Württemberg
3. Klosterordnunga
[Juli 1535]
bClosterordnung.
Es hatt der tausendt listig Sathan, under dem
Schain ains Engels des Liechts1 sonnderlich bey den
closterleutten zu unsern Zaitten vilfaltig eingedrun-
gen, den rechten, sattenn grundt des glaubens, wel-
cher allain hie fromm und dort sälig macht, mit den
seelstrickenc menschlicher satzungen treffenlich ge-
schwecht, bey ettlichen ouch gard außgerissen, den
waren gotsdienst mit unmasse laiplicher yebung
(welche doch, als Paulus sagt2, wenig nutzet) vilfäl-
tig verdunckelt, ware lieb gestürtzet, ain recht chri-
stenlich absterben des sündtlichen Adams durch un-
verstandt des göttlichen willens verderbte, also das
uns von hohen nötten, ain christenlich, ernstlichf
einsehen hierinn zethundt, die armen, gefangen ge-
wissen ledig ze machen und alle ding nach gottes
willen, den er unß in seinem hailigen wort eroffnet,
anzurichten, derohalb wir unß ouch nachgenderg
ordnung, welche wir wellen in allen unsers fürsten-
thumbs Clostern fleissig gehalten werden, enth-
schlossen haben.
Von Singen und leßen der Closterleut in gemain.
Singen und leßen, wie es nütz und gut, | 148v |
gott dem herren loblich, dem menschen besserlich,
wa sollich yebung nach der Regel gottlicher schrifft
angerichth, also hinwider ist es nicht ain gespött vor
a Textvorlage (Handschrift): Text A: Württ. Landesbib.
Stuttgart Cod. Hist qt. 588, fol. 148r-154r; Text B:
HStA Stuttgart A 63 Bü 4, fol. 190r-197r; Text C: HStA
Stuttgart A 63 Bü 4, fol. 198r-205r; Text D (Kloster Al-
pirsbach): Württ. Landesbib. Stuttgart Cod. Iur.
qt. 141, fol. 1r-6r. Abdrucke des Alpirsbacher Exem-
plars: Schnurrer, Erläuterungen, S. 547-558; Pres-
sel, Blaurer, S. 359-364.
b D: Clauster ordnung im Fürstenthumb Wirttenberg, um
Ulrici Anno 1535 ußgangenn.
c D: vol stricken.
d Fehlt D.
den augen gottes und den leuten unbawlich, wa sy
auff sollich weiß, wie dann jetz lang breichig gewe-
ßen, gehalten württ, und weil aber ietzund allent-
halb bey den Closterleutten die kirchiebungen von
diser zwaier ursach wegen strefflich, am ersten, das
des gesangs und eusserlichen gebettsi zevil und der
gaist darmit gar überschitt worden, sich kains wegs
jim auff schwingen zu Gottj als lang erhalten mögen,
am andern, das zu solchem bett und gesang allerlay
ungegründter, aberglaubiger sachenn von den seelen
der abgestorbnen, von verdienst und anrüffen der
hailigen miteingemengt sind worden, geschweygen
anders, mit was unverstandt und auß was mainung
sollchs alles geschehen, nämlich hiemit die sünd ab-
zulegenk, gerecht zuwerden, vil zuverdienen und sä-
ligkait zu erlangen. So wellen wir, das fürohin in
allenn unß zugewandten Clöstern diser zwaier stuck
halben endrung beschehen, uff maß, wie hernach
volgt.
Erstlich soll furohin nichts bey inen im Chor oder zu
tisch gesungen und geleßen werden dann allain hai-
lige, | 149r | biblische geschrifft und was in der selbi-
gen satten grundt hatt.
Am andern soll sollichs alles in der gemain mit
kürtzen geendetl werden, dann welche fur ander inn
glouben erbawen und gaistreich sind, die werdendt
e Fehlt D.
f Fehlt D.
g D: der.
h B, C: angeregt.
i C: gepells.
j-j D: ain uff schwengen in got.
k B: abzutragen.
l B: geordnet.
1 2Kor 11,14.
2 1Tim 4,8.
