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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0681
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Kirchenordnung 1560

dem allmechtigen gott durch trewliche fürbit befel-
chen, das gott der Mutter helffen und das kindlin
mit seinem H[eiligen] gaist begnaden welle, es von
Sünden erledigen und entlich umb Christi Jesu wil-
len, der fir alle Sünder gestorben, welle ewig selig
machen.
2. Zum andern soll er fragen, ob das kind mit
rechtem, natürlichen wasser getaufft sey, und ob sy
auch gewiß seien, das dis kindlin recht getaufft seye.
3. Zum dritten sol er fragen, was man für wort
darzu gesprochen habe, als es ist getaufft worden.
|18r|
Soliches alles sol man sich erfaren bey den wei-
bern, so darbey geweest sind. Wo sy dan sagen wer-
den, das sy gott über dem kind in der noth angeruf-
fen und nach beschehenem gebett im Namen gottes,
des vatters und des Sons und des h[eiligen] gaists,
getaufft haben und rechte ordnung gehalten, das sy
auch nit zweifflen, sondern des ufs gewissest seyen,
wan das kindlin gleich so bald gestorben, das es den-
nocht recht getaufft wer, So soll es der pfarrherr
keins wegs widertaufen, sonder es bei solicher tauf
bleiben lassen, und es alda in die zal der Christlichen
gemaindt annemen und auf nachvolgende weis be-
volchen werden und sagen.
Vermahnung.
Ir aller liebsten, nemet zu hertzen die grosse
gnad und Barmhertzigkeit, die gott an uns in der
tauf tut | 18v|, da er sein freundtlichhait und gutwill-
kigkait gegen uns erzaigt und uns nicht umb gerech-
tigkait willen der werckh, so wir gethan haben, son-
der nach seiner Barmhertzigkait durch das bad der
widergeburt und ernewerung des h[eiligen]
gaists35 selig macht, dan er alda in crafft des worts
durch seinen gaist tedtet, vertilget und abwaschet
alles, das uns zu Sündern macht, befleckht oder ver-
dampt, gleich als er im Rotten meer die feind seines
volckhs erseufft36 und in der Sindtflut alles flaisch
bis an acht seelen, die erhalten wurden, vertil-
get,37 so macht uns auch dises wasserbad im wort
gottes seelig, nicht das abthun des unflats an eim
35 Tit 3,5.
36 Ex 14.
37 Gen 7f.

flaisch, wie im leiblichen wasser eusserlich be-
schicht, sonder |19r| der bundt eines guten gewissens
mit gott durch die uferstehung Jesu Christi,38 dar-
durch wir in crafft des göttlichen bundes in unsern
gewissen gerainiget und versichert werden, bayde
mit gottes wort und Sacrament des tauffs, das alles
das ufgehebt, todt und ab oder vergeben seye, so uns
befleckhen und verdamen mag. Wir sind auch im
gewissen frey, ledig und sicher, das wir mit gott ver-
einiget im bundt stehn, und uns nicht zur verdam-
nus soll geraichen, dargegen aber sollen wir auch die
verzigne Sind meiden und denselben gleich todt
sein, dan alle, die wir getaufft sind, sind in den todt
Jesu Christi getaufft,39 so sind wir je auch mit ime
getauft durch die tauf in den todt und also der Sün-
den und gantzem |19v| leben abgestorben und zue
ruhe gestelt, das uns nichts verdamen noch von der
huld gottes absündern kan.
Darumb sollen wir nun gott billich danckhen
und umb seine unaussprechliche gnad danckhen,
darneben aber auch ernnstlich und andechtigklich
bitten, das er sein angefangnes werckh welle an uns
und allen denjenigen volbringen, so zur hailigen tauf
berueffen und gebracht werden, aber disem deinen
diner N., oder dise deine dienerin N., so im Namen
gottes, des vatters und des Sons und des h[eiligen]
Gaists, mit dem wasser nach dem bevelch Christi
getauft ist. |20r|
Das wir aber desto gewisser kinndten beten, so
heret zuvor das Evangelium, das sich unser Herr
Jesus Christus gnugsam vernemen last, das er sich
der kinder annemen welle, derhalben wir desto bes-
ser für sy zu bitten haben.
Also schreibt der Evangelist Marcus am 10. capi-
tel:40
Zu der zeit brachten sy kindlein zu Jesu, das er
sy anrürte, die jünger aber furen die an, die sy
trugen. Da es aber Jesus sahe, ward er unwillig und
sprach zu inen: Lasset die kinndlein zu mir kommen
und weret inen nicht, dan solichen ist das Reich got-
tes, warlich, ich sage euch, wer das Reich gottes
38 1Pt 3,21.
39 Röm 6,3.
40 Mk 10,13-16.

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