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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0676
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Neckarbischofsheim

Forma der Einfürung Christlicher Eheleuthen.
Wa sich zwo personen, mans und weibs, mit vor-
wissen, bewilligung und zulassung der Obrigkait,
auch der baider Ehe gezogenen Eltern und freundt-
schafft, sich in Ehlichen stande begeben wellen, wirt
den selben personen ire bezogne Ehe vor der kirchen
offentlich zu bestettigen nicht ehe zugelassen, sy
seyen dan durch den pharrherrn zuvor drey Sontag
nacheinander uf der Cantzel verkündigt, und so sy
als dan hierauff für der gemein sich fürstellen und
confirmiren lassen wellen, wirt soliches |3r| dem
pfarrherrn ain tag zuvor angezaigt und umb ein
hochzeit predig gebetten, damit er sich gefast ma-
chen khönne. Und da der hochzeitliche tag verhan-
den, wirt umb acht uhr das erst, umb halbe Neune
das ander zaichen zur predig und umb Neune aber
zusamen geleuthet. Und pflegt man den 128. psalm
zu singen, bis das das volckh zusamen kommet.
Nach disem getht der pfarrherr uf die Cantzel und
thut ein predig von dem Ehestand nach glegenhait
der zeit und personen, beschleust mit dem gebet,
und wirt hernach gesungen der 67. psalm. |3v |
Hierauff trit der pfarrherr für den altar und redet
die baide junge verlopte personen mit disem nach-
volgenden oder ungeferlich der gleichen worten an:
Wellet ir, gegenwertige newe Eheleuth, ewere eh-
liche bezogne pflicht vor gott, dem allmechtigen,
und seiner Christlichen gemainde alhie offenlich be-
zeugende confirmiren und bestetigen lassen, so megt
ir euch [mit] Christlich beschaidenhait und andacht
im Namen des allerhechsten hieher verfiegen.
Alsbald dan sy vor dem altar erschinen, redet sie
der pfarrherr an und spricht: |4r|
N. und N., begert ir miteinander im stand der
H[eiligen] Ehe zu leben und solich ewer Christlich
fürnemen zugegen dißer gemein bestettigen und be-
zeugen? So sprecht:
Ja, wir wellen.

18 Mage = Verwandter, vgl. Grimm, DWb 12, Sp. 1435.
19 Die Frage nach den Ehehindernissen soll also in den drei
Gottesdiensten vor der Hochzeit verlesen werden.

Darauff der pfarrherr ferners zum volckh gewendet:
So neme ich euch umbstender alle zu, zeugen
und bit euch, soliches zu gedenckhen, darzu ist ye-
mandts hie, zu wissen hindernuss der Ehe an disen
personen Sippschafft oder Magschafft18 halber, auch
göttlicher gebott, oder das ir eins gegen einer andern
personen etwan sonsten verpflichtet und der ehe
halben verbunden were, der welle das |4v| selbige
melden.
Zu dem ersten mal, zum andern und zum dritten
mal.19
Hierauff pausiert der pfarrherr ein weil, und so
es niemandt widerspricht, redet er die baide Ehe-
leuth an:
Dieweil dan niemandts hie ist, der soliches wi-
dersprechen wil, so bestettige der allmechtig gott,
das er an euch gewirckhet hat, und ewer anfang sey
in dem Namen gottes, des herren, der himmel und
Erden erschaffen hat. Amen.
Dann nimpt der pfarrherr jedes rechte hand, gibt sy
zusamen und lest im nach sprechen I. Spon[sus]: |5r|
Ich, N., gestehe, das ich dich, N., genomen hab,
und neme dich zu meinem ehelichen weib und globe
dir deß mein trew vor gott, dem allmechtigen, und
seiner Christlichen gemein, alhie zugegen, dich ni-
mermer zuverlassen, weder in lieb noch in laid.
Ebnermassen lest er auch die Brautt (mutatis
tantum mutandis) nachsprechen, confirmirt sy dar-
auf wie volgt:
Und ich als ein diner unsers Herren Jesu Christi
bestetige dise ewere eheliche pflicht |5v|, die ir hiemit
einandern gethon habt, und sprech euch ehlichen
zusamen in dem Namen gottes, des vatters und des
Sons und des H[eiligen] gaistes, amen. Was nun gott
zusamen gefügt hat, sol der mensch nicht schai-
den.20

20 Mt 19,6.

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