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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0118
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Württemberg

den predigen, das wort Gottes zuhörn und zu lernen,
mit allem fleys schicken, daraus dann sie gewißlich
lernen unnd erfaren werden, wes sie sich gegen Gott
und dem menschen, arm und reich, ober und under,
halten sollen, dardurch werden auch unzweiffel vil
laster und leichtfertigkeit, deren das gemein volck
und alle menschen aus angeborner böser neigung vol
seind, verhüt, abgewendt und zu gutem gezogen,
welchs dann sunst on verkündung und zuhörung des
heiligen Gottes wort nit wol müglich ist. Dann
| Biiiia | wie können in sonderheit die jungen wissen
(deren gemeinlich bey dem ärmbsten am wenigsten
geacht wirdt, sich auch auff das unfleissigest, dem
gemeinen sprichwort nach, niemandt ziehe böser
kinder dann die bettler, aufferzogen werden), was
sie Gott, auch irer oberkeit, vatter und mutter und
dem nechsten zuthun schuldig seinm, so sie nimmer
nichts davon vernemen, sonder alwegen auff der
gassen, würtzheusern und anderst wa, da sie sein,
von üppigkeit und schendtlichen dingen hören sa-
gen, lernen, spilen und gotlestern, alle leichtfertig-

keit yeben, triegen und liegen, wellichs dann leider
im jungen volck gantz gemein worden, daraus nichts
anders volgen kan dann ein gotlos leben unnd we-
sen, das on forcht Gottes dahin fert. Wissen also nit,
was Gott gebotten oder verbotten hat, achten alles
ir thun und lassen, diebstal, spilen, Gotslestern
unnd alle leichtvertigkeit nit für sünd, leben erger
dann die Gottlosen Heyden, wilder dann das unver-
nünfftig vich. Dis alles zufürkummen unnd zuver-
hütten, auch gute pollicey zu underhalten und den
gemeinen nutz, zuforderst aber die ehr Gottes
zufürdern, soll ein yeder billich sich selbs, seine kin-
der und eehalten zu dem wort Gottes fürdern, zu
den predigen ziehen und ernstlich anhalten, damit
man eigentlich und gründtlich zuleben lernen, die
armut, all nott und trübseligkeit mit gedult und
freuden tragen, hie gnad und barmhertzigkeit und
nach disem zergenglichen leben und ellenden jamer-
tal das ewig über herrlich reich durch Jesum Chris-
tum, unsern heylandt, erlangen mög.

Das dritt Capitel:
Von pflegern und Diacon der armen, wie die geschickt
| Biiiib | und sich mit einnemen und außgeben in ir pflegerey halten.

Anfenglich soll man fürsichtig, erber unnd redliche
männer, die ein gut gezeugknus bey yederman ha-
ben, nach dem bevelch der apostel Acto vi.21 zu Dia-
con unnd pfleger der armen erkiesen, und sollen sol-
liche männer aus dem geistlichen unnd weltlichen
standt zum wenigsten an yedem ort und flecken zu
dem Pfarrer und Schultheissen, einer vom Gericht
und einer von der gemeind, erwölt werden. Dieweil
aber in den fürnempsten Stetten und Flecken das
einkummen etwan treffenlich und groß ist unnd on
sundere müe unnd arbeit nit mag eingebracht wer-
den, hat es uns gefallen, das sundere personen, für
das gewiss und bestendig gefell einzubringen, er-
nennt und ander über das ungewiss und unbestendig
einkummen gesetzt, damit die personen, durch vile
der geschefften zu hoch beladen, in der außrichtung
m Fehlt LandesO Württemberg 1536.
n LandesO Württemberg 1536: des.
o LandesO Württemberg 1536: mit glüpten.

nit verhindert werden. Es sollen auch die pfleger,
dien gewissen, ewigen und bestendigen einkummens,
wa es anders so treffenlich unnd dapffer wer, mit der
täglichen außteilung nit beschwert, sunder soll die-
selb müe unnd arbeit der täglichen außteilung den-
jhenigen, so über das unbestendig einkummen ver-
ordnet, auffgeladen werden. Es sollen auch die pfle-
ger, ehe sie ins ampt tretten, mit [glüpten]o und ey-
den zu des kastens frummen unnd nutze ernstlich
verbunden und verpflicht werden. | Cia |
Und dieweil man in kleinen dörffern für gelt und
briefe gemeinlich nit gnugsame verwarung und be-
haltnussen hat, so soll man an eim yegklichen sol-
chen ort einen trog in der kirchen, oder wa mans am
besten verwaren mag, haben, der mit beschleg unnd
21 Apg 6,1-3.

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