Baden
Vona Winckel Ehen deren Personen, so nit under der
Eltern oder Vormünder gewalt sein.
Nachdem die tägliche erfahrung mit sich bringt,
daß durch das heimlich Eheverloben ballerhandt er-
gernus und unraht, sonderlich aber wann die Par-
theien einander die Ehe nicht gestendig und kein
theil sein fürgeben beweisen kan, auch leichtlich be-
schwerliche Meinaidt erfolgen.b Solchem soviel müg-
lich zufürkommen, ist unser ernstlicher will unnd
meinung, da hinfürter die Personen, so nit under
vätterlichem gewalt oder verpflegt sein, sich verheu-
raten wöllen, cdaß sie solches in gegenwertigkeit er-
barer Leut thun, darmit sie auff den fall, deßhalber
Spän fürfallen, sollichs, wie sich im Rechten gebürt,
beweisen mögen, und da jemandts gerichtlich für-
kommen und an gebürlicher beweisung mangel er-
scheinen würde, dieselben nach gelegenheit und
umbstand der sachen nit allein |XVI| in die Gerichts-
kosten verdammet, sonder auch sonst gebürlich ge-
strafft werden.c
β A [Beilage von dritter Hand]: Die verbietung der heim-
lichen und winkelehen sol meines erachtens dahin die-
nen, das forthin on not zu erstattung der semiprobation
einem teil ein eid auffzuerlegen. Dan ob schon die be-
weisung zimlich stark, je doch, wan sie nit gnugsam,
könde der richter in crafft dises gebots mit gutem gewis-
sen den anspruch für nichtig erkennen. Dardurch würde
vil meineid verhüetet. Dieweyl in solchen fällen gemei-
niglich beide teil sich dess eids erbieten, da je ein teil
müesste einen falschen eid thon. Und ist dem ee richter
nit wenig zuwerk geschriten, welchem teil der eid seye
auffzuerlegen. Und da sich der richter in dem übersieht,
würt sein gewissen nit wenig beschweret. Welchem allem
möchte fürkommen werden durch ein solch gebott, das
die heimlichen ehen, so nit gnugsam köndten bewisen
werden, sollen für uncrefftig und nichtig erkennet wer-
den.
a B: Zum Dritten, von.
b-b A1: vilfeltiger, greulicher unrath als schwere Mainaidt,
Gotteslesterung, beschwerung der Gewissen, unerbar
beyschlaffen und sonst vil ander mergliche Ergernus, un-
richtigkeit und mängel erwachsen.
c-c A1: daß sie zum wenigsten drey oder zwo redlich, erbar,
unverdachte Personen darzu sollen nhemen, durch wel-
che die beschehene [verbessert aus: eingangne] Ehever-
pflichtung (wo es vonnöten sein würdt) gnugsam und
rechtmessiglich bewiesen werden möge. Würde sich aber
Da auch neben dem heimlichen verloben die
schwächung, schwengerung oder das bloß beyschlaf-
fen von der Mann- oder Weibs Personen angezogen,
bekendt oder sonst rechtmessig bewiesen würde, so
sollen beede, Mann- und Weibs Personen, ob gleich
von dunserer Vormundschafftd verordneten Eherich-
tern die Ehe für kräfftig erkennt, ehe und zuvor sie
zum Christlichen Kirchgange gelassen, mit derf ge-
fengknus oder in ander weg von wegen des heimli-
chen beyschlaffens, schwechung oder schwengerung
ernstlich gestrafft, auch der Frawen Person kein
Kräntzlin, gauch inen beeden kein Seitenspil oder
andere gepräng und Gastung zum Kirchgangg ge-
stattet werden. hWelches auch statt haben und ge-
halten werden soll, so die schwengerung oder schwe-
chung ervolgt unnd die Ehe unkrefftig erkendt
würdt.h Doch soll in solchem fahl der igeschwen-
gerten oder geschwechten Personi ir forderung, von
wegen der schwechung und schwengerung jrecht-
lich oder gütlich außzufieren, vorbehalten sein.jβ
|XVII|
zutragen, daß jemandes das ander umb die Ehe rechtlich
anclagen und die fürgebne, heimbliche Eheverpflichtung
nicht mit zeugen, so darbey gewest, oder andern recht-
messigen, glaubwürdigen Uhrkunden, wie sich gebürt,
darthun und beweisen kendte, sonder die angesprochne
Person würde mit recht von unser vormundschaft ver-
ordneten Eherichtern der Ehe halber ledig erkändt, soll
dieselbige Person, so im rechten verlüstig worden, nit
allein in die ufgeloffne gewönliche Gerichts Costen ver-
dammet, sondern auch nach gelegenheit derselben [ver-
bessert aus: der Personen und] andrer umbstende von
wegen der mutwilligen ubertrettung unserer Ordnung
gestrafft lassen werden.
d-d B: unsern.
e A1: Kirchgang und einsegnung.
f A1: dem Thurm.
g-g A1: zum Kirchgang und dann inen beeden kein offentli-
che hochzeit.
h-h A1: Gleichen verstandt soll es auch haben gegen den je-
nigen, do das beischlaffen, Schwechung oder Schwenge-
rung bekhendt oder erwiesen, aber die verlobung nicht
dargethan oder sonsten von unserer vormundschaft ver-
ordneten Eherichtern uß rechtmessigen ursachen nicht
zugelassen werden mögen.
i-i A1: Frawen.
j-j A1: sambt oder sonderlich vorbehalten, auch die clagen-
de Person dem antwortens des Gerichts Cossten abzule-
gen und zuentrichten schuldig sein.
