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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0563
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11. Eheordnung 1581

der ire Pflegsön oder -Töchter allweg mit rhat und
beysein zweier oder dreier der nechsten Freundt
und, so die nicht vorhanden, sonst zweier oder dreier
erbettener Erbarer Männer, verheuraten, hund da
sich befinden, daß die Pfleger und Vormünder hie-
|XIII| rinnen in einichen weg vortheilig, eigennützig
und ungebürlich handlen, dieselbigen gebürlich ge-
strafft werden sollenh.
Und nachdem sich etwan zutregt, daß idie
Mütern, so zu Mitvormünderinj irer Kinder zuge-
lassen, die Heurat, so iren Sönen oder Töchtern vor-
stehen,i die Ehren unnd Guts halben kihnen gleichk,
sich understanden zuverhindern oder abzutreiben,
So list auff solche Fäll min Vormundschafft weißm
unser bevelch,l wan die Mitpflegero sambt den nechs-
ten Verwandten pfür rhatsam unnd billich achten,
dasp in solchen Heurat ires Pflegkinds qzubewil-
ligen seyq, daß runangesehen der Muter vermeinten
hinderung mit solchem Heurat fürgefahren werden
sollr.
sDa aber jemandts, der under Vätterlichem ge-
walt oder sonst verpflegt were, von den Eltern oder
Pflegern uber gebürende zeit an Verheuratung auff-
gehalten und solches tunserer Vormundtschafftt

h-h Fehlt A1.
i-i A1: etwan einer Wittiben Sohnen oder Dochtern eine
Heurat vorhaben.
j B: Vormünderin. D: Mitvormundern.
k-k A1: gleich, und die Mütter dannocht.
l-l A1: haben wir für billich entschlossen.
m-m Fehlt B.
n B: wa etwa.
o A2: Pfleger.
p-p A1: obgemelt.
q-q A1: als Göttlich, Erbar, billich und beederseits gleich ge-
meß bewilligen.
r-r A1: die Mutter dieselbige Heurat den Pflegern zuwider
nit zuverhindern haben, sondern seinen fürgang lassen
sollen.
s-s A1: Doch so etliche, die noch in Vätterlichem Gewaldt
oder sonsten verpflegt weren, vermeinen wurden, recht-
messige ursachen zuhaben, sich one irer Eltern, Vormün-
der oder nechsten Verwandten rath, wissen und willen
eehlich zuverheüraten, so soll dannocht das keins wegs
durch sie bey vermeidung obvermelter unserer straff ei-
gens fürnemens beschehen, Sondern unserer [A2: unserer
vormundschafft] geordnetem Ehegericht fürgetragen

Eherichtern fürgebraeht würde, darüber sollen sie
müglichen, gebürli- |XIIII| chen, rechtmessigen Be-
scheidt ertheilen,s darbey uwir dann auch menniglich
verwarnt unnd erinnert haben wöllen,u ire Kinder zu
unanmütiger Ehe vwider ihren willen nitv zuzwingen
oder gefehrlicher, eigennütziger weiß in die
harrw5 auffzuhalten oder auch an ehrlichen und be-
quemen Heuraten one erhebliche rechtmessige ur-
sachen ungebürlich zuverhindern xund an schuldi-
ger, gebürlicher Ehesteur mangel zulassen.x
Dieweil sich auch bißweilen begibt, daß die El-
tern auß allerley ursachen ihre Kinder, die noch nit
zu irem Verstand und Mannbaren jaren kommen,
andern ehelich versprechen unnd deßhalben aller-
handt gedingy zwischen einander auffrichten, auch,
so sie ihre jar erlangt, solches, was von den Eltern
zugesagt unnd versprochen, etwan die Kinder zu-
halten, zuzwingen und zutringen understanden,
zsolliches alles soll unbündig und unkrefftig sein. Es
sey dann, daß die Personen, so also durch die Eltern
in irer jugent verlobt, wann sie zu irem rechtmessi-
gen Alter kommen, solches inen gefallen lassen und
darein bewilligen.z |XV|

und rechtlichen endtschaidts hirzu erwartet und dem ge-
horsamblich gelebt werden.
t-t B: unsern.
u-u A1: auch sollen und wollen wir niemandts gestatten.
v-v Fehlt A1.
w A1: in die harr und zulang.
x-x A1: Oder das sie die Ehe etwan gar verbietten oder aber
kein Ehesteur oder zugeldt geben wöltten, sondern sollen
dergleichen untreue Vätter von wegen solchs unvätter-
lichen, unerbaren und gefherlichen verzugs der gebür
nach durch unserer geliebten Pflegesöne ambtleut jedes
orts darzu mit ernst angehalten und gewisen werden.
y A1: Conträct, pöen und beding.
z-z A1: so soll es dis fals kein bestendige, cräfftige Ehever-
pflichtung sein und gehalten werden, auch kein Contract
pöen und beding haben noch binden, es sei denn, daß die
Kinder, so sie nochmals ire gebürliche und von kaiserli-
chen Rechten gesetzte Jar erraicht, in der Eltern ver-
sprechung verwilligen, auch dieselben vest und angenem
halten.

5 Länge der Zeit, vgl. Grimm, DWb 10, Sp. 493.

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