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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0518
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Baden

des andern mit vil schmehwortten verwurfft und
verdampt, darus leider enstanden, das im gemeinen
Christlichen Volck Ergernus, trennung und abson-
derungen oder Secten angefangen, und nennen sich
vil diser oder jhener anhangs und partheien, so
wytt, das es nit allein zu zerstorung Christlicher,
bruderlicher lieb und eynigkeit, darzu wir alle glich
in gott verpflicht sind, sonder |2v| auch by vilen args
gemuets und willens wider oberkheiten anreitzung
geberen möcht, wo nit insehens beschehe. Wiewol
nu wir als weltlicherc furst uns ungern underwinden
wolten der ding, so geistlichen oberkeit zustend, so
befinden wir doch in erfarung nach gestaltt gegen-
wurtiger leuff, das es den geistlichen allein nit
zuerheben, sonder mercklich notdurfft ervordert,
das die weltlich oberhandt gott zu lob, Ere und
handthabung christlichs glaubens und Stands by
den geistlichen durch flyssig und ernstlich anmanen
und verwarnung, und den weltlichen von oberkeit
wegen handeln, zu verhutung gotteszorn und straff,
auch nachteils und abfals unsers heiligen glaubens
und zu pflantzung und behaltung Christenlicher lieb
und einigkeit. Darzu wir in nachvolgung unserer
voreltern loblicher gedechtnus, die als Cristlich fur-
sten irs vermugens solichs zuhandthaben gepflegen,
zum hochsten begirig und geneigt, in unserm fur-
stenthumb und gepieten der vorerzelten |3r| be-
schwerden insehens zuthun. Dwil nu dise ding von
predigern fast iren ursprung und anfang gehabt, so
will von nöten sin, das ir und andere, die das gotts-
wort dem Volck verkundigen sollen, im selben solich
bescheidenheit pruchen, damit das jhen, so christli-
chem Volck verkundet und gesagt wurdet, dermas
sy gegrundt in der heiligen geschrifft, das niemand
fug hab noch ursach schepffen mög, darwider zure-
den und trennung oder parthysch anheng zuma-
chen, das wir nach diser lauff gelegenheit, besonder
dem gemeinen christlichen Volck nit nutzlicher, be-
vorab auch gott gefelliger, zugeschehen achtenn.
Dan das ir und ander prediger uch zum hochsten
beflissen, zu den geordneten zytten die Text der hei-
ligen schrifft und besonder der heiligen Evangelien
und die Evangelische leer dem Volck zusagen mit
Christenlicher erclerung und uslegung derselbigen,
c Durchgestrichen: christlicher

und das darneben, was tisputierlicher puncten we-
ren, darin die glertten stryttig, underliessen, und
schmehende, partysch, nidische zorn Reden von wi-
derwertigs stryts wegen derselben puncten (yetzo
under den glertten allenthalben in irrung und un-
glichen verstand schwebendt) vermytten blyben.
Dan wir befinden gewislich, das solichs mehr zu |3v|
ergernus und anreitzung der menschen, die vor nicht
darumb gewißt, dan zu usreutung dienen, liessend
dieselbigen uff wyther handlung und beschlus zu sy-
ner zeit, und da es sich geburtt, berugen und er-
mantten das Volck in allen ewern predigen, gott de-
muttiglich und hertzlich zu bitten, die cristenlich
versamlung siner cristglaubigen mentschen in
hauptern und glidern gnediglich und barmhertzig-
lich zuerlauchten, durch sin gottlichen inspruch,
weg und mittel, das solich zwytracht hingelegt und
alle cristglaubige menschen zu einhelligem cristen-
lichem rechten glauben, lieb und lere gebracht, und
die glori und ehr gottes und seiner heiligen schrifft
in aller Cristenheit erscheinte. So sind wir ye der
trostlichen hoffnung zu gott, so man sich beflis, den
unwiderspruchlichen Text der heiligen Evangelien
und lere der gottlichen schriftt mit geburlicher us-
legung an die hand zunemen, underlies unnötig ge-
dicht der menschen, schelt und zorn Reden us par-
tyschen Nid, ermant und erinnert |4r| das Volck zu
guten, loblichen, Cristenlichen ordnungen mehr mit
erzelung der Christlichen guten ursachen irer an-
fangs und uffsatzung dan mitt ungestimen, grußli-
chen gebotten und trauwungen3 der peenen, und
thet daneben das vorgemelt demuttig anrueffen zu
gott, es werd gott gnedigs gefallen darin hon, gnad
verlihen zu besserung des volcks, abstellung der par-
thylichen, erschrockenlichen zweyung in christli-
chem Volck. Dan unsers ansehens so will es mehr
durch vilfaltigs anrueffen gottes erlangt und dahin
gebracht werden dan durch vil scheltwortt, zurnen
und richyge handlung. Darby ist aber unser gemuet
und meinung nit, das man dem Volck sin gebrechen
und laster, die wider die gebott gottes sindt, nit er-
offnen und sagen soll mit gedultiger, bescheidenli-
cher, sennftmuttiger leer und underwysung. Sovil
und was uns auch als weltlichen fursten zu straffen
3 Drohung.

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