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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0654
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Limpurg

wil ermahnet haben, daß Ihr forthin Gott für Augen
haben unnd nicht mehr sündigen, damit Euch nicht
etwa ärgers widerfahre. |7|
Ad populum:
Dergleichen bitte Ich Euch, umbstände, auch
alle mit einander, daß Ihr, wie Ihr schuldig seynd,
vor diese Personen Gott anrüffet, Er wolle Ihnen
Gnad verleihen, daß Ihre Buß rechtschaffen unnd
kräfftig seye, sich selbs auch in Gottes gehorsam er-
geben unnd daß Sie Gott für allen Sünden und
Aergernussen behütten wölle, durch seinen geliebten
Sohn, unsern HERRN Jesum Christum, AMEN.
Forma, wie Ehebrecherische Personen der
Christlichen Kirchen am Sontag in offentlicher
Kirchversamblung under den Predigstuel
fürgestellet, der verärgerten Kirchen abbittung
thuen und nach empfangner absolution derselben
wider eingesöhnet werden sollen.
Geliebten in dem HERrn, hie zugegen stehet N.
N., welcher auß deß |8| laidigen Sathans anreitzen
und angeborner Menschlicher schwachheit sich an
Gottes und Weltlicher Obrigkeit Gebott mit dem
schändlichen Laster deß Ehebruchs Schwerlich ver-
griffen und die Kirch Gottes verärgert hat. Weiln Er
aber mit der Weltlichen Obrigkeit versöhnet, Schew-
et Er sich nit, in jetziger seiner gegenwart auß de-
mütigem, reuhigem Hertzen dem Ewigen Gott einen
Bußfertigen Fußfall und der Christlichen Kirche ein
hertzliche abbittung zu thuen, auff das Er von Gott,
allein umb deß Allerheiligsten Verdienstes Jesu
Christi willen, zu gnaden wider auffgenommen und
der Christlichen Kirchen eingesöhnet, wider ein
Glidmaß derselben seyn unnd bleiben möge.
Nun ist aber Euch als Christen auß Gottes Wort
bewust, daß uns armen Menschen, die wir in Sünden
empfangen und geboren,β der grimmige Sathan als
ein prüllender Löwe ohne underlaß nachschlei-
chet,γ suchent, welchen Er nit allein könte in Sünd,
Schand und Laster werffen, sondern gar verschlin-
gen und zur Hellen ziehen, darzu dann die Welt mit
β Psalm 51 [7].
γ 1 Petr. 5 [8],

Ihren bösen Exempeln und unser verderbtes Fleisch
mit seinen bösen Lüsten unnd Begür-| 9| den getrew-
lichen helffen und uns zum Argen Locken unnd an-
raitzen, Also das es bald geschicht, daß der Heut
stehet, gar leichtlich Morgen in schwere Sünde fal-
len kan.δ
Zum Andern aber werden wir tröstlich under-
richtet, daß der getrewe Gott nit wölle, daß wir in
Sünden sterben und verderben sollen, sondern daß
wir dieselbigen erkennen unnd bekennen, Herztlich
beweinen unnd in ungezweyffeltem Glauben auff
den Verdienst unsers lieben Herrn und Haylands
Jesu Christi Vergebung all unserer Sünden suchen,
so sollen dieselben, wann sie gleich Blutrott seyn,
Schneeweiß werden, unnd wann sie gleich seyn wie
Rosinfarb, sollen sie doch wie Wohlen werden.ε
Weilen dann solchem unwidersprechlich also und
gegenwertiger N. N. vor Gott unnd seiner thewr er-
kaufften Kirchen in wahrer Hertzrewe (als wir hof-
fen) seine grosse Sünde und schweres verbrechen er-
kennet unnd offentlich bekennet, mit söhnlichem
Seuffen und Hertzthrenen Gott, dem Himlischen
Vatter, in wahrem Glauben auff den Verdienst un-
sers HErren Jesu Christi abbittet, Gnad unnd Ver-
gebung derselben begehret, unnd Euch gegebner |10|
Aergernus wegen umb Brüderliche verzeihung und
fürbitt zu Gott demütig ersuchet, So seynd wir
Erstlich schuldig, Ihme, der da begehret von seinem
Fall auffgericht zu werden, herziger Vorbitt zu Gott
die Christliche Brüderliche hülffshand zubieten.
Darnach frage der Minister:
N. N. Ist solches dein Her[z]liches flehen, bitten
und begehren von Gott und seiner Kirchen, so be-
stettige es mit einem lautern, vernemblichen Ja.
Dicat: Ja.
Weiln wir dann dieses unsers Mitbruders bitten und
verlangen angehöret, seynd wir Ihme Christlich zu
willfahren für Gott schuldig. Derhalben wöllen wir
uns seines als unsers aignen Jammers annemmen
und in folgendes Gebett denselbigen einschliessen,
δ 1. Cor. 10 [12],
ε Esaiae 1 [Jes 1,18].

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