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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Stupperich, Robert [Bearb.]; Kroon, Marijn de [Bearb.]; Rudolph, Hartmut [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,1): Wittenberger Konkordie (1536) — Gütersloh, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.29831#0361
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RETRACTATIONES DEUTSCH (1537)

357

vnd glauben in bundnussen vnd dergleichen. Also hat der herr auch selb den kinderen,
die man im zutruge, seinen vnsichtbaren segen247, anderen die vnsichtbare gabe der
gesundtheit mit dem sichtbaren zeichen des hendvfflegens vbergeben248. Also gab er
dem, der blind geporen ware, das gesicht mit vfflegen des leimmes249, | 235 b | den er
; aus seinem speichel vnd staub gemacht hatte250. Vnd seinen jungeren gabe er nach der
vfferstentnuß den h. geist mit dem anhauchen251. Eben solicher weiß vnd gestalt hat er
in seinem ersten h. Nachtmal seinen leib mit dem brot oder mit dem darreichen des
brots vbergeben vnd vbergibet inen noch heutigs tags, wo man sein h. Nachtmal nach
seiner einsatzung haltet vnd252 seinen einigen waren leib. Dann also saget er: Das ist
10 mein leib, der fur euch hingeben wurt253.
Er spricht nit: Nemet, esset, das bin ich, das ware hymelbrot254, sonder gibt beson-
ders mit dem zeichen des brots seinen leib vnd mit dem zeichen des weins sein blut,
vnd255 sind dochx dise zwei, der leib vnd das blut des herren, an inen selb vnzerteilet256,
dann der herre sichy da gantz, waren gott vnd menschen, vbergibt. Aber der herre hat
1; hie also sich mit zerteileten zeichen vbergeben wollen, domit er desto baß austruckete,
das er sein leib vnd blut fur vns am creutz zerteilet hat, vffgeopffert vnd vns damit
erloset257. Dan er vns in disem h. sacrament nit allein hat des erinneren vnd des ein
herliche gedachtnuß einsetzen wollen, das er das einig vnd ware hymelbrot ist258, die
vffenthaltung vnd furung in das ewig leben, vnser einiger mitler259, sonder hatt vns
20 auch des erinneren wollen vnd ein herliche | 236a | gedachtnuß bei vns vffrichten, das
er vns durch seinen todt, das ist hingeben seins leibs vnd vergiessung seines bluts, bey
seinem hymlischen vatter wider zu gnaden bracht hat vnd von dem ewigen tod erloset
vnd vns also das erworben, das er nun in vns seie vnd bleibe die speiß vnd einiger
erhalter zum ewigen leben260.
25 Diß ist mein glaub von der vbergabe des leibs des herren mit dem brot im Sacrament
des h. nachtmals; hoffe, es sollen alle frommen, onzenckische christen wol sehen, das
diß auch der einige vnd schlechte verstand vnd inhalt ist der worten vnd einsatzung des

x) gestr.: s.
y) korr. aus: [?].
247. Vgl. Mt 19,13—15 par.
248. Vgl. Mt 8,3 (Heilung eines Aussätzigen).
249. Von limus: Lehm, »Kot« (Vgl. Gen 2,7).
250. Vgl. Jo 9,6f.
251. Vgl. Jo 20,22.
252. Hier im Sinne von: auch, zugleich, Grimm 11,3, Sp. 407 (B Iia).
253. Lk 22,19.
254. Vgl. Jo. 6,31.50.58; vgl. Hebr 9,4.
255. Und dabei ...
256. Warumb er besonders seinen leib vnd besonders sein blüt vbergibt, so sie doch an inen selbs on^ertejlet
sind. [Marg.].
257. Entspricht der Inflnitivform restituere der lat. Vorlage und hat somit die Gegenwartsbe-
deutung (und die Betonung der Realpräsenz).
258. Vgl. Jo 6,50.5 8.
259. Vgl. 1 Tim 2,5.
260. Vgi. Apg 3,15; Hebr 9,14h; Jo 6,56.5 8.
 
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