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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]; Bergholz, Thomas [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0653
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8. Kirchenbußordnung 1620

verärgert und belaidiget haben, nachlassen und ver-
zeihen sollen, in ansehung und betrachtung der
grossen, unaußsprechlichen Schuldt, so Er uns täg-
lich auß gnaden erlaßt, So habe Ich Sie auff Ihre
Bekantnus und flehenlich bitten, auß dem kräffti-
gen Befelch unsers HErren und Haylandes Jesu
Christi, da Er spricht Matthaei 18: Alles was Ihr
auff Erden lösen werdet, solle auch im Himmel loß
seyn,3 von solcher Ihrer verbrechung entbunden und
Ledig zehlet, ungezweiffelt, das solches so kräfftig
und gewiß seye, als handlets unser lieber HERR
Christus selbs. Wie Ich dann auch Euch wil ermah-
net haben, daß Ihr forthin GOtt für Augen haben
und nicht mehr sündigen, damit Euch nit etwas är-
gers widerfahre.
Ad populum:
Dergleichen bitte Ich Euch, umbstände4, auch
alle miteinander, daß Ihr, wie Ihr schuldig seynd,
vor diese Personen Gott anruffet, Er wolle Ihnen
Gnad verleihen, daß Ihr Buß rechschaffen und
Kräfftig seye, sich selbs auch in Gottes gehorsam
ergeben unnd daß Sie Gott für allen Sünden und
Aerger- |4| nussen behütten wolle, durch seinen ge-
liebten Sohne, unsern HERRN Jesum Christum,
AMEN.
Forma, wie die Personen, so Ehelichen mit
einander versprochen, aber vor dem Ehelichen
Kirchgang das Beyschlaffen oder Schwängerung
von ihnen begangen, der Kirchen für dem Altar zu
Ihrer Hochzeit vor der Einlaidtung fürgestelt,
auch abbitt thuen und deroselben mit vorgehender
Absolution eingesöhnet werden sollen.
Geliebte in dem HERRN, Es seynd diese gegen-
wertige Personen, welche Ihr alda Knyen sehet,
durch angeborne schwachheit ubereylet worden
unnd haben sich den Teuffel dermassen betriegen
lassen, daß Sie unordenliche vermischung unnd ge-
mainschafft gebraucht, GOtt damit erzürnet, unser
Christlichen Ob-| 5| rigkeit Gebott uberschritten, die
Gemain Gottes verärgert und also sich von Gott
3 Mt 18,18.
4 Umstehende = Anwesende.

und seiner lieben Kirchen und Gemain abgesöndert
unnd außgeschlossen haben. Dieses erkennen und
bekennen Sie jetzundt alhie Offentlich für Gott, sei-
ner Kirchen und Gemaine und ist Ihnen von Hert-
zen Laidt, haben aber doch das Starcke vertrawen
unnd zuversicht zu Gott, Er werde Ihnen auß uner-
forschlicher seiner Gnad und Barmhertzigkeit solche
unnd alle andere Ihre Sünde umb seines lieben
Sohns, unsers einigen Heylandes unnd Seeligma-
chers Jesu Christi willen gnädiglich verzeihen und
vergeben. Und in solchem Glauben unnd vertrawen
bitten Sie Gott und seine liebe Kirch und alle
Christglaubigen, die Sie verärgert haben, Sie wollen
Ihnen Ihre Sünden gnädiglich, Brüderlich und
Schwesterlich verzeihen unnd vergeben, seynd auch
deß Christlichen Vorsatzes, daß sie vermitels Gött-
licher Hülff und Gnaden dieser und aller anderer
Sünden, sie seyen heimlich oder offentlich, wider Ihr
Gewissen, sich hinfürters eussern und enthalten wöl-
len. Ist nun ein solches Ewer hertzlich Bekantnus
und abbitten gegen Gott und seiner heyligen Christ-
lichen Kirchen, so möget Ihr solches mit vernemb-
lichem Ja bezeugen. |6|
Dicant: Ja.
Dieweil dann nun Gott selbs in seinem heyligen
Göttlichen Wort allen Bußfertigen, glaubigen Sün-
dern vergebung Ihrer Sünden verheist und zusagt,
wil auch von uns haben und erforderts mit sonder-
lichem Ernst, das wir unsern Brüdern und Schwe-
stern Ihre Fehl unnd Sünden, damit Sie uns erzür-
net, verärgert oder belaidiget haben, nachlassen und
verzeihen sollen, In ansehung und betrachtung der
grossen unaußsprechlichen Schuld, so er uns tägli-
chen auß gnaden erläst, So wöllen wir demnach auß
dem kräfftigen Befelch unsers HErrn unnd Hay-
lands Jesu Christi, da Er spricht Matth. 18: Alles
was Ihr auff Erden lösen werdet, solle auch im Him-
mel loß seyn,5 Euch solcher Ewerer verbrechung
entbinden unnd ledig zehlen, ungezweiffelt, das sol-
ches so Kräfftig und gewiß seye, als handlets unser
lieber HErr Christus selbs, wie Ich dann auch Euch
5 Mt 18,18.

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