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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0156
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Württemberg

Wo klein filial sein unnd nach beyeinander ligen,
zwey, drey oder vier dorfflin zu samen in ein pfar in
das gelegnest dorff oder statt zu coniugirn und in-
corporirn; wo sie von einander unglegen, zu separi-
ren und an nahe gelegene ort zu ordiniren. | 240v |
Von den pfarhern:
Den pfarhern die neu kirchenordnung5 zuübergeben
unnd sie vestigklich zu halten zubefelhen.
Den pfarhern nicht gestatten, die schweren bucher
der biblien an sontagen und feyrtagen gmeinem
volck zu predigen, sonder sie dahin weysen, das sie
entweder die gmeinen sontaglichen Evangelien oder
ein gantzen Evangelisten nacheinander laut der kir-
chenordnung fürnemen.
So die pfarhern von dem Tauff unnd nachtmall an-
derst, dan in der Confession und Apologia6 des
Churfürsten zu Sachsen unnd seiner verwanten be-
griffen, hielten und leretten, sie darvon zuweysen,
oder, so sie nicht absthen wolten, zu urlauben und
die pfar mit einer andern tauglichen person zuver-
sehen.
Den Catechismum unnd wochenpredig zur gelege-
nen Zeitt zuverordnen.
Das die krancken heimgesucht und inen uff ir beger
das sacrament gereicht werde, anzuhalten.
So die amptleut unnd pfarvolck ein mercklichen un-
willen an dem pfarhern, anderer ursach, dan von
wegen lesterlichs, ergerlichs leben, hetten, den sel-
ben pfarhern an ein ander bequem ort zu transferi-
ren | 241r | unnd ain andere taugliche person an sein
statt zu verordnen.
So aber der pfarher ergerlichs lebens were, in darvon
abzusthen, ernstlich zuermanen, oder, so er es nicht
wolt thon, gantz zu urlauben unnd die pfar mit ei-
nem andern zuversehen.
Von der behausung:
Das die pfarhoff in haubtbeuwen von der kirchen-
oder lehenhern, aber in heußlichen beuwen von dem
gegenwertigen besitzer der pfar erhalten werden, zu-
verschaffen.

5 Siehe S. 136 Anm. 2.

Von den predigern:
Gegen den predigern wie gegen den pfarhern zuhan-
deln.
Von den Caplonen:
Niemands kein absentz von den Caploneyen zuge-
statten.
Von den Caploneien das diaconat zuverordnen.
|241v|
Mitt den unnutzen Caplonen nach gelegenhait der
sachen und personen zu handlen.
Von dem Meßner:
Mitt dem Meßner nach gelegenhait eins ytlichen
orts zu handlen.
Von den kirchen:
Das die kirchen mit ein gebeuw nicht wie ein seu-
stall gehalten werden, zuverschaffen.
Mit den kirchen klainadt zu handeln, wie sich ge-
bürt.
Von stifftungen:
Das von Salve-, Ampel-, kertzen-, glocken-, Jartag-,
bruderschaft- unnd der gleichen stifftungen den
pfarhen, diaconaten, Schulen unnd allmusen geholf-
fen werd, zu verordnen.
Von Schulen:
Das der schulmeister ein zimlich underhaltung hab,
zu verschaffen. | 242r |
Ob er eins helffers in der schull notturfftig, im ein
helffer mit geburlicher belonung zuverordnen.
Das er in der schull elementa grammatice fleyssig
lere, zu bevelhen.
Vom Almosen:
Das dem Allmosen vom uberempsigen einkomen der
pfarhen, Caploneien unnd andern stifftungen gehol-
fen werd.
Wo aber die selben einkomen nicht vorhanden, wie
dem Almosen zu helffen, zu beradschlagen.

6 Confessio Augustana 1530, BSLK, S. 44-137; Apologie
1531, ebd., S. 141-404.

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