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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0542
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Baden

den kürchendinern zugebrauchen nit gestattet solle
werden.
Item uff die abgöttische Billder und bevorab
dazu man bis annhero gewalfarth, auch die angebet-
ten |333r| hat, zusehen unnd, er diek wie befinndt, das
als baldt unnderschiedlich zu unnser Canntzlei, unn-
sern Rathen zu verrichtung der Kürchen dienst, be-
richten.
Was der magistrat unnd anndere guthertzige
des Pfarrhers unnd annderer Kürchendiner
halben befragt sollen werdenn.
Item ob ire Kürchendiner sich mit der Leer, rei-
chung der Sacramenten unnd anndern Ceremonien
Augspurgischer Confession, auch unnser Kürchen
Ordnung gemeß inn ierem ampt halltenn.
Item ob sie den Catechismum oder Kinnderfrage
fleißig inn der Kürchen treiben, auch die Kranncken
unnd sterbenden leuth besuchen unnd mit dem Sa-
crament deß nachtmals versehen, auch leichpredig
hallten.
Item was sie fur ein wanndel furen, ob sie zang-
kisch, weinsuchtig, gesellisch4, üßreyßisch5 seyen,
unnd auch ire weib unnd Kinnder zur zucht unnd
Gottes furcht anhallten.
Item ob ire weib unnd kinder gleicher gestallt
ein zuchtigen, ehrlichen, Christlichen wanndel fü-
ren. |333v|
Item ob der Pfarrherr die Schul zu gepurlicher
zeit visitir.
Item ob der Schulmeister die schul ordenlich
unnd zu seiner zeitt nach anweisung der Schulord-
nung6, auch die Kürchen mit Christlichem gesanng
versehe.
Item was er fur ein wanndel fure, item was sich
der Moeßner unnd ob er auch Schul hallt.

k Entwurf: die und.
l Sic!
m Im Text ist hier ein Ergänzungszeichen eingefügt, der
einzufügende Text fehlt allerdings.
4 Pejorativ: leichtlebig, liederlich, zu böser Gesellschaft
geneigt, vgl. Grimm, DWb 5, Sp. 4049.
5 Ausreißisch = seinen Posten verlassend, vgl. Grimm,
DWb 1, Sp. 934.

Item ob unnd wellcher gestallt die Armen leut
mit Allmußen unnd darreichung irer notturfft im
flegken versehen werden.
Was nun die Superintendenten bei den Ecclesiasticis
unnd Polliticisl Personis in ordenlicher Inquisition
befinnden, das sollen sie alles unnderschiedlich mit
seinen notturfftigen umbstännden uffzaichnen unnd
dieselbig schrifft seinem Generali Superintendenten
uberanttwurtten, allwegen nach gehalltner Visita-
tion, nemblichen uff Ostern unnd Michaelis, auch
wo vonnotten daneben mundlichen bericht thun,
damit alle sachen desto statlicher verricht mögen
werden etc. |334r|
Er, Superintendens, soll auch die Spital seiner
Superintendentz visitiren, ob die mit den Pfruen-
dern unnd Armen Kinndern unnser Ordnung nach
angericht, unnd was fur Ordnung mit betten, Predig
unnd anndern Disciplin darinn gebraucht unnd ge-
hallten werde.
Was den Superintendenten nach gehaltner
Inquisition verners gepüre zuhanndlen
So nun ein Kürchendiner inn der leer unnfleißig
oder sonnst strefflich inn der Confession oder Kür-
chen Ordnung erfunden württ, so sollen die Superin-
tendenten nach gelegenhait der Personen, so in der
Confession oder Kürchen ordnung,m verhören, ire
bucher besichtigen, ein Predig oder ettlich von inen
entweder inn iren eignen oder der Superintendenten
Kürchen hören, damit sie iren fleiß oder unnfleiß,
auch ire gaben unnd Männgel desto bas vermercken
möchten unnd ursachen gewinnen, sie zu emendiren
unnd zu unnderweisen.
Es möcht aber ein Kürchendiner so ein selltzame
Opinion fur sich haben, so sollen die Superintenden-

6 Eine Schulordnung für die gesamte Markgrafschaft wur-
de erst 1715 erlassen; aus dem 16. Jh. sind lediglich
Schulmeisterordnungen einzelner Städte überliefert, vgl.
Brunner, Badische Schulordnungen, S. 24, 462;
Mertz, Schulwesen, S. 482. Wahrscheinlich wurde der
Halbsatz „nach Anweisung der Schulordnung“ verse-
hentlich aus der württembergischen Vorlage übernom-
men.

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