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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0629
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5. Kirchenordnung 1610

Schriffte.11 Und der hocherleucht Apostel Paulus be-
zeuget: Wann wir |3| zu einem hailigen Tempel inn
dem herrn und zu einer behaußung Gottes im Geist
wachßen wöllen, so müssen wir auff den grundt der
Apostel und Propheten erbawet sein, Eph. 2.12
Daher es auch die ainige Regel ist, Gal. 6,13 und
sein soll, darnach sich wie alle andere reine gottse-
lige Lehrer und Prediger also auch dieser Löblichen
Herrschafft Limpurg etc. richten, ihre Lehr und
Predigten, so sie der Gemein fürtragen, darauß nem-
men, mit dessen Zeugnussen bestettigen und, was
demef zuwider als ein Seelen gifft meiden, verwerf-
fen und verdammen, Gal. 1.14 Und dieweil solche
Prophetische und apostolische Schrifften in eine
richtige Ordnung der fürnembsten Puncten, darauff
sie als auff gewissen und starckhen Pfeilern besteht,
neben anzaigung und widerlegung viler Irthumb
und mißbräuch, so vor diesem under dem laidigen
Papstumb inn die Kirchen Gottes eingerissen, inn
der Augspurgischen Confession verfast, hernacher
inn der Formula concordiae (dern die damahls le-
bende Ministri wolermelter dieser Löblichen Herr-
schafft Limpurg etc. underschrieben) widerhohlet
und wegen eingerissener Secten deutlicher und weit-
ters erclert sein, ist beedes als der heiligen Schrifft
gemäß für ein offentliche glaubensbekandtnus und
zeugnus gehalten und jederzeit dargegeben worden,
wie sie dann noch sein und durch Gottes gnad und
Crafft zu Christlicher bestendigkeit bleiben sollen.
Darumb dann der allmächtige und barmhertzige
Gott unnachläßig inn glauben zu bitten und |4| ann
seinen gnedigen Verheissungen nicht zue zweiffeln,
das, der das guette werckh angefangen, werde es
auch zu Lob seines Göttlichen Namens, Erbawung
diser Christlichen Kirchen und aller derselbigen
wahren gliedmassen Seelen Seeligkeit vollführen,
biß an denn Tag Jesu Christi, Phil. 1.15 Amen.

e KO 1619: Schrifft danach.
f KO 1619: dennen.
g KO 1619: auff den.
h Fehlt KO 1619.
i KO 1619: freudt und.

11 Joh 5,39.
12 Eph 2,20-22.

Das Ander Capittel:
Von Sontags- und wochen Predigten sambt dem
Catechismo.
Es hatt die Göttliche Mayestatt den Sabath
oder Sonttag nicht allein selbsten gehailiget, Gen.
2,16 sondern auch zuhalten ernstlich verordnet, Ex-
od. 20.17 Und wie denn gehorsamen Seegen und al-
lerlei wolthaten versprochen, also den ungehorsa-
men den fluch, schwere Straffen und Landtsplagen
getrewet, Es. 56,18 Jer. 17.19 Derowegen alle und
jede Pfarherrn und Seelsorger fleißig dahin sehen
sollen und es ihnen ernstlich angelegen sein lassen,
das solcher tag Gott gehailliget, mit Gottseeligen
Uebungen zugebracht und alle Leichtfertigkeit und
uppiges weesen underlassen werde.
Und weil sonderlich auffg Dörffern die Gemein
allein an diesem tag inn großer anzahl zusammen
kompt, das wortt Gottes anzuhören, einen grundt
des glaubens zulegen und zulernen, wie das Leben
nach Gottes willen anzustellen und zu führen, |5|
auchh auß dieser weldt zur ewigen freudti seliglich
abzuschaiden, sollen sie billich mit desto größerm
fleiß und Ernst ihnen die glaubens Articul auß cla-
ren, deutlichen Sprüchen heiliger, göttlicher Schrifft
wol und threwlich weißen und, wie es für die Ein-
fältigen am bequembsten, viel und offt einbilden.
Auch nicht mit bloßer besuchung der Predigten
und gebrauch der hailigen Sacramenten zufriden
sein, Sondern stettigs auff die Crafft derselben trin-
gen, das sie sich inn werckhen des Geistes offenbar
mache, Gal. 5.20 Wie bei diser lezsten, sichern weldt
ohne underlaß zutreiben hochvonnöthen; Nicht we-
niger sollen sie Sündt und Laster mit Ernst straffen,
sonderlich die nicht wöllen erkent, als unglauben,
ungedult, böße gedanckhen, Neidt, haß, widerwil-
len, Geitz, oder für Sündt gehalten werden, als das
laider gewohnlich, aber schröckliche Gottslestern,
13 Gal 6,16.
14 Gal 1,6-9.
15 Phil 1,6.
16 Gen 2,3.
17 Ex 20,8-10.
18 Jes 56,2-7.
19 Jer 17,19-27.
20 Gal 5,22f.

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