evangelienkommentar 1530 (Bibl. Nr. 28), S. 188b—191 b.
14. Sonderlicher, bevorzugter Hochachtung gegen Luther und die Wittenberger; Fischer x,
Sp. 987 ( 3 c).
15. Zugestanden.
x6. Wie Bucerus in den ^anck kommen. [Marg.].
17. B. will in den Abendmahlsstreit eingegriffen haben, um ungerecht Angegriffene zu
verteidigen und primitiven Ansichten entgegenzuwirken. In der Confessio testamentaria (1541)
heißt es: caeco quodam errore atque latente ambitione; AST 39, Nr. 23 b, S. 758.
18. Angriffen.
19. Auch immer.
20. Tragender Hintergrund dieser Beschwerden, die immer wieder zum Ausdruck kommen,
ist die große Zurückhaltung der oberdeutschen und schweizerischen Theologen, das Göttliche
mit den Externa und dem Leiblich-Irdischen losgelöst vom Giauben zu verbinden.