Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0692
License: Free access  - all rights reserved
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Neckarbischofsheim

weisne wolthaten, und in sonderhait das du uns dise
vergangne nacht so gnedigklich vor allem übel
durch deinen vetterlichen willen behütet und be-
waret hast. Güettiger vatter, wir biten dich demüet-
tigklich aus grundt unsers hertzens von wegen dei-
ner unaussprechlichen güette und grundtloßen
Barmhertzigkait, du wollest uns auch disen tag vor
allem unglickh und des teufels |52v | list und boßhait,
auch vor pestilentz, krieg, thewerung, aufruhr,
Blutvergiessen und dem besen, schnellen, ge-
hen78 todt gnedigklich beschirmen und verleihen,
das wir den heutigen tag nicht in Sünd[e]n und
leichtfertigkait, sonder in zucht, demüettigkait, Er-
barkait, keuschhait, brüederlicher liebe und aller
gottseligkait also gehorsamlich volbringen megen,
wie di[ser]o unser dinst, thun und laßen dir am aller
besten gefallen mag. Dein h[eiliger] Engel behütte
uns, damit der bese feindt und tückhische, verfluch-
te gaist seinen wilen an uns nicht volbringen könne,
|53r| sonder dein h[eiliger] wille alle zeit gefirdert
werde. Du wollest auch, h[eiliger] vatter, alle unsere
arbait (weil die selbige on dein segen unfruchtbar
ist) also segnen und benedeien, das wir dardurch ni-
mermehr aufheren, dich zu loben und zu preisen,
auch den nutz unsers Nechsten zu befirdern, durch
Jesum Christum, deinen eingebornen Son, unsern
Herren und erleser, der mit dir sampt dem h[eiligen]
gaist lebet und regiert, warer, gebenedeyter gott,
von ewigkait zue Ewigkait. Amen. |53v|
Von den Wochen predigen.
Gleicher weis wie zway frühe gebet wochentlich,
also werden auch zwo wochen und tags predigen ge-
halten, uff den Mittwochen und Freytag, dan pfarr-
herr und prediger jeder Materia convententem aus
aim buch alts oder Newen Stestamentsp für sich ne-
men und continuando dem gemainen volckh alweg

n Durch die Buchbindung unleserlich.
o Durch die Buchbindung unleserlich.
p Sic!
q Durch die Buchbindung unleserlich.
r Wohl: unser.
78 Jähen.

1/2 stund erkleren, da zu eingang der predig, bis das
sich das volckh versamlet: Nun freuet euch liebe
Christengemain79, oder: Das hail ist uns komen
her,80 oder: |54r| Durch Adams fal ist gantz ver-
derbt81, gesungen wirt oder sonst, was zur Matteri
oder zeit dint.
Nach disem verrichtedt der pfarrherr oder pre-
diger sein vorhabende predig, beschleust die selben
mit anruffung göttliches Namens für alle gegenwer-
tige und zufallende angst und Not ye nach glegen-
hait der zait, doch nimbt er alwegen die 2 nachvol-
gende gebet inclusive mit vorgehender erinnerung
|54v|, ime mit brinnstiger andacht nach zu sprechen.
Prima oratio pro peccatis.
O allmechtiger, barmhertziger gott und himli-
scher vatter, des Barmhertzigkait kein ende ist, der
du langmü[tig]q, gnedig und von grosser güete und
trew bist und vergibst die Missethat, übertrettung
und Sünde. Wir haben mißhandlet und sünd gottloß
gewest und [haben] dich offt erzürnet, dir allein ha-
ben wir gesündiget und vor dir übel gethan, aber,
herr, gedenckh nicht an unsere |55r| vorige missethat.
Laß bald deine Barmhertzigkait über uns grösser
sein, dan wir sind fast elend worden, hilf uns, unse-
rerr lieber gott unsers hails, errette uns und vergib
uns unsere Sünd umb der Eren willen deines h[eili-
gen] Namens und von wegen deines lieben Sons, un-
sers hailandts Jesu Christi, der mit dir in ainigkait
des h[eiligen] Gaists regiert und lebt immer und
Ewigklich. Amen.82
Für die Frücht der Erden. |55v|
Allmechtiger, milter, himlischer vatter, in des
hand himel und erden stehn, durch welches wort alle
dinng erschaffen, ohn deinen segen alle dinng ver-
maledeit und unfruchtbar sind, wir biten dich durch
Christum Jesum, unsern erleser, deinen aingebornen

79 Luthers „Nun freut euch, lieben Christen gmein“, AWA
4, Nr. 2.
80 „Es ist das Heil uns kommen her“ von Paul Speratus,
Wackernagel III, S. 31f.
81 Von Lazarus Spengler, Wackernagel III, S. 48f.
82 Nach KO Brandenburg-Nürnberg 1533, vgl. Osian-
der, GA V, S. 149; Sehling, EKO XI, S. 189.

674
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften