58. Mandat zur Kastenordnung 1614
58. Mandat zur Kastenordnunga
20. Dezember 1614
Von Gottes Gnaden Wir, Johann Friderich, Hertzog
zu Würtemberg unnd Teck, Grave zu Mümppelgart,
Herr zu Haydenheim, etc. entbieten allen und jeden
unsern Praelaten, General- unnd Special Superin-
tendenten, Pfarrern, Ober- und Under Amptleuten,
Verwaltern, Schaffnern, Schuldtheissen, Burgermei-
stern, Gerichten, Räthen und Kastenpflegern unsers
Hertzogthumbs Würtemberg unsern freundtlichen
unnd günstigen Gruß, Gnad unnd alles Guts zuvor,
wolgeborne, Edle, würdige, Hochgelehrte, ersame
und liebe Getrewe.
Demnach der allmächtig Gott unserer allgemei-
nen, vielfältigen Sünden, ohnbußfertigen Lebens
und grosser Undanckbarkeit halben zu billich wol-
verdienter Straff nunmehr etlich Jahr nacheinander
unser Land mit einer hochbeschwerlichen und
gleichsamb ohnerträglichen Theurung und Hungers-
noth heimsuchet, haben wir, gleichwoln vor guter
Zeit unserer hochgeehrten Vorfordern hochlöblichen
und christlichen Exempeln und unserm von Gott
uns aufferlegtem Ampt und Beruff nach, solche
schwere Straff und Heimsuchung mit Ernst zu
Hertzen geführt und neben anrichtung christlicher,
eyferiger Gebett unnd Vermahnungen (welche dann
auch noch in allweg sollen fürgetriben werden) be-
rahtenlich erwegen lassen, welcher gestallt doch
durch andere mehr Menschliche Mittel und Vorsorg
unsern armen Underthonen in solchem Jammer umb
etwas möchte zuhelffen und die befahrende grössere
Noth soviel müglich abgewendet werden, inmassen
dann unsere deßwegen publicierte Mandata unnd
getruckte Außschreiben solches mit mehrerm zu-
erkennen geben.
Wann wir aber berichtet werden, daß solchen
unsern wolgemeindten Mandaten und Außschrei-
a Textvorlage (Druck): Württ. Landesbib. Stuttgart
HBFa 573.
ben, insonderheit soviel die Handtreichung gegen
nothleydenden armen Leuten betreffen thut, biß-
hero schlechtlich seye nachge- | 1v | setzt worden,
auch, daß diß Orts unsere getruckte Landts- und
wolbedachte Casten Ordnung5 zugleich andern der
Armen halber hie vor der Zeit ergangne Mandaten
unnd Außschreiben gantz zu ruck gelegt unnd in
vergeß gestellt werden, In dem selbigen gäntzlich
zuwider allen Frembden und Innheimischen Jungen
und Alten, deßgleichen starcken Landtröcken6, ge-
sunden Handtwercks Gesellen, müssigen, gartten-
den7 und herrenlosen Knechten, auch andern Faull-
entzern ohne unterschied allenthalben in Stätten
und Dörffern herumb zulauffen unnd zu bettlen ge-
stattet wirdt, dannenhero viel der Vermöglichen, so
bißhero unsern haußarmen Underthonen zu gutem
etwas reichlichers wochentlich in die Büchsen haben
gestewret, die Hand an sich zuziehen und solches
beschwerlichen uberlauffens halben mit solcher ihrer
Stewr unnd Allmusen umb etwas abzubrechen ur-
sach nemmen, dardurch dann unsern Dürfftigen
und recht haußarmen Underthonen das Brot gleich-
samb vor dem Mund abgeschnitten unnd solchem
unnützen Gesindlin, bey welchen es wenig angelegt,
zutheil wirdt, und aber angeregte unsere getruckte
Landts- und Casten Ordnung, auch andere hie vor
der Zeit deßwegen ergangne ernstliche Mandaten,
diß Orts außtruckenliche Maaß und Ordnung geben,
welcher gestallt den recht Armen Dürfftigen ge-
bührlich zuhelffen. Und hingegen mit abschaffung
solcher Frembden und Inheimischen, mutwilligen,
faulen Betlern, Straiffern und Landtröcken zuver-
fahren, als haben wir hiemit solche hie vor der Zeit
ergangne Bevelch und Außschreiben widerumb umb
etwas erfrischen und zugleich euch samentlich noch-
6 Landstreicher.
7 Umherziehende Landsknechte, vgl. Grimm, DWb 4,
Sp. 1418f.
5 Landesordnung Württemberg 1567, Reyscher, Geset-
ze XII/1, S. 344, vgl. S. 717-885; Kastenordnung Würt-
temberg 1615, siehe Nr. 28.
