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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Stupperich, Robert [Bearb.]; Kroon, Marijn de [Bearb.]; Rudolph, Hartmut [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,1): Wittenberger Konkordie (1536) — Gütersloh, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.29831#0369
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RETRACTATIONES DEUTSCH (1537)

365

Dann diß ist mein blut2?,c>.
290Lucas schreibet dise wort also: Das ist der kelch, das new testament in meinem blut291.
Also erzelet auch der h. Paulus dise wort des herren. Nun zweifflet niemant, Lucas vnd
paulus haben des sinnes vnd verstandes halben eben die wort vnd meinung des herren
5 beschrieben, die Matthaeus vnd Marcus292, welche die wort des herren also beschriben
haben: das ist mein blüt des newen testaments. Derhalben hat man auß den beden formen
diser rede des herren das vnzweiffel vnd gantz hell zuverstohn, das der herre hie mit
dem dargebottenen tranck, der das sichtbar war- vnd vbergeb zeichen ware, | 238 b |
zwey ding vbergibet, sein blut vnd das new testament. Denn das new testament ist auch
10 die frucht des blüts christi, vnd das bede293, wie es am creutz fur vnsere sund vergossen
ist vnd wie es in vns bleibt ein tranck des ewigen lebens294; ia der gnaden bundt ist das
letst vnd hohist, das der herr vns hie mitteilet295. Daher ists auch, das es in worten des
herren, wie die Lucas vnd Paulus erzelen, vorgesetzet296 ist. doch weil vns diß new
testament allein durch das blut christi, vnd so wir das in vns haben, bestoht, haben sie
15 bede, Lucas vnd Paulus, hin zu gesetzet: in meinem blüt2C>1.
Darumb so ist der sinn vnd verstand der worten des herren alhie, wie die vom Luca
vnd Paulo beschriben sind, dise: Nemet vnd empfahen mit disem tranck meinen newen
bund der gnaden, euch durch diß mein blut, welches ir zu gleich hie von mir nemen
vnd drincken sollen, bestetiget298. Wie aber dise wort des herren Matthaeus vnd
20 Marcus beschreiben, haben sie disen sinn vnd verstand: Nemet hie mit disem tranck
vnd drincket mein blut, durch welches ir meines newen testaments, das ist meines
newen gnaden bundts, sollen theilhafftig sein.
Ist also diser einigen reden des herren, die doch vom Luca vnd Paulo in worten
etwas einer anderen gestalt dann von Matthaeo vnd Marco dargeben ist, auch ein
25 einiger sinn vnd verstand, nemlich der, das der herr den seinen hie | 239a | mit dem
war- und vbergeb zeichen des leiblichen trancks vbergibt bede, sein blut vnd die frucht
des selbigen, das ist die bestatigung seines newen gnaden bundts. Allein wurt bei dem
Luca vnd Paulo der gnaden bund vorgesetzet, bey dem Matthaeo aber vnd Marco das

289. Mt 26,28. Den folgenden Abschnitt in der lat. Vorlage (s. S. 489, Z. 15 v. u. — S. 490,
Z. 12 v. o.) hat B. hier bei der Übersetzung ausgelassen.
290. Wie das bey dem Luca vnd Paulo das new Testament, bey Mattheo aber vnd Marco das blüt des
herren vor gesetsyt ist, %u verstohn seie. [Marg.].
291. Lk 22,20; 1 Kor 11,25.
292. Zu erg.: erwähnen, haben.
293. D. h. und zwar in doppelter Hinsicht.
294. Vgl. Jo 4,14; 6,54.
295. B. läßt hier bemerkenswerterweise die Appositio »in hac exhibitione mystica« der
Vorlage unübersetzt. In der äußerlichen Darreichung fmdet sich ein mysterion. Vgl. oben
Anm. 59 und 158.
296. Vorangestellt.
297. Die Darreichung des Bluts Christi ist eng mit der Aufnahme in den Gnadenbund verbun-
den. Ohne Blut wird kein Bündnis geschlossen. Vgl. Hebr 9,14—28, bes. v. 18.
298. Die beiden folgenden Abschnitte »Istuc postremum« — »foedus meum nouum« und »Ex
his liquet« werden von B. paraphrasierend wiedergegeben. Dabei liegt ihm erstens daran, klar
herauszustellen, beide Berichte stimmen grundsätzlich miteinander überein, und daß mit der
Darreichung des Bluts die Eingliederung in den neuen Gnadenbund verbunden sei.
 
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