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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]; Bergholz, Thomas [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0129
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8. Kirchenordnung 1536

nit ein bäpstisch ungegründt handlung, wie etwan
unbedechtlich einer möcht verwenet werden, dieweil
der priester oder diener nit sich selber, wie etwan in
den winckelmessen geschehen, bericht, sonder einen
andern mit den worten des herren: Nement, essent,
etc.51, das hochwirdig Sacrament reichet. So ist der
kranck von seiner kranckheyt wegen nit excommu-
nicatus, sonder ist vilmer von der kranckheit wegen,
so er glaubt, in communione omnium sanctorum,
darumb gehört | Cva | ime auch das Sacrament
Communionis zu und sol ime zu trost seines gewis-
sens keines wegs verhalten werden.
Es soll aber dis ordnung mit den krancken gehalten
werden, das der pfarrherr dem krancken anfenglich
vorlese das eylfft capitel der ersten epistel zu den
Corinthiern52, wie vorhin in dem nachtmal gemelt
ist worden53, darauff ein kurtze vermanung vom Sa-

crament, von wirdiger niessung thun, wie im nacht-
mal angezeigt, darauff sich bey dem krancken erfa-
ren, ob er etwas sonderlich zufragen, zulernen oder
anzuzeigen habe. Das soll er allein von ime hören
und die leut heissen abtretten unnd ine auffs fleis-
sigst und trewlichst underrichten, trösten unnd
stercken. Auff das sag er ime für die offen beicht
und absolution, wie im nachtmal ist angezeigt54.
Darnach segne er das Nachtmal mit den worten des
| Cvb | Testaments unnd sprech in der reychung des
brots: Unser herr Jesus Christus, in der nacht, da er
verrhaten ward, nam er das brot, danckt unnd
brachs etc.55, wie man die wort sunst lißt im nacht-
mal. Darnach reiche er ime den kelch mit den wor-
ten: Desselben gleichen auch den Kelch nach dem
abentmal und sprach: Das ist der kelch, etc. wie im
nachtmal, darnach tröste er ine mit dem Evangelion
und Gottes wort und bevelhe ine dem Herren.

Von der heiligen Tauff.

Wann man das kindt zur Tauff bringt, soll der die-
ner nachvolgende vermanung sprechen unnd keines
wegs aus nachlässigkeyt underlassen, es were dann
zur zeit der not, so das kind in todes note were, dann
in solchem fal mag er nach gelegenheit | Cvia | sich
halten und die vermanung kürtzen, auch der gebett
etliche underwegen lassen.
Vermanung:
Ir aller liebsten in Christo Jesu, ich vermane und
bitt euch alle durch die barmhertzigkeit gottes, die
ir alhie zugegen versamlet seyet aus Christenlicher
lieb und trew, das ir erstlich zu hertzen nemen und
mit fleys bedencken wöllendt das treffenlich werck
Gottes in dem tauff und den grossen ernst, der dar-
inn ist und anzeigt wirdt. Dann aus den worten der
nachvolgenden gebett werdet ir hören, sehen es auch
aus dem werck selbs, wie armentseelig unnd ellend
die Christenlich Kirch dises kindlin hieher tregt und
vor Gott so bestendigklich und offenbar bekennet,
das dasselbig kindlin ein kindt des zorns, der sünden
51 Vgl. S. 107 Anm. 27.
52 1Kor 11,17-34.
53 Vgl. S. 107.

und ungnaden sey, und darumb so herzlich umb
hilff | Cvib | und gnad bittet, das es durch die tauf ein
kind Gottes werden möge. Bedenckt auch mit fleis,
das es ye nit ein schertz oder kinderspil ist, dis chri-
stenlich, dapffer werck zu handlen, welches dem
teuffel begegnet und ine nit allein vom kindt treybt,
sonder auch das kindt wider ine als ein stäten, ge-
wissen erbfeind sein leben lang zustreitten ver-
pflicht. Derhalben hoch vonnötten ist, mit reinem,
starcken glauben unnd hertzlichen vertrawen zu
Got andechtiglich zubitten, das Gott, der allmech-
tig, das kindlin nit allein von des teuffels gewalt er-
ledigen, sonder auch also stercken wöll, das es dem
feinde im leben und sterben stattlichen widerstand
thun unnd erhallten werden mög. Darumb wöllend
mit fleis auff euch selbs achtung haben, in einem
rechten glauben allhie zustehn, Gottes wort zuhören
und andechtiglich zu Gott rüffen und zubitten, dann
wir | Cviia | ye allhie zum betten nit vergebenlich,
sonder aus not ermanet werden, auf das Gott unsern
ernst und ein recht, vertrawlich hertz erkennen
54 Vgl. S. 108.
55 Vgl. S. 107 Anm. 27.

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