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58. Mandat zur Kastenordnunga
20. Dezember 1614
Von Gottes Gnaden Wir, Johann Friderich, Hertzog
zu Würtemberg unnd Teck, Grave zu Mümppelgart,
Herr zu Haydenheim, etc. entbieten allen und jeden
unsern Praelaten, General- unnd Special Superin-
tendenten, Pfarrern, Ober- und Under Amptleuten,
Verwaltern, Schaffnern, Schuldtheissen, Burgermei-
stern, Gerichten, Räthen und Kastenpflegern unsers
Hertzogthumbs Würtemberg unsern freundtlichen
unnd günstigen Gruß, Gnad unnd alles Guts zuvor,
wolgeborne, Edle, würdige, Hochgelehrte, ersame
und liebe Getrewe.
Demnach der allmächtig Gott unserer allgemei-
nen, vielfältigen Sünden, ohnbußfertigen Lebens
und grosser Undanckbarkeit halben zu billich wol-
verdienter Straff nunmehr etlich Jahr nacheinander
unser Land mit einer hochbeschwerlichen und
gleichsamb ohnerträglichen Theurung und Hungers-
noth heimsuchet, haben wir, gleichwoln vor guter
Zeit unserer hochgeehrten Vorfordern hochlöblichen
und christlichen Exempeln und unserm von Gott
uns aufferlegtem Ampt und Beruff nach, solche
schwere Straff und Heimsuchung mit Ernst zu
Hertzen geführt und neben anrichtung christlicher,
eyferiger Gebett unnd Vermahnungen (welche dann
auch noch in allweg sollen fürgetriben werden) be-
rahtenlich erwegen lassen, welcher gestallt doch
durch andere mehr Menschliche Mittel und Vorsorg
unsern armen Underthonen in solchem Jammer umb
etwas möchte zuhelffen und die befahrende grössere
Noth soviel müglich abgewendet werden, inmassen
dann unsere deßwegen publicierte Mandata unnd
getruckte Außschreiben solches mit mehrerm zu-
erkennen geben.
Wann wir aber berichtet werden, daß solchen
unsern wolgemeindten Mandaten und Außschrei-
a Textvorlage (Druck): Württ. Landesbib. Stuttgart
HBFa 573.
ben, insonderheit soviel die Handtreichung gegen
nothleydenden armen Leuten betreffen thut, biß-
hero schlechtlich seye nachge- | 1v | setzt worden,
auch, daß diß Orts unsere getruckte Landts- und
wolbedachte Casten Ordnung5 zugleich andern der
Armen halber hie vor der Zeit ergangne Mandaten
unnd Außschreiben gantz zu ruck gelegt unnd in
vergeß gestellt werden, In dem selbigen gäntzlich
zuwider allen Frembden und Innheimischen Jungen
und Alten, deßgleichen starcken Landtröcken6, ge-
sunden Handtwercks Gesellen, müssigen, gartten-
den7 und herrenlosen Knechten, auch andern Faull-
entzern ohne unterschied allenthalben in Stätten
und Dörffern herumb zulauffen unnd zu bettlen ge-
stattet wirdt, dannenhero viel der Vermöglichen, so
bißhero unsern haußarmen Underthonen zu gutem
etwas reichlichers wochentlich in die Büchsen haben
gestewret, die Hand an sich zuziehen und solches
beschwerlichen uberlauffens halben mit solcher ihrer
Stewr unnd Allmusen umb etwas abzubrechen ur-
sach nemmen, dardurch dann unsern Dürfftigen
und recht haußarmen Underthonen das Brot gleich-
samb vor dem Mund abgeschnitten unnd solchem
unnützen Gesindlin, bey welchen es wenig angelegt,
zutheil wirdt, und aber angeregte unsere getruckte
Landts- und Casten Ordnung, auch andere hie vor
der Zeit deßwegen ergangne ernstliche Mandaten,
diß Orts außtruckenliche Maaß und Ordnung geben,
welcher gestallt den recht Armen Dürfftigen ge-
bührlich zuhelffen. Und hingegen mit abschaffung
solcher Frembden und Inheimischen, mutwilligen,
faulen Betlern, Straiffern und Landtröcken zuver-
fahren, als haben wir hiemit solche hie vor der Zeit
ergangne Bevelch und Außschreiben widerumb umb
etwas erfrischen und zugleich euch samentlich noch-
6 Landstreicher.
7 Umherziehende Landsknechte, vgl. Grimm, DWb 4,
Sp. 1418f.
5 Landesordnung Württemberg 1567, Reyscher, Geset-
ze XII/1, S. 344, vgl. S. 717-885; Kastenordnung Würt-
temberg 1615, siehe Nr. 28.
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