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Vona Winckel Ehen deren Personen, so nit under der
Eltern oder Vormünder gewalt sein.
Nachdem die tägliche erfahrung mit sich bringt,
daß durch das heimlich Eheverloben ballerhandt er-
gernus und unraht, sonderlich aber wann die Par-
theien einander die Ehe nicht gestendig und kein
theil sein fürgeben beweisen kan, auch leichtlich be-
schwerliche Meinaidt erfolgen.b Solchem soviel müg-
lich zufürkommen, ist unser ernstlicher will unnd
meinung, da hinfürter die Personen, so nit under
vätterlichem gewalt oder verpflegt sein, sich verheu-
raten wöllen, cdaß sie solches in gegenwertigkeit er-
barer Leut thun, darmit sie auff den fall, deßhalber
Spän fürfallen, sollichs, wie sich im Rechten gebürt,
beweisen mögen, und da jemandts gerichtlich für-
kommen und an gebürlicher beweisung mangel er-
scheinen würde, dieselben nach gelegenheit und
umbstand der sachen nit allein |XVI| in die Gerichts-
kosten verdammet, sonder auch sonst gebürlich ge-
strafft werden.c
β A [Beilage von dritter Hand]: Die verbietung der heim-
lichen und winkelehen sol meines erachtens dahin die-
nen, das forthin on not zu erstattung der semiprobation
einem teil ein eid auffzuerlegen. Dan ob schon die be-
weisung zimlich stark, je doch, wan sie nit gnugsam,
könde der richter in crafft dises gebots mit gutem gewis-
sen den anspruch für nichtig erkennen. Dardurch würde
vil meineid verhüetet. Dieweyl in solchen fällen gemei-
niglich beide teil sich dess eids erbieten, da je ein teil
müesste einen falschen eid thon. Und ist dem ee richter
nit wenig zuwerk geschriten, welchem teil der eid seye
auffzuerlegen. Und da sich der richter in dem übersieht,
würt sein gewissen nit wenig beschweret. Welchem allem
möchte fürkommen werden durch ein solch gebott, das
die heimlichen ehen, so nit gnugsam köndten bewisen
werden, sollen für uncrefftig und nichtig erkennet wer-
den.
a B: Zum Dritten, von.
b-b A1: vilfeltiger, greulicher unrath als schwere Mainaidt,
Gotteslesterung, beschwerung der Gewissen, unerbar
beyschlaffen und sonst vil ander mergliche Ergernus, un-
richtigkeit und mängel erwachsen.
c-c A1: daß sie zum wenigsten drey oder zwo redlich, erbar,
unverdachte Personen darzu sollen nhemen, durch wel-
che die beschehene [verbessert aus: eingangne] Ehever-
pflichtung (wo es vonnöten sein würdt) gnugsam und
rechtmessiglich bewiesen werden möge. Würde sich aber
Da auch neben dem heimlichen verloben die
schwächung, schwengerung oder das bloß beyschlaf-
fen von der Mann- oder Weibs Personen angezogen,
bekendt oder sonst rechtmessig bewiesen würde, so
sollen beede, Mann- und Weibs Personen, ob gleich
von dunserer Vormundschafftd verordneten Eherich-
tern die Ehe für kräfftig erkennt, ehe und zuvor sie
zum Christlichen Kirchgange gelassen, mit derf ge-
fengknus oder in ander weg von wegen des heimli-
chen beyschlaffens, schwechung oder schwengerung
ernstlich gestrafft, auch der Frawen Person kein
Kräntzlin, gauch inen beeden kein Seitenspil oder
andere gepräng und Gastung zum Kirchgangg ge-
stattet werden. hWelches auch statt haben und ge-
halten werden soll, so die schwengerung oder schwe-
chung ervolgt unnd die Ehe unkrefftig erkendt
würdt.h Doch soll in solchem fahl der igeschwen-
gerten oder geschwechten Personi ir forderung, von
wegen der schwechung und schwengerung jrecht-
lich oder gütlich außzufieren, vorbehalten sein.jβ
|XVII|
zutragen, daß jemandes das ander umb die Ehe rechtlich
anclagen und die fürgebne, heimbliche Eheverpflichtung
nicht mit zeugen, so darbey gewest, oder andern recht-
messigen, glaubwürdigen Uhrkunden, wie sich gebürt,
darthun und beweisen kendte, sonder die angesprochne
Person würde mit recht von unser vormundschaft ver-
ordneten Eherichtern der Ehe halber ledig erkändt, soll
dieselbige Person, so im rechten verlüstig worden, nit
allein in die ufgeloffne gewönliche Gerichts Costen ver-
dammet, sondern auch nach gelegenheit derselben [ver-
bessert aus: der Personen und] andrer umbstende von
wegen der mutwilligen ubertrettung unserer Ordnung
gestrafft lassen werden.
d-d B: unsern.
e A1: Kirchgang und einsegnung.
f A1: dem Thurm.
g-g A1: zum Kirchgang und dann inen beeden kein offentli-
che hochzeit.
h-h A1: Gleichen verstandt soll es auch haben gegen den je-
nigen, do das beischlaffen, Schwechung oder Schwenge-
rung bekhendt oder erwiesen, aber die verlobung nicht
dargethan oder sonsten von unserer vormundschaft ver-
ordneten Eherichtern uß rechtmessigen ursachen nicht
zugelassen werden mögen.
i-i A1: Frawen.
j-j A1: sambt oder sonderlich vorbehalten, auch die clagen-
de Person dem antwortens des Gerichts Cossten abzule-
gen und zuentrichten schuldig sein.
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