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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0133
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8. Kirchenordnung 1536

nemen, wie der Eelich stand von Gott ist eingesetzt
worden. Gott der Herr sprach: Es ist nit gut, das der
mensch allein sey. Ich wil | Dvia | ime ein gehilffen
machen, die umb ine sey. Da lies Gott, der Herr, ein
tieffen schlaff fallen auff den menschen, und er ent-
schlieff, unnd name seiner rüppen eine und schlos
die statt zu mit fleisch, und Got, der Herr, bauwet
ein weib aus der rüpp, die er von dem menschen
name, und bracht sie zu ime. Da sprach der mensch:
Das ist einmal bein von meinen beinen und ein
fleysch von meinem fleysch. Man wirt sie nach dem
mann heissen, darumb, das sie vom mann genum-
men ist. Darumb wirdt ein mann sein vatter unnd
mutter lassen unnd an seinem weib hangen und wer-
den sein zwey ein fleisch73.
Zum andern sollen sie auch horen das heylig Evan-
gelion, wie sie einander verpflicht und verbunden
sein sollen, Matth. xix. [3-9]: Die Phariseer tratten
zum herren Jesu, versuchten ine und sprachen zu
ime: Ists auch recht, | Dvib | das sich ein man scheide
von seinem weib umb irgent einer ursach willen? Er
antwurt und sprach: Habt ir nit gelesen, das der im
anfang den menschen geschaffen hat, der mache,
das ein mann und frau sein solt? und sprach: Dar-
umb wirdt ein mensch vatter und mutter lassen
unnd an seinem weib hangen und werdent zwey ein
fleisch. Was nun Got zusamen gefügt hat, das soll
der mensch nit scheiden. Da sprachen sie: Warumb
hat dann Moyses gebotten, zugeben einen scheid-
brieff und sich von ir zuscheiden? Er sprach zu ihne:
Moyses hatt euch erlaubt, zu scheiden von ewern
weibern von ewers hertzen hertigkeit wegen; von an-
beginn aber ist es nit also gewesen. Ich sag euch
aber, wer sich von seinem weib scheidet, es sey dann
umb des Eebruchs wegen, und nimpt ein andere, der
bricht die Ee, und wer die abgescheiden nimpt,
bricht auch die Ee74. | Dviia |

73 Gen 2,18-24. Vgl. brandenburg-nürnbergische Kirchen-
ordnung 1533, siehe Osiander, GA V, S. 169f.; Seh-
ling, EKO XI/1, S. 200.
74 Vgl. brandenburg-nürnbergische Kirchenordnung 1533,
siehe Osiander, GA V, S. 170; Sehling, EKO XI/1,
S. 200f.
75 Eph 5,25-29.

Zum dritten, so sollen sie auch das gebott Gottes
hören, wie sie sich gegen einannder sollen halten.
Also schreibt S. Paulus75: Ir männer, liebet ewere
weiber wie Christus geliebt hat die gemein und hat
sich selbs für sie geben, auff das er sie heiliget, und
hat sie gereiniget durch das wasserbad im wort, auf
das er ime selbs darstellet ein heilige gemein, die
nicht hab flecken oder runtzel oder dero etwas, son-
der das sie heilig sey und unsträfflich. Also wöllen
auch die männer ire weiber lieben als ir eigne leib.
Wer sein weib liebet, der liebet sich selbs, dann nie-
mands hat yemal sein eigen fleisch gehasset, sonder
neeret es und pflegt sein gleich wie auch der Herr
sein gemein76. Die weiber seien underton iren män-
nern als dem Herren, dann der mann ist des weibs
haupt, gleich wie auch Christus das haupt ist der
gemein und er ist seines leibes heiland, | Dviib | aber
nun wie die gemein Christo ist underthon, also auch
die weiber iren männern in allen dingen77.
Zum vierdten sollen sie hören den segen, damit unn-
ser Herr Gott den Eelichen stand gesegnet hat.
Dann also steht geschriben: Got schuff den men-
schen ime selbs zum bild, ja zum bild Gottes schuff
er in, und er schuff sie ein mändlin unnd fräwlin,
unnd Gott segnet sie unnd sprach zu inen: Seyet
fruchtbar und meret euch und füllet die erden unnd
macht sie euch underthan und herrscht über visch
im mör und über vögel under dem himel und über
alles thier, das auff erden kreucht, und Gott sahe es
alles, was er gemacht het, und sich da, es war sehr
gutt78. So spricht auch Salomon: Wer ein weib über-
kompt, der überkompt ein gutt ding unnd wirt wol-
gefallen von dem Herren schöpffen79. | Dviiia |
Zum fünfften sollen sie auch hören das creutz, das
Gott auff den eelichen standt gelegt hatt. Also
sprach Got zum weib: Ich wil dir vil kummer schaf-

76 Vgl. brandenburg-nürnbergische Kirchenordnung 1533,
siehe Osiander, GA V, S. 170; Sehling, EKO XI/1,
S. 200f.
77 Eph 5,22-24.
78 Gen 1,27f.31.
79 Spr 18,22.

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