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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0557
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10. Kirchenordnungsmandat für die Herrschaft Lahr 1567

10. Kirchenordnungsmandat für die Herrschaft Lahra
8. Mai 1567

Dem ernvesten, unserm sunders gutten Freundt Ja-
coben von Endingen, Ambtman zu Lahr.
Unser freundlich dienst zuvor. Ernvester, innsun-
ders gutten Freund. Es ist der Pfarrer zu Lahr, Se-
bastianus Nebler, vor zweyen tagen alher khommen
und ahngezeigt, wie er zu Straßburg gewesen und
sich der Kirchen Ordnung daselbst erkhundigt, mit
lifferung einer geschriben Kirchen Ordnung. Da wir
aber noch eigentlichen nit wißen mögend, obe dero-
gleichen Ordnungen zu Straßburg oder Hertzog-
thumb Wurttenberg gehaltten werden, deße[n] man
sich aber zuerkhundigen hatt. Und inn mittler weil
das ein bestendige Ordnung ahngerichtet wurdet,
sollend doch alle Kirchendiener und Schulmeister
der Augspurgischen Confession sein und khein an-
dere Religion gestattet werden.
Zum andern sollend sie mit allem ernst und vleiß
ahn Feyrtag vor mittag und dann nach Mittag mit
der Khinder Lehr ier ampt versehen, und inn mittler
weil und sunderlich vor mittag den innheimischen
nit gestattet werden, inn den Wurtzheusern zu ze-
chen, uff dem Marckh oder gaßen Spatiern gehn
oder auch Khauffmanschafft treiben, alles bey zim-
licher straff, die du mit deinem amptsgesellen der-
halben uffzusetzen hast.
Zum dritten soll man khein falsche Lerer, als
Zwinglianer, Wiederteuffer, Schwenckfelder etc. ge-

a Textvorlage (Handschrift): GLA Karlsruhe 117/889.
Zum Datum vgl. das im Text angegebene Jahr 1567. In
diesem Konvolut ist das Schreiben als Konzept und als
Reinschrift erhalten. Auszugsweise abgedruckt in: Bos-
sert, Wiedertäufer, Nr. 47.

statten, damit nit das arme, unverstendig volck dar-
durch verfüert werden möge. |1v|
Und nachdem uns ahnlangt, das die widertheuf-
fer sehr widerumb inreißen wöllend, soll mit allem
Ernst derselben gewert werden, sie beyfahen1 und
von ierem irsal mit guttem Christlichen bericht so-
vil muglichen bringen, damit sie solchem widerrüef-
fen und davon abstend, die sich aber halssterrigli-
chen davon nit wisen laßen wolttend, hastu bey der
Canntzley ahnzubringen, ferrers bescheids zuge-
wartten, und soll man sich sunst dem ußgangnen
Manndat2 gemeß verhaltten, das du dich mit dem
Nassauwischen ambtman zuvergleichen hast.
Wöllend ahn statt unser gnedigen fursten und
herrn wir uns zu deinem vleiß versehen.
Datum Baden den 8.ten May anno etc. LXVII
Unsers gnedigen fursten und herrn, Marggraven
Philiberts, Canntzler und Räthe zu Baden.b
[Umschlag:] Einzuführende Kirchenordnung und
Policey. Gestattung keiner andern Religionslehre,
als die der Augspurgischen Confession gemäs ist.
Gebotene Steurung der einreissenden zwingliani-
schen, wiedertäuferischen und Schwenckfelder Sec-
ten. 1568 |1r|

b Zwei Unterschriften, unleserlich.
1 Fahen = fangen, fassen, vgl. Grimm, DWb 3, Sp. 1237f.
2 Das Wiedertäufermandat von 1543, Text Nr. 3.

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