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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0610
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Limpurg

verlobung halber nit geringe Ergernus zugetragen,
auch zubesorgen, damit fürderlichs einsehen ge-
schehe, daß sich bey diser rholosen, üppigen und
mutwilligen welt in könfftigs dergleychen fell noch
mehr begeben möchten, | 2 | desa wir auß diesen und
andern mehr hohen und nottwendigen ursachen,
auch mit vorgehabtem zeyttigem Rhat bewegt wor-
den, beine Christliche Eheordnung begreyffen zulas-
senb.xy
Darnach sich unsere Underthonenc und mennig-
lich, so uns mit diensten oder inn andere weg ver-
wandtd, hinfürtter zuverhalten, edeßgleichen auch
α C: I. Consensus parentum.
nungen so wohl inn Eheverlübnusen alß ausser desselben
allerhandt schwere Ergernussen und hochsträffliche
Leichtfertigkeiten durch verbottene, unordenliche Lieb
und daher volgender unzucht, schand und laster einge-
rissen, und wie laider die vast tägliche erfahrung be-
zeugt, je lenger jhe mehr dermassen heuffig uberhandt
nemmen wöllen, das wohl zubesorgen, wo diesem Gott-
losen weesen, bevorab bei diser jetzigen üppigen, ruech-
losen, muethwilligen, leichtferttigen und argen jungen
weldt nicht bey zeiten gesteuret und ernstlichen ge-
wehrt, die Obrigkeit sambt den underthonen durch Got-
tes gerechten Zorn ernstlich heimbgesucht und gestrafft
werden möchten. Dieweil wir dann, nicht weniger als un-
sere Christliche, inn Gott seeliglich ruhende vorfahren,
alle hailsame, Christliche Ordnungen und Satzungen zu
sonderm uffnemmen und verbesseren unserer undertho-
nen und angehörigen nit allein anzuordnen, sondern
auch die mit allem Ernst handt zuhaben gemaint sein:
Also haben wir unsere hiebevor angestelte Eheordnung
widerumb vor die handt genommen, dieselbige (nach
dem auch sonsten inn allen andern menschlichen Sachen
nichts so guet und bestendig, das nicht nach fürfallender
gelegenheit der zeit und Personen etwan geendert und
verbessert werden mag) etlicher massen ernewert, erclert
und verbessert.
z-z B1: Derwegen dan wailund der wolgeborn Herr Fride-
rich, Herr zu Limpurg, des Heiligen Römischen Reichs
Erbschenck und Semperfrey etc., unser inn Gott ruhen-
der, freundlicher, lieber Herr Vatter Christlicher, milter
gedechtnus, im jar der wenigern zal achtzig und acht aus
hoch beweglichen, notwendigen ursachen die vor jaren
begriffene Eheordnung widerumb übersehen, verbessern
und von newem publicieren lassen. Und aber wir und
wolgedachte unsere freundlicher lieber Gebrudere [B2:
unser freundlicher lieber Bruder und Vetter] nicht weni-
ger dan ermelter unser lieber Herr Vatter seliger dise und
dergleichen Heilsame, wolbedachte Christliche Consti-
tutiones und gute Ordnungen zu sonderm auffnemen und
verbesserung unserer Herrschafften und getrewen Un-
derthonen nach vermöglicheit mit ernst handtzuhaben
entlichen gemeint. Also haben wir mehrangeregte unsers
freundlichen lieben Herrn und Vatters Christliche Ehe-

unsere Eherichter in fürfallenden sachen desto Gott-
seliger, richtiger und schleiniger zuurtheylen wis-
sen.ez
Setzen und ordnen demnach ernstlich hiemit ge-
bietende, das fsolche unsere Eheordnungf von allen
unsern gAmptleutten,h Dienern, Underthonen und
angehörigeng strenglichi gehalten und die Überfah-
rerj mit hierin verleybtenk und andern gebürenden
Peenenl unnachleßlich gestrafftmn werden sol-
len.op
αqUnd erstlich rordnen, setzen und gebietten wir,r
ordnung widerumb vor die hand genomen, Und dieweil
auch sonsten inn allen andern menschlichen sachen
nichts so gut und bestendig, das nicht nach fürfallender
gelegenheit der zeit und personen etwa geendert und ver-
bessert werden mag, die selbige etlichermassen verne-
wert, erklert und verbessert, inmassen hiernach volgen
thut.
a A2: also seind.
b-b A2: Unsere Christliche Eheordnung, so wir im Jar der
wenigern Zal sibentzig drey begriffen und publiciren la-
ßen, widerumb vonn Newem zu revidiren, zu vermehren
und zu confirmiren.
c D und F: underthonen, Hoffgesindt.
d D und F: verwandt oder zugethon.
e-e D und F: auch der unwissenheit nicht zuentschuldigen,
dieselbige unsere ernewerte Eheordnung offentlich pu-
bliciren und verlesen zulassen bevohlen.
f-f B1: die.
g-g D und F: Beampten, Eherichtern und dienern.
h B1: Rhäten, Beampten.
i D und F: strenglich und mit allem ernst.
j B, D und F: Ubertretter.
k B1, D und F: angeregten.
l D und F: Pöenen und straffen.
m D und F: angezogen und gestrafft.
n C: gestrafft, auch alle darwider lauffende fäll fleißig zu
unserer Cantzley berichtet.
o D und F: sollen, alles, wie underschiedlich hienach volgt.
p Die gesamte Vorrede bis hierher fehlt in E.
q D, E und F Überschrift: I. Von unordenlichen Ehever-
lübdtnusen der Kinder, so ohne vorwissen und bewilli-
gung ihrer Elttern, Freundtschafft oder vormundern be-
schehen.
r-r B1, D, E und F: Nachdem die Göttliche, natürliche und
geschribene Rechten, auch Burgerliche Zucht und Er-
barkeit nicht allein den schuldigen gehorsam und gebür-
liche Ehrerbietung der Kinder gegen iren Eltern fleissig
erfordern und gebieten, herwiderumb [D, E und F: ent-
gegen auch] derselbigen verachtung und ungehorsam
ernstlich straffen, sondern auch [D, E und F: zugleich]
heilsamlich und wol verordnen, das diejenige, so noch
Eltern haben und under iren gewalt sein, inn allen wich-
tigen sachen beydenselbigen Rhat, hilff und trost suchen
und nemen, und one dero vorwissen und willen nichts

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