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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Stupperich, Robert [Oth.]; Kroon, Marijn de [Oth.]; Rudolph, Hartmut [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,1): Wittenberger Konkordie (1536) — Gütersloh, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.29831#0359
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RETRACTATIONES DEUTSCH (1537)

355

Nun wie dem seye, vns ists vmb das h. sacrament zuthun, drumb wollen wir nun sehen,
wie vnd mit was worten der herr das selbige habe eingesetzet vnd den alten heiligen
brauch erkleret, erneweret vnd recht geheiliget.
233 Nun diß beschreiben vns Matthaeus, Marcus vnd Paulus dermassen 234 : Vnser herr
5 Iesus name das brot, saget danck, das ist, preiset die gute seins hymelischen vatters vnd
das freilich nit mit einem oder zweyen worten, sonder mit filen heiligen vnd herrlichen
worten, Brache dann das brot vnd gabe es seinen iungeren, 235 Dan die gestalt des brots
also ware, das es komlichen 236 gebrochen warde, wie bei vns etliche kuchen sind. Inn
dem er aber das brot also nach der dancksagung gebrochen, den iungeren außteilete
1 o vnd darreichete, sprach er: Nemet vnd esset, das ist mein leib 221 . Also sind dise wort des
herren beschriben von Matthaeo vnd Marco. Lucas meldet weiters, wie der herre
hinzugethon: der fur euch hingeben wirt 238 . S. Paulus hat: das fur euch gebrochen wirt 239 , das
gleich so fil ist als: der für euch hingeben wurt, allein das im wort brechen die gleichnuß
vom brot, das gebrochen wirt, mit eingezogen ist 240 .
1; Wolan, so haben wir nun auß disen worten, Erstlich da[s] w derr herre des orts seinen
iungeren hatt brot gegeben, darumb hat er sie auch geheissen das brot nemen vnd
essen. Der herre thut aber hinzu: Das ist mein leib | 23 5 a |, 241 Auß welchem ie klar vnd
offenbar ist, das das ienige, das der herre hie gegeben vnd das er hat heissen nemen vnd
essen, nit allein das brot ist, sonder auch der leib des herren 242 , Also das der herr hie
20 zwey ding mit ein ander, ia eins durch das ander 243 vbergeben hat. Die rechte schenk
ware sein leib, den er aber ihnen vnsichtbar vnd vnbefindtlich, nemlich wie er solte
ihnen ein ewige speiß der seelen, nit ein zerstorliche bauchspeiß sein, vbergabe. Dan
sichtbar vnd beflndtlich sass er vor inen vnd handlet mit inen. Das brot war allein das
sichtbar, befmdtliche warzeichen vnd vbergabzeichen, damit er seinen iungeren seinen
25 leib, den sie solten an im selb onsichtbar vnd onbefmtlich niessen, gleich sichtbarlich
vnd befindtlich, das ist durch vnd mit dem sichtbaren vnd befindtlichen war- vnd
vbergebzeichen, vbergeben vnd darreichen wolte.
Vnd das nach dem brauch, das wir vns von natur, wie gesagt ist 244 , halten in allen
vbergaben wichtiger dingen, die an jm selb 245 nit sichtbar sind, als dann sind die
30 gerechtigkeiten 246 zu den besitzungen der guter, zu besonderen wurdigkeiten, trew
w) korrupter Zeilenrand.
233. Was das dancksagen des herrenn [Marg. von anderer Hand].
234. Vgl. Mt 26,26—28; Mk 14,22 — 24; 1 Kor 11,23 — 25.
235. Warumb das brot geprochenn. [Marg. von anderer Hand].
236. Bequem, passend.
237. Mt 26,26; Mk 14,22.
238. Lk 22,19.
239. 1 Kor 11,24.
240. Das fur euch geprochenn. [Marg. von anderer Hand].
241. Das der herre das brot vnd mit dem brot seinen leib gegeben habe. [Marg.].
242. Vgl. zu dem folgenden Abschnitt die Formula Concordiae; oben S. i2iff.
243. Umschreibung für die Synekdoche; vgl. oben S. 331, Z. 1 f.
244. s. oben 347, Anm. 191.
245. An sich selbst (in se).
246. Hier: juristische Vorschriften, Gepflogenheiten. Vgl. oben 345, Z. i2ff.
 
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