Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Stupperich, Robert [Bearb.]; Kroon, Marijn de [Bearb.]; Rudolph, Hartmut [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,1): Wittenberger Konkordie (1536) — Gütersloh, 1988

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29831#0382
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
37«

RETRACTATIONES DEUTSCH (1537)

fridliebenden christen zu mehrer befridung der kirchen hie auch anzeigen, wi[e]c ich
vor dem herren erkenne, das man sich der selbigen außlegung in der warheit verglei-
chen moge351. Es ist in diser rede des herren das zeigwortlin »Das« gemeinlich also
angesehen worden, als das es vff das brot vnd den wein gerichtet sey vnd zeige, Also
das dise red des herren, Das ist mein leib, seie so fil als: das brot ist mein leib Vnd dise 5
red, Das ist mein blut, seie so fil als: Diser tranck ist mein blut. Demnach hatt dann ein
teil352 diß brot vnd disen tranck an im selb353 vnd besonders354 von dem leib vnd blüt
des herren angesetzet355. | 243 a | Dise haben dann die außlegung bracht: Das bedeutet
meinen leib, das bedeutet mein blüt oder ist ein zeichen vnd figur meins leibs vnd blüts,
wie dann das brot vnd der wein an inen selb vnd besonders von dem leib vnd blüt des 10

herren angesehen ia nit mehr dan zeichen sind, aber doch warzeichen vnd vbergabzei-
chen des leibsd vnd blüts christi vnd nit allein bedeut- oder erinnerende zeichen. Dan
brot bleibt ia brot, wein bleibt wein, vnd werdend dise yrdische zergengklichen ding
nit zum leib vnd blüt christi, den hymlischen vnd vnzergengklichen dingen, in irem
wesen verwandlet. Diß halten alle christliche lerer, alt vnd newe. Was die schul von
dem wandlen des wesens brot vnd wein ins wesen des leibs vnd blüts christi ertraumet
hat356, da von haben die h. vatter nichts ie gedacht.
Die anderen357 aber haben diß brot vnd disen tranck angesehen, als358 sie sacrament
herren sind, mit denen er sein leib vnd blüt vbergibt, vnd haben sie nit besonders
t leib vnd blüt des herren, wie dann der herr sie beyde zü seinem wort zusamen
sset vnd samptlich vbergeben hat, betrachtet. Dise359 haben dann gesagt, Das brot
der leib des herren, Der tranck sein blüt, oder in dem brot vnd in dem tranck werde
geben vnd empfangen der leib vnd das blüt des herren. Alles doch des verstandts,
ie wort Pauli haben: Das brot, das wir brechen, ist das nit die gemeinschafft des leibs des
'n?™ etc. Vnd haben dann der anderen außlegung der massen verstanden, als ob sie
. abentmal nichts erkenneten gegeben werden361 dan allein brot vnd wein, zeichen

korrupter Zeilenrand. — d) gestr.: vn.
1, die er bei der Ubersetzung der Retraktation ausgelassen hat. Vgl. Evangelienkommentar,
489, Z. 15 v. u. — S. 490, Z. 12 (über den Tropus Synecdoche) und S. 490, Z. 14 v. u. — S. 491,
21 v. u. (über die wahre Menschheit Christi).
351. Woruff man das ^eigwortlin (Das) gedeutet bat. [Marg.].
352. B. meint mit diesem Teil u. a. Zwingli, Oekolampad und ihre Anhänger.
353. In se, als solche, nach dem Wesen.
354. Abgesondert, losgelöst; Fischer 1, Sp. 921.
355. Verstanden.
356. B. meint die Lehre der Transsubstantiation, die Umwandlung der ganzen Substanz des
Brotes und des Weins in die Substanz des Leibes und des Blutes Christi, die das 4. Laterankonzil
(1215) in das Glaubensbekenntnis gegen die Albigenser aufgenommen hat. Vgl. Den^inger-
Schönmet^er, Nr. 802. Seitdem zählt dieses Lehrstück zu dem festen Bestandteil der offiziellen
Schultheologie; vgl. LThK 10, Sp. 2.5 5 f. Vgl. oben S. 123, Anm. 3 und S. 165, Anm. 206 und
unten S. 387, Anm. 463.
357. Luther und seine Anhänger.
358. So wie ... sind, d. h. als solche, die, in dem Sinne daß.
359. Die Lutheraner.
360. 1 Kor 10,16.
361. Latinisierende Formulierung (Acl).
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften