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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0137
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8. Kirchenordnung 1536

verlorn und ist wider funden worden. Item, Ezechie-
lis 18 [32]: Nolo mortem peccatoris, sed ut magis
convertatur ac vivat. Esaie 55 [6-9]: Item, si impius
egerit poenitentiam. Sucht den Herren, dieweill man
ine finden kan, schreit ine an, dieweil er nach ist.
Verlasse der gottlos | Eviia| sein wesen und ein jeder
die üppigkeit seiner gedancken und wende sich wi-
der zu dem Herren, so wirdt er sich sein erbarmen,
und zu unserm Gott, so wirdt er ime reichlich ver-
zeihen. Dann meine gedancken sein nit euwern ge-
dancken gleich unnd meine weg nit wie die ewern,
spricht der herr. Dann so hoch der hymel von der
erden ist, so hoch seind auch meine weg von den
ewern und meine gedancken von den ewern ge-
dancken. Welche wort treffenlichen, grossen trost in
sich schliessen, dann der Herr damit dem armen,
ellenden sünder anzeygen will, er sey nit so hart ge-
gen den jhenigen, so ine erzürnet haben und von
hertzen gnad begeren, wie ein böser gifftiger
mensch, der gar schwärlich etwann zur verzeichung,
wie hoch und jämerlich man ime flehet, erweichet
mag werden, lasset ime gar lang nachlauffen, ee ers
von der hand gibt und den unwillen fallen last, unnd
ob er | Eviib | schon mit flechlichen wortten über-
wunden nachlasset, und stellet sich, als hab er ver-
zigen, noch bleibt der groll im hertzen unnd will nit
raumen, bricht zu letst über lang allererst uß, wann
er fug findet unnd rechet sich. Aber unnser Gott ist
nit also gesinnet, last sich bald erbitten, wann man
ine von hertzen suchet, verzeyhet die sünd und will
sein ewig nimmermer gedencken.
Item Psalm 103 [8-17]:
Barmhertzig und gnedig ist der Herr, gedultig
und [von] grosser güte. Er wirt nit immer hadern,
noch ewigklich zorn halten. Er handlet nit mit uns
nach unsern sünden unnd vergült unns nit nach un-
ser missethat. Dann so hoch der himel ob der erden
ist, last er seine gnad walten über die, so inen fürch-
ten. So ferne der ausgang der Sonnen von nidergang
| Eviiia | ist, last er unnser übertrettung von uns sein.
Wie sich ein vater über [sein] kind erbarmet, so er-
barmpt sich der herr über die, so ine füchten. Dann
er kennet, was für ein gemecht wir sein, er gedenckt
90 Schwert aus Stroh und Holz.

daran, das wir staub sein. Ein mensch ist in seinem
leben wie gras, er plüt wie ein blum uf dem veld.
Wann der wind darüber geet, so ist sie nimmermer
da, unnd ir stette kennet sie nit mer. Die gnad aber
des Herren wert von ewigkeit zu ewigkeit über die,
so ine fürchten, unnd seine gerechtigkeit auffs kinds
kind.
Man sol aber dem sterbenden menschen vor allen
dingen treffenlich einbilden und ernstlich bevelhen,
das er sich mit denen sprüchen wider alle lüstige an-
fechtung des Sathans, wider alle kleynmüttigkeyt
des erschrocknen gewissens wie ein starck- | Eviiib |
er held mit seinem eygnen harnsch unnd schwert
wappen unnd weren wöll, darinnen Christus, unser
liebster heylandt, den todt zum gespöt macht unnd
leeret, wie man ime sein greulichen larven abziehen,
in recht erkennen und under augen sehen soll, das
sein schwert nicht mer stehelin und das zweyschnei-
dig, feurig schwert, sonder ein streuwin unnd hült-
zin schwert90 sey, dieweil er durch Christum so ge-
waltigklich erlegt, überwunden, aller macht entsezt
und in himelischen triumpff zu eim schawspil so
schmelich bunden und gefangen gefürt sey. Darumb
wir ihme mit Sanct Paulus91 solchen trutz aus frei-
digem, unverzagtem hertzen bieten sollen: O tod, wo
ist nun dein stachel, hell, wa ist dein sig? Aber der
stachel des todt ist die sünd, die krafft aber der sünd
ist das gesatz. Got aber sey danck, der uns sige ge-
ben hat durch unsern Herren Jesum Christum. | Fia |
Erstlich soll man ime fürhalten und mit fleis aus-
streichen die treffenlich verheissung Johannis viii
[51]: Warlich, warlich ich sag euch, so yemandts
mein wort wirt halten, der wirt den tod nit sehen
ewiglich.
Item, Johannis x [27-30]: Meine schaaff hören
meine stimm, und ich kenn sie, und sie volgend mir,
und ich gib inen das ewig leben, und sie werden
ewiglich nit umbkummen, und niemandt wird sie
aus meiner hand reissen. Der vatter, der mir sie ge-
ben hat, ist grösser dann alles, unnd niemandts kan
sie aus meines vatters hand reissen. Ich und der vat-
ter seind eins.
91 1Kor 15,55-57.

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