Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]; Bergholz, Thomas [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0097
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
3. Klosterordnung [1535]

schrifft, welche (als Paulus sagt)9 den menschen zu
allem gutten geschickt macht, mit allem vleiß und
ernst obligenp. Welcher aber ain nichtigerq miess-
lingr sein welt, soll im kloster kains wegs geduldet,
sonnder als ain unnützes burde ußgeworffen werden.
Von dem gehorsam und beschluss.
Wie wol die band und seelstrickt menschlicher
satzung in vasten, schweigen, beichten, kutten und
blatten tragen, auch vil andern, damit die gaistliche
genanten beschwert worden, auffgeknüpft und, sovil
das gewissen betrifft, in krafft gottes wort zerrissen
und die gemütter gefreytu sollenv, nicht destweniger
dwil in ainer yeden | 152r | wolgeordneten hauß-
habw ain gemain uffsehen uff ain hußvatter oder
hußmutter sein muß, also söllen ouch die ordens
leutt, so lang sie in den Clöstern verharren, sich gut-
willig und gehorsamlich in allem, so nit wider gott,
gegen iren fürgesetzten beweißen und nitx yeder
seins gefallens thun und lassen, was und wie im ge-
liebt, dardurch dann all gut ordnung zerrity, frid,
lieb und ainigkait, welche allainz in ausserlichen an-
zaigena der recht gottgefellig, christenlich orden ist,
zerstörtb und zu grundt gericht möcht werden.
Dann wa aine oder meer unruwig, unfridlich und
andern überlästig personen sich erögen10 wurden, die
sollen kains wegs gedult, sunder unß angezaigt und
als dann irem verschulden nach mit geringer abfer-
tigung und außsteur hingewisenc werden. Sonnder-
lich aber soll niemandt gestatt werden, ausser das
Closters seins gefallens zu rayend und on ursach uß-
zuschwaiffen, sonnder sollen sie anhaim beleiben
und on vergünstigung der obern nit herauß geen,
dann sie sich zichtig, fromm, still und aller ding

p C: ablegen,
q Fehlt B.
r D: müssiger.
s B, C, D: unnütze, schedlich.
t D: bedtstricken.
u C: gefert. D: gebraitt.
v B, C, D: sollen werden.
w B: hußhalt.
x D: nit ain.
y B: zerint. C: zertrent. D: zerißet.
z B, C: allen.

christenlich beweißen sollen, damit nit underm
schein gottlichs worts und christenlicher freyhait
| 152v | der leichfertigkait und gailhait des flaischs
thür uffgethon und also gottes nam und das hailig
evangelium verlestert werd.
Von den frawen Clöstern.
Mit den frawen Clöstern soll es auch aller mas-
sen wie jetz gemelt gehalten werden, dann allain,
das alle ding bey inen in teutscher sprach söllen ge-
sungen und geleßn werden. Sie söllen den beschluss
und redfenster11 und winden eroffnen, auch eson-
derlich in der kirchen, damit man sehe, wie vleissig
siee das gotswort besuchen und hören. Sunst mögen
wir wol leiden, das man kain gemainen eingang hin-
ein mach, wann darauß etwan, sonnderlich in den
frowen Clöstern, vil args leichtlich volgen mag.
Fürohin söllen ouch kaine personen in die Clö-
ster auffgenomen werden, desgleichen ouch in die
beginen- und Nollhart haußer. Wa ouch jetzund no-
vitzien, die noch nit profession gethon, vorhanden
weren, söllen mit zimlicher zerung iren eltern oder
frainden12 unverzogenlich haimgeschickt werden.
Dergestalt söllen ouch haimgewißen werden, wa
frembd personen auß andern Clöstern ausserhalb
unsers furstenthumbs in unsern Clostern erhalten
weren worden. | 153r |
Wie es mit den Closter personen, so heruß
zukomen begeren oder vormals herauß komen
seind, gehalten sölle werden.
Welche Closterpersonen nach irer nottdurfft ge-
legenhait iren standt christenlich zuverkeren ge-

a C: anzeigen, die.
b C: zustat.
c B, C: hingelassen. D: haim gewissen.
d C: rauchen.
e-e Fehlt D.
9 2Tim 3,16f.
10 Eräugen = erzeigen.
11 Sprechgitter.
12 Verwandten.

79
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften