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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Stupperich, Robert [Oth.]; Kroon, Marijn de [Oth.]; Rudolph, Hartmut [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,1): Wittenberger Konkordie (1536) — Gütersloh, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.29831#0389
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RETRACTATIONES DEUTSCH (1537)

385

Die seel ist vnd lebet in vnserem leib, vnd konden wir doch nit wissen, wie sie in vns ist vnd
lebet, anders dann das wir ir werck vnd krafft in vns befinden. Also ist vnd lebet in vns christus,
das wir nit wussen mogen, wie das geschicht, anders dann das wir sein krafft vnd werck in stercke
des glaubes vnd geneigtem willen recht zuthun befinden.
; Vnd weil dise ding vnsers christlichen glaubens alle vnsere vernunfft so weit vber-
treffenn, das wir on das wort gottes vnd des selbigen waren einfaltigen glauben nichts
hie von wissen noch reden mogen, sollen wir vns in dem allein billich433 der schrifft
vnd weisen zureden, die die schrifft hat, vffs einfeltigest geprauchen. Dann wie dise
geheimnussen gotes niemant verstoht dann der geist gottes434, also wurdt auch nie-
10 mant verstentlicher, liechter vnd besserlicherer weise dauon mogen reden.
Wer dann nun auß den erzeleten orten der schrifften glauben mage, das vnser lieber
herre Jesus als warer got vnd mensch selb vnd in seinem wesen warlich bei vns, vnder
vns vnd in vns ist vnd jhm dadurch beide, an seiner menschlichen natur vnd himli-
schem wesen vnd glori, nichts abbrochen wurt, der kan auß den worten des herren bei
1; dem h. nachtmal geredt, Nemen vnd essen, Das ist mein leib, Nemen, drincken, das ist mein
blüt^, auch das gern glauben, das vns der ware leib vnd das ware blut des herren, das
ist der | 248 a | herre selb, war Got vnd mensch, gegeben, von vns empfangen vnd
genossen werde Vnd das das brot, das wir brechen, die ware gemeinschafft seie des
leibs christi, der kelch, den wir da trincken, des bluts christi, wie der h. paulus zeu-
20 get436, Nemlich, so437 man doch so wol außschleusset alles naturlich vermengen vnd
anhefften oder einschliessen mit vnd im brot vnd wein vnd allen irdischen dingen. Es
ist dise vbergabe des herren nit ein irdisch, sonder ein himlisch ding, ein handel des
newen Testaments, den weder sinn noch vernunfft, sonder allein der glaub sihet438,
verstehet vnd befindet vnd das in dem spiegel vnd dunckelen wort des herren439.
2; 440Dabey sollen wir die schrifft auch recht verstohn, wann sie vns sagt, das vnser
herre im hymel wohnet. Es hatt wol den herren ein sichtbar wolcken von augen der
Apostel hingefuret441. Paulus schreibt aber, ler seie gefaren vber alle hymel vnd wohne
in den vberhimlischen dingen442. Vnd freilich lebet vnd regieret der herre inn dem
wesen, das got seinen geliebten bereittet hatt. Nun diß wesen ist also gotlich, das es,
30 wie die schrifft zeuget, kein auggesehen, kein or gehoret hat vnd ist ins menschen hert% nit kom-
merd^. Was vermogen dan wir nach vnser nidrigen vernunfft von disem wesen eigent-
I
t) gestr.: er.
433. Mit Recht.
434. Vgl. 1 Kor 14,2.
435. Vgl. Mt 26,26h
436. Vgl. iKor 10,16.
437. Indem.
438. Anspielung auf den Sakramentshymnus Pange lingua (vgl. in der lat. Version, S. 491,
Z. 19, v.o.: debet fides sensuum defectui prebere supplementum).
439. Vgl. 1 Kor 13,12.
440. Wie der herre im hymel wohne, ia vber allen himlenn, Welches nichts anders ist, dann die gotliche
herlicheit, die aller menschen gedancken vbertrijft, die kein aug gesehen, kein ohr gehoret etc. [Marg.].
441. Vgl. Apg 1,9.
442. Vgl. Eph4,io.
443. 1 Kor 2,9.
 
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