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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0632
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Limpurg

Ist es umb zeit, das des herrn abendtmahl zu-
halten, werde es mit disen wortten angezaigt: Von
heut über acht tag (wils Gott) werden wir haltten
das gnadenreiche abendtmal unser geliebten herren
und heylandts Jesu Christi. Wer gnad hatt von
Gott, seine Sündt von hertzen zuerkennen, diesel-
bigen wahrhafftigw zuberewen, und glaubtt vestig-
lich, das sie ihme umb seines Lieben Sohns und des-
sen thewren verdienst und gehorsambs willen ver-
zigenx und vergeben sein, begert auch zu schuldiger
danckhbarkeit ein Christlich Gottseelig Leben
zuführen und seinen glauben zuerweisen, der wölle
sich nach unserer Christlichen Ordnung den Sambs-
tag zuvor anzaigen und also gefast machen, das er
sei ein würdiger gast bey demy disch des herren.
Wo ein allmueßen oder was anders zuverkündi-
gen, das würdt mit vermeldet also: Nachmittag
(oder wan es ist) würdt haußarmen Leutten alhie
ein allmuesen oder das gewöhnliche allmuesen auß-
gethailt werden, werz es nottürfttig, der wölle es mit
danckhbarkeit empfahen und gebrauchen.
Were dann für ein Kranckhe Persohn ein gemai-
nes gebett begehrt, so geschehe es mit solcher ver-
mahnung: Es ligt auch ein persohn in schwerer,
langwühriger, gefährlicher oder |12| tödtlicher
Kranckheit, die begehrt ewer Lieb, Christliche Für-
bitt, das der Barmhertzige Gott sich ihrer mit gna-
den annemmen und solches Creutz nach seinem
Göttlichen willen entbinden wölle. Dieweil wir dann
nicht allein füreinander zubitten schuldig, sondern
auch tröstliche zusagung haben, unser Gebett, so es
auß glauben gehe, sollea gewißlich erhöret werden,
wöllen wir auch dise Persohn uns trewlich lassen be-
vohlen sein, und den Barmhertzigen Gott ihretwe-
gen ersuchen, ungezweiffelter hoffnung gnediger er-
hörung mit einem andächtigen vatter unser.
Diß werde still gebett, und nach dem der Pfar-
herr sich wider auffricht, spreche er diese wortt: Der

w KO 1619: warhafftig zue gott.
x KO 1619: verzeihen.
y Fehlt KO 1619.
z KO 1619: werre.
a KO 1619: solle auch.
b-b Fehlt KO 1619.
c KO 1619: vorm.

allmechtig, barmhertzig Gott wölle unser gebett
gnediglich erhört haben und mit seiner gnad und
hilff bei uns alzeit sein, Amen. Zu endt volgen all-
wegen diese wortt: Pittet Gott, den herrn, für mich,
das will ich zu jeder zeit mit trewen auch für euch
thun, und last euch die armen mit ewrem allmuesen
bumb Gottes willenb bevohlen sein.
Wann sich als dann der Pfarherr von der Cantzel
wendet, so singe der Schuelmeister mit den Schue-
lern oder der Pfarherr mit der Gemein ein ge-
setz28 oder zwey der gebreuchigen Kirchengesang,
oder die auff das verordnete Fest gehörig, oder was
man von dem langen Psalmen und Liedern uberlas-
sen müessen und dahin verschoben. |13|
Nach dem gesang werde vomc altar ein Collect
verleßen nach gelegenheit der Predigt und zeit für
die dienerd Göttliches wortts, für die Obrigkeit, umb
Fried, guett wetter etc., wie sie ordenlich der Kir-
chen Ordnung einverleibt, item welche auff alle und
jede Feste verordnet. Darauff volge der Segen, es
were dann ein Kindt zutauffen oder des herrn
abendtmahl zuhalten, so werde das gesang und Col-
lect underlassen und die selben Actus fürgenommen,
wie an seinem Ortt meldung geschicht.
Von der Mittags Predigt und Catechismo.
Der Catechismus solle als ein nottwendig, nutzlich
werckh inn der Christlichen Kirchen auff alle und
jede Sontag zur mittags Predigt mit sonderlichem,
unnachläßlichem fleiß und Eyffer gehalten und ge-
triben werden. Sintemal hierdurch die Gemain Got-
tes am füeglichsten und besten kan erbawet werden,
daher mit Ernst immer anzuhalten, das nicht allein
die jugentf, sondern auch die alten solche Predigten
mit gfleiß undg andacht besuechen, darauß sie an-
laittung und verstand bekommen, damit sie sich inn
andere Predigten desto besser richten und die Arti-

d KO 1619: diener und.
e KO 1619: Fest verordentlich der Kirchen Ordnung, Item
welche auff alle und jede Fest.
f KO 1619: jungen.
g-g Fehlt KO 1619.
28 Strophe.

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