76
3. Klosterordnunga
[Juli 1535]
bClosterordnung.
Es hatt der tausendt listig Sathan, under dem
Schain ains Engels des Liechts1 sonnderlich bey den
closterleutten zu unsern Zaitten vilfaltig eingedrun-
gen, den rechten, sattenn grundt des glaubens, wel-
cher allain hie fromm und dort sälig macht, mit den
seelstrickenc menschlicher satzungen treffenlich ge-
schwecht, bey ettlichen ouch gard außgerissen, den
waren gotsdienst mit unmasse laiplicher yebung
(welche doch, als Paulus sagt2, wenig nutzet) vilfäl-
tig verdunckelt, ware lieb gestürtzet, ain recht chri-
stenlich absterben des sündtlichen Adams durch un-
verstandt des göttlichen willens verderbte, also das
uns von hohen nötten, ain christenlich, ernstlichf
einsehen hierinn zethundt, die armen, gefangen ge-
wissen ledig ze machen und alle ding nach gottes
willen, den er unß in seinem hailigen wort eroffnet,
anzurichten, derohalb wir unß ouch nachgenderg
ordnung, welche wir wellen in allen unsers fürsten-
thumbs Clostern fleissig gehalten werden, enth-
schlossen haben.
Von Singen und leßen der Closterleut in gemain.
Singen und leßen, wie es nütz und gut, | 148v |
gott dem herren loblich, dem menschen besserlich,
wa sollich yebung nach der Regel gottlicher schrifft
angerichth, also hinwider ist es nicht ain gespött vor
a Textvorlage (Handschrift): Text A: Württ. Landesbib.
Stuttgart Cod. Hist qt. 588, fol. 148r-154r; Text B:
HStA Stuttgart A 63 Bü 4, fol. 190r-197r; Text C: HStA
Stuttgart A 63 Bü 4, fol. 198r-205r; Text D (Kloster Al-
pirsbach): Württ. Landesbib. Stuttgart Cod. Iur.
qt. 141, fol. 1r-6r. Abdrucke des Alpirsbacher Exem-
plars: Schnurrer, Erläuterungen, S. 547-558; Pres-
sel, Blaurer, S. 359-364.
b D: Clauster ordnung im Fürstenthumb Wirttenberg, um
Ulrici Anno 1535 ußgangenn.
c D: vol stricken.
d Fehlt D.
den augen gottes und den leuten unbawlich, wa sy
auff sollich weiß, wie dann jetz lang breichig gewe-
ßen, gehalten württ, und weil aber ietzund allent-
halb bey den Closterleutten die kirchiebungen von
diser zwaier ursach wegen strefflich, am ersten, das
des gesangs und eusserlichen gebettsi zevil und der
gaist darmit gar überschitt worden, sich kains wegs
jim auff schwingen zu Gottj als lang erhalten mögen,
am andern, das zu solchem bett und gesang allerlay
ungegründter, aberglaubiger sachenn von den seelen
der abgestorbnen, von verdienst und anrüffen der
hailigen miteingemengt sind worden, geschweygen
anders, mit was unverstandt und auß was mainung
sollchs alles geschehen, nämlich hiemit die sünd ab-
zulegenk, gerecht zuwerden, vil zuverdienen und sä-
ligkait zu erlangen. So wellen wir, das fürohin in
allenn unß zugewandten Clöstern diser zwaier stuck
halben endrung beschehen, uff maß, wie hernach
volgt.
Erstlich soll furohin nichts bey inen im Chor oder zu
tisch gesungen und geleßen werden dann allain hai-
lige, | 149r | biblische geschrifft und was in der selbi-
gen satten grundt hatt.
Am andern soll sollichs alles in der gemain mit
kürtzen geendetl werden, dann welche fur ander inn
glouben erbawen und gaistreich sind, die werdendt
e Fehlt D.
f Fehlt D.
g D: der.
h B, C: angeregt.
i C: gepells.
j-j D: ain uff schwengen in got.
k B: abzutragen.
l B: geordnet.
1 2Kor 11,14.
2 1Tim 4,8.
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