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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]; Bergholz, Thomas [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0079
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Einleitung

Calvin stand und in den Verdacht geraten war, dessen Abendmahlsauffassung zu teilen367. Im Sommer 1559
forderte Herzog Christoph Hagen auf, ein Bekenntnis seiner Lehrauffassung abzuliefern. Dieser legte seine
Bekenntnisschrift am 10. September 1559 einer Kommission vor, bestehend aus neun Theologen - Tübinger
Professoren und andere Geistliche des Landes, darunter die Äbte Valentin Vannius, Heinrich Weickersreu-
ther368 und Johann Isenmann (Eisenmenger)369, die Generalsuperintendenten Eberhard Bidembach370, der
Spezialsuperintendent Georg Udal371 sowie Jakob Andreä372. Hagens Bekenntnis offenbarte tatsächlich eine
calvinistische Abendmahlsauffassung, und der Herzog berief für den 14./15. Dezember 1559 eine Synode
nach Stuttgart ein. Hier sollte Bartholomäus Hagen in Anwesenheit der Theologen und Professoren sowie
des Landhofmeisters Hans Dietrich von Plieningen, des Kanzlers Johann Feßler und des Vizekanzlers
Hieronymus Gerhardt373 seinen calvinistischen Auffassungen abschwören.
Zur Abgrenzung der lutherischen Lehre vom Calvinismus hatte Johannes Brenz die Lehre von der
Ubiquität, der leiblichen Allgegenwart des auferstandenen Christus, entwickelt374. Die Stuttgarter Synode
setzte im Anschluss an Hagens Bericht ein Bekenntnis auf375, das die lutherische Auffassung vom Abend-
mahl einschließlich der Ubiquitätslehre von Brenz zusammenfasste und das lutherische Bekenntnis in
Württemberg untermauerte. Dieses Bekenntnis wurde am 19. Dezember von sämtlichen anwesenden
Würdenträgern aus Staat und Kirche unterzeichnet, unter anderem von Brenz, Andreä, Jakob Heer-
brand376, den Äbten Valentin Vannius, Johann Isenmann und Jakob Schropp377, ferner Matthäus Alber,
Dietrich Schnepf378, Jakob Beurlin379, Eberhard und Balthasar Bidembach380 sowie den 27 Superintenden-
ten und Pfarrern und schließlich auch von Bartholomäus Hagen381. Das Bekenntnis vom Abendmahl sollte
anschließend von allen Kirchendienern im Lande anerkannt und unterzeichnet werden382, weshalb es 1560
erstmals gedruckt wurde und 1561 erneut, diesmal in lateinischer Übersetzung, erschien383.
Der Präzedenzfall Bartholomäus Hagen hatte ein offizielles Bekenntnis der württembergischen Kirche
hervorgebracht, das bis zum Erscheinen des Konkordienbuchs 1580 Gültigkeit besaß und noch 1582 in die
Neuauflage der Großen Kirchenordnung aufgenommen wurde384. Herzog Christoph überschickte das
Abendmahlsbekenntnis an Kurfürst August von Sachsen mit der Bitte, ein Gutachten der theologischen
Fakultäten von Wittenberg und Leipzig darüber anfertigen zu lassen. Dieses Ansinnen wiesen jedoch
sowohl der Kurfürst als auch Melanchthon als Haupt der kursächsischen Kirche ab, da sie durch eine

367 Zum Hergang vgl. Sattler, Geschichte des Herzog-
tums IV, S. 157ff.; Schneider, Kirchliches Verfahren,
S. 268; Brecht/Ehmer, Reformationsgeschichte,
S. 369-371, 427ff.; Heppe, Protestantismus I, S. 311ff.
368 Zu Heinrich Weickersreuther siehe Pfeilsticker, Die-
nerbuch II, § 3392; Rothenhäusler, Abteien und
Stifte, S. 65.
369 Zu Johann Isenmann (Eisenmenger) siehe Pfeilstik-
ker, Dienerbuch II, § 3292; Rothenhäusler, Abteien
und Stifte, S. 78ff.
370 Zu Eberhard Bidembach siehe ADB 2, S. 616; Pfeil-
sticker, Dienerbuch II, § 3302; Rothenhäusler,
Abteien und Stifte, S. 20; Lang, Klosterschulen, S. 55
Anm. 19; Sydow, Bebenhausen, S. 68f.; Bossert, Kir-
chendiener, S. 38.
371 Zu Georg Udal siehe Bossert, Kirchendiener, S. 10.
372 Schneider, Kirchliches Verfahren, S. 268f.
373 Zu Hieronymus Gerhardt siehe Bernhardt, Zentral-
behörden, S. 314ff.
374 Vgl. Bauer, Art. Ubiquität, in: TRE 34, S. 224-241,

hier S. 237f.; Brecht/Ehmer, Reformationsge-
schichte, S. 427ff.
375 Reformation in Württemberg, S. 197.
376 Zu Jakob Heerbrand siehe RGG4 3, Sp. 1502f.
377 Zu Jakob Schropp, siehe S. 51 Anm. 302.
378 Dietrich Schnepf, der Sohn Erhard Schnepfs, war Spe-
zialsuperintendent in Nürtingen.
379 Zu Jakob Beurlin siehe Pfeilsticker, Dienerbuch II,
§2911.
380 Zu Balthasar Bidembach siehe NDB 2, S. 218; Bern-
hardt, Zentralbehörden, S. 165ff.
381 Schneider, Kirchliches Verfahren, S. 274.
382 Kugler, Christoph II, S. 171ff.; Schneider, Kirch-
liches Verfahren, S. 274. Ein Exemplar, das von Thomas
Naogeorgus am 24. März 1560 unterschrieben wurde,
befindet sich im Hauptstaatsarchiv München, vgl.
Friedrich, Kirchmair, S. 96; Schnurrer, Erläute-
rungen S. 259ff.
383 Schneider, Kirchliches Verfahren, S. 274 Anm. 1.
384 Siehe S. 71